Wilhelm von Humboldt entwarf ein Bildungsideal, das die Vervollkommnung des Menschen in den Mittelpunkt stellte. Es sollte in der Entfaltung der Persönlichkeit münden, ohne dass damit noch ein weiteres, darüber hinausreichendes Ziel intendiert war. Spätestens seit der Bologna-Reform und dem Wunsch, die Berufsfähigkeit bereits nach drei oder vier Jahren durch einen Bachelor zu gewährleisten, ist die Bildungsdiskussion in einer Diskussion über Ausbildung aufgegangen: Die Erlangung eines sicheren Berufes, eines höheren Einkommens und des sozialen Aufstiegs stehen seitdem gänzlich im Mittelpunkt der Bildungsdebatte.
Der Trend, die „employability“ als Ziel der Bildung zu betrachten, ohne Beachtung der humboldtschen Tradition, ist besonders in den Forderungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu erkennen. Sie empfiehlt die generelle Erhöhung der Akademikerquoten mit dem Hinweis, dass die Arbeitslosenrate unter Akademikern besonders gering sei. Auch die Wirtschaft sieht in der stärkeren Ausrichtung auf die Arbeitsmarktfähigkeit eine positive Entwicklung und begründet dies u. a. mit der immer weiter steigenden Komplexität der Berufe und der internationalen Konkurrenz. Möchte man Europa aber mit anderen Weltregionen vergleichen, muss man auf die unterschiedlichen Ausgangslagen achten. Indien beispielsweise beendet sich in einer ganz anderen wirtschaftlichen und sozialen Lage als Deutschland oder Frankreich. Denn während die meisten europäischen Länder damit zu kämpfen haben, dass Akademiker keinen Beruf ausüben können, der ihrem Bildungsstand entspricht, versuchen Länder wie Indien ihren sehr niedrigen Anteil an Akademikern zu erhöhen. Bildungsziele müssen demnach zwar unter Berücksichtigung des internationalen Vergleichs aber auch der speziellen Bedürfnisse von Gesellschaften formuliert werden.
Generell ist jedoch auch zu fragen, ob die Konzentration auf die Bedürfnisse von Unternehmen förderlich für die gesellschaftliche Entwicklung ist. Ist Bildung tatsächlich mit Berufsfähigkeit gleichzusetzen? Welche Rolle spielen Globalisierung und internationale Vernetzung für diese Fragen? Welche Vor- und welche Nachteile hat das derzeitige Bildungssystem und wie könnte es optimiert werden?
Podium
Prof. Dr. Andreas Gestrich
Deutsches Historisches Institut London
Max Weber Stiftung
Prof. Dr. Justus Haucap
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE)
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften
und der Künste
Prof. Dr. Hans-Joachim Roth
Universität zu Köln
Moderation: Andrea Lueg
Deutschlandfunk/WDR 5
Hinweise zur Teilnahme:
Bitte melden Sie sich bis zum 9. Dezember 2015 an.
Wir weisen darauf hin, dass die Veranstaltung aufgezeichnet wird. Der Mitschnitt wird als Download auf unserer Homepage angeboten werden. Es ist auch eine Übertragung im Hörfunk vorgesehen.
Weitere Informationen und Anmeldung
Denis Walter
Geisteswissenschaft im Dialog
Max Weber Stiftung
Rheinallee 6
53173 Bonn
Tel: 0228/37786-20
Fax: 0228/37786-19
E-Mail: gid@maxweberstiftung.de
Web: www.geisteswissenschaft-im-dialog.de
Blog: gid.hypotheses.org
Twitter: #gid15
Termin:
10.12.2015 18:30 - 20:15
Anmeldeschluss:
09.12.2015
Veranstaltungsort:
Nordrhein-Westfälische Akademie
der Wissenschaften und der Künste
Karl-Arnold-Haus der Wissenschaften
Palmenstraße 16
40217 Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
17.11.2015
Absender:
Joachim Turré
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event52658
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