Für den Computernutzer daheim ist er meist nur ein Ärgernis; für Bewahrer des digitalen Erbes in Bibliotheken, Archiven und Museen hingegen eine Bedrohung: Der wuchernde Dschungel sich verändernder Dateiformate. Für viele davon werden besondere Leseprogramme benötigt, so genannte "Viewer", die meist kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden können. Doch wird man auch noch in Jahrzehnten´die passenden Viewer finden? Die drohenden Inkompatibilitäten zwischen alten Dateien und neuer Software könnten zu einem ernsten Problem für die digitale Langzeitarchivierung werden.
Fachleute fordern bereits öffentliche Nachweissysteme, die wichtige Informationen über Dateiformate langfristig vorhalten. Einer von ihnen ist Stephen Abrams von der amerikanischen Harvard University Library. In seiner Keynote auf der "International Conference on Preservation of Digital Objects", kurz iPRES, die am 15. und 16. September in Göttingen stattfinden wird, werden daher Nachweissysteme ein zentrales Thema sein.
Der Anspruch an die digitale Langzeitarchivierung sei hoch, meint Abrams im Vorfeld der Konferenz. Zwar sollten die Archive von morgen alle nur denkbaren Dateiformate unterstützen, doch seien diese überaus vielfältig. Zu komplex, so
Abrams, als dass ein Archivar die Eigenheiten jedes Formats genau zu kennen vermöge. Doch gerade von der Fähigkeit, diese "digitalen Objekte" exakt zu charakterisieren, etwa unterschiedliche Versionen des verbreiteten PDF-Formats, hinge es ab, ob solche Dateien langfristig überhaupt lesbar blieben. Denn erst die genaue Kenntnis des Formats erlaube Interpretation, Wiedergabe und Bearbeitung der kodierten Dateiinhalte.
Dies sei eine Grundvoraussetzung für langfristige Archivierung digitalen Materials. Zuverlässige öffentliche Nachweissysteme für solche Informationen, so genannte Registries, seien damit eine Notwendigkeit.
Theorie und Praxis von Nachweissystemen
In seiner Keynote "Digitales Format und Erhaltung" (Digital Format and Preservation) am zweiten Tag der Konferenz wird Abrams aber nicht nur die Theorie solcher Nachweissysteme vorstellen, sondern auch praktische Ratschläge (Best Practices) für die digitale Langzeitarchivierung geben. Die jüngsten
Softwareentwicklungen zur Formaterkennung und die Abhängigkeiten von Arbeitsabläufen (Workflows) von den jeweiligen Dateiformaten sollen ebenfalls diskutiert werden. Zwei Fallstudien zur Umwandlung (Migration) von Formaten für die Langzeitarchivierung werden den Vortrag abrunden.
Zur Person:
Stephen Abrams ist Manager des Programms "Digitale Bibliothek" (Digital Library) der Harvard University Library und erforscht Möglichkeiten zur Erhaltung digitaler Objekte in Archiven. Auch ist er Leiter des JHOVE-Projekts, eines JavaiPRES Frameworks, welches formatspezifische Identifikation, Charakterisierung und Validierung digitaler Objekte erlaubt und zur Zeit auch bei der SUB Göttingen getestet wird. Abrams beteiligt sich an der Entwicklung des PDF/A-Standards und ist führend bei den Bemühungen um die Entwicklung eines
weltweiten Nachweissystems für digitale Formate (Global Digital Format Registry). Unter anderem arbeitet er eng mit der Internationalen Vereinigung von Standardisierungsgremien (ISO) zusammen und ist Mitglied des bekannten Berufsverbandes IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers).
Zur Veranstaltung:
iPRES ist Teil einer Serie internationaler Konferenzen zur digitalen Langzeitarchivierung und soll Experten Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch geben. Die Konferenz wird mit internationaler Unterstützung im Rahmen des Projekts "nestor - Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung" von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
organisiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sind Förderer der Veranstaltung.
Weitere Informationen über das Tagungsprogramm, den Veranstaltungsort und Informationen zu Referenten stehen online auf http://www.langzeitarchivierung.de/ipres. Dort ist auch die Online- Registrierung für die Teilnahme möglich. Die reguläre Teilnahmegebühr beträgt inklusive aller Angebote des Rahmenprogramms 120 Euro, die Unterkunft kann in ausgewählten Hotels bis zum 31. August 2005 zu einem vergünstigten Tarif gebucht werden. Weitere Auskünfte erteilt Dr. Heike Neuroth, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, E-Mail neuroth@sub.uni-goettingen.de,
Tel. 0551/39-3866.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
15.09.2005 - 16.09.2005
Veranstaltungsort:
Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG)
Raum 103, 1. Stock
Platz der Goettinger Sieben 5
37073 Göttingen
Niedersachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
Arten:
Eintrag:
24.08.2005
Absender:
Dipl. Met. Birgit Bott
Abteilung:
Unternehmenskommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event14624
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