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Veranstaltung


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07.10.2009 - 07.10.2009 | Zürich

Schwämme vom Mittelalter bis heute: Primitive Requisiten oder Hochleistungsorganismen?

Schwämme besitzen weder Sinnes- noch andere Körperorgane, ernähren sich durch Filtration und sitzen als Kelch, Lappen, Schleiernetz oder Kruste weitgehend unbeweglich am Untergrund fest. Etwa 9000 Arten sind bekannt. Ein Grossteil besiedelt die Weltmeere, eine geringe Artenzahl auch das Süsswasser. So einfach wie diese Organismen geformt scheinen, so vielseitig sind ihre Anwendungen.
Nach Berichten von Plinius wurden Schwämme in der Antike nicht nur zu Räucherungen eingesetzt, sondern mit reinem Wein vollgesogen herzkranken Patienten auf die linke Brust gelegt oder uringetränkt auf Bisswunden aufgetragen.
Ritter und Soldaten benutzten Schwamm-Polster für Helme und Beinschienen, Diebe banden sie sich bei Einbrüchen unter die Füsse, um ihre Schritte zu dämpfen.
Jahrhundertelang waren Schlaf- und Weckschwämme gebräuchlich. "Wenn man bei einem Menschen etwas sägen oder schneiden will", schreibt Nikolaus von Salerno, "so nehme man Opium, den Saft des Bilsenkrautes, unreife Brombeeren, Salatsamen, Schierlingssaft, Mohn, Alraune und Efeu; gebe diese in ein Gefäss und tränke einen Schwamm damit. Bei Bedarf kann man nun ein Stückchen von diesem in Wasser tauchen und dem Patienten in die Nasenlöcher stecken; dann wird er alsbald einschlafen."
Forschungsgruppen in heutiger Zeit sind damit beschäftigt, aus Schwämmen Substanzen zu isolieren, die als Wachstums - oder Entzündungshemmer wirksam sind. Da die bruchfesten Nadeln von Glasschwämmen aus amorphem Silikat bestehen, ist geplant, diese wie kommerzielle Lichtleiter zu nutzen.
Aber auch die Genetik hat neue Erkenntnisse parat: Alle Schwämme stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der jedoch kein Vorfahr der Wirbeltiere ist, womit auch der Mensch nicht vom Schwamm abstammt!

Referenten:

- Dr. Dirk Erpenbeck (Department für Geo- und Umweltwissenschaften, Paläontologie & Geobiologie, LMU München)
Seine Spezialgebiete: Molekulare Evolution und Stammesgeschichte der Schwämme, Phylogenomik, DNA-Taxonomie und Chemotaxonomie
Vortrags-Schwerpunkte: - Übersicht - Stammbaum der Tiere, Schwämme als ältester rezenter Tierschwamm, Evolution der Schwämme und ihre Besonderheiten

- Prof. Dr. Werner Müller (Angewandte Molekularbiologie, Uni Mainz)
Seine Spezialgebiete: Marine Naturstoffforschung, bioaktive Substanzen, molekulare Biomaterial-Wissenschaften, Meeresbiologie, Tiefsee-Biomineralien
Vortrags-Schwerpunkte: - Forschung - Skelettelemente von Schwämmen und komplexe elektronische Schaltkreise, Enzyme und Antibiotika, Keramiken

- PD Dr. Iris Ritzmann (Medizinhistorisches Institut, Uni Zürich)
Ihre Spezialgebiete: Patientengeschichte, Pädiatriegeschichte, Professionsgeschichte, Seuchengeschichte und Medikalisierung
Vortrags-Schwerpunkte: - Anwendung - Schlaf- und Weckschwämme, Schwämme in der operativen Medizin, Schwämme als Heilmittel und Reinigungsutensilien

- Poster-Ausstellung auf dem H-Stock zum Thema Schwämme -

Hinweise zur Teilnahme:
Wir laden alle an derartigen Inhalten interessierten Personen herzlich ein, sich an unseren Veranstaltungen zu informieren und Fragen und Meinungen mit den eingeladenen ExpertInnen zu diskutieren. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Termin:

07.10.2009 17:30 - 20:00

Veranstaltungsort:

ETH Zürich
Campus Science City, Hönggerberg
Wolfgang-Pauli-Strasse
Gebäude HCI, Hörsaal G 3
8093 Zürich
Zürich
Schweiz

Zielgruppe:

Wissenschaftler, jedermann

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Biologie, Geowissenschaften, Medizin, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften

Arten:

Eintrag:

30.07.2009

Absender:

Roman Klingler

Abteilung:

Corporate Communications

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event28122


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