Es gilt als ausgemacht, dass die Differenzierung der Bildungswege nach Leistung am Ende der Grundschule zu einer Verstärkung der sozialen (und ethnischen) Ungleichheiten im Bildungserfolg führt – und das besonders in Deutschland.
Der Vortrag geht der Frage nach, ob das wirklich zutrifft. Das wohl wichtigste Problem bei den Befunden bisher: Bei den für die Analyse der Bildungssysteme meist verwendeten (PISA-)Daten fehl(t)en alle leistungsbezogenen Merkmale vor dem Übergang und für die Zusammensetzung der Schulen bzw. Schulklassen nach den kognitiven Fähigkeiten, also alles das, worauf es eigentlich ankommt. Zur Lösung dieses Problems werden die Variationen in der Strenge der Differenzierung zwischen den 16 deutschen Bundesländern genutzt und mit den geeigneteren Daten der Projekte "Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter" (BiKS) und „National Educational Panel Study“ (NEPS) empirisch geprüft. Es zeigt sich, dass es die stets behaupteten sozialen Schließungseffekte einer (strengeren) Differenzierung nach Leistung praktisch nicht gibt, sich aber die leistungssteigernden Effekte zeigen, die in den Begründungen für die Leistungsdifferenzierung immer vermutet wurden.
Der Vortrag verknüpft die verschiedenen Aspekte schrittweise mit den wissenschaftlichen, öffentlichen und (bildungs-)politischen Debatten über das Verhältnis von Bildungssystemen und sozialer Ungleichheit in den letzten 20 Jahren.
Leopoldina-Mitglied Prof. Dr. Hartmut Esser, Universität Mannheim
Hartmut Esser ist emeritierter Professor der Universität Mannheim. Er studierte Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Köln, wo er 1974 auch promovierte. 1981 folgte die Habilitation in Bochum, die Habilitationsschrift behandelte das Thema „Assimilation und Integration. Eine handlungstheoretische Analyse des Eingliederungsprozesses von Wanderern“. Er hatte ab 1978 verschiedene Professuren zu den Methoden der Empirischen Sozialforschung an den Universitäten Duisburg und Essen und für Soziologie an der Universität zu Köln inne. In Mannheim war er zwischen 1985 und 1987 Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) und besetzte von 1991 bis 2009 an der Fakultät für Sozialwissenschaften dort den Lehrstuhl für Soziologie und Wissenschaftslehre. Er ist Mitglied der European Academy of Sociology, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und seit 2001 der Leopoldina.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
16.11.2016 18:00 - 19:00
Veranstaltungsort:
Vortragssaal der Leopoldina, Am Jägerberg 1
06108 Halle (Saale)
Sachsen-Anhalt
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Pädagogik / Bildung
Arten:
Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
26.10.2016
Absender:
Caroline Wichmann
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event55819
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