Er – und auch die nachfolgende Theoriebildung zur Bürokratie etwa bei Niklas Luhmann – übergehen aber die prägenden Entwicklungen spätmittelalterlicher Verwaltungspraktiken. Das Ziel des Vortrages ist, die Bewältigungsstrategien für soziale, ökonomische und ökolo-
gische Probleme durch spätmittelalterliche Administrationen zu untersuchen. Dies geschieht nicht nur am Beispiel von Großstädten wie Paris, Lübeck oder Prag, sondern vor allem
auch an den Klein- und Kleinststädten mit wenigen hundert Einwohnern in Mitteleuropa, die mit Beispielen aus dem Elsaß, Schleswig-Holstein und Böhmen repräsentiert sind. Dabei geht es um kommunale beziehungsweise herrschaftliche Formen von Bürokratie, aber auch um genossenschaftliche und korporative Verwaltungen, wie etwa Bruderschaften, Klosteradministrationen und Stiftungsverwaltungen. In ihrer schieren Menge hatten gerade diese in Europa einen großen Anteil an der schriftlichen Revolution – dem spätmittelalterlichen Bürokratisierungssschub. Methodisch gilt der Blick dem weiten Feld der Verbreitung von Schriftlichkeit, dem Wissenstransfer, den Formularen, Rechenstrategien, Buchhaltungstechniken, und wie diese Austragungsort gesellschaftlicher Entwicklungen darstellten.
Gerald Schwedler studierte Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Anglistik und Philosophie an den Universitäten Salzburg, Oxford, Rom und Heidelberg. Im Jahr 2006 wurde er an der Universität Heidelberg promoviert. Die Habilitation erfolgte an der Universität Zürich im Jahre 2016, der Titel der Habilitationsschrift lautet: „Vergessen,
Verändern, Verschweigen und damnatio memoriae im frühen Mittelalter“. Er hatte Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Zürich, Konstanz und Heidelberg inne. Seit 2018 ist er Professor für Geschichte des späten Mittelalters sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Forschungsinteressen umfassen die Geschichte des Spätmittelalters, Wirtschafts- und Diplomatiegeschichte, Rituale, Vergessen und Konfliktforschung.
Die „Prager Vorträge“ der Prager Außenstellen des CollegiumCarolinum, des Deutschen Historischen Instituts Warschau sowie der deutsch-tschechischen Forschungs- und Vermittlungsplattform GWZO prague FLÚ wenden sich in erster Linie, aber nicht nur an tschechische Fachhistorikerinnen und -historiker. Sie sollen helfen, einen Begegnungs- und Kommunikationsort zwischen tschechischen und deutschen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern zu bilden.
Hinweise zur Teilnahme:
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Termin:
12.12.2024 17:00 - 18:30
Veranstaltungsort:
Valentinská 91/1
CZ 110 00 Praha 1
Gebäude SLÚ AV ČR, 3. Stock
110 00 Prag
Tschechische Republik
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
30.08.2024
Absender:
Virginie Michaels
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de//mobile/de/event77578
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