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Veranstaltung


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15.03.2018 - 15.03.2018 | Leipzig

Preußische Burgenrenaissance in der Schweiz - die Schlösser Schadau, Oberhofen und Hünegg

Gastvortrag

Vollständiger Titel: Von der Nogat zum Thunersee: Preußische Burgenrenaissance in der Schweiz - die Schlösser Schadau, Oberhofen und Hünegg

Referentin: Dr. phil. Elisabeth Crettaz-Stürzel (Freiburg, Schweiz)

Ausgehend von der Marienburg in Westpreußen und dem Verdikt Friedrichs des Großen “Das Schloss bleibt stehn!” von 1772 sowie der um 1815 einsetzenden preußischen Burgenromantik am Rhein widmet sich der Vortrag der “preußischen” Burgenrenaissance in der Schweiz. Vorgestellt werden drei romantische Thunerseeschlösser im Berner Oberland: Schadau, Oberhofen und Hünegg.
“Preußen in der Schweiz” – wie das? Im Gegensatz zu vielen europäischen Staaten, wo der vom Adel getragene neue Burgenkult meist einem politischen Kalkül gehorchte, blieb die Burgenrenaissance bei den Schweizern im Lokalen und Privaten verhaftet. Die neualten Burgen hatten nichts genuin Nationales an sich und waren nicht typisch schweizerisch! Das erklärt sich aus der Geschichte der Eidgenossenschaft, die sich in ihrem Selbstbild schon seit dem 15. Jahrhundert im Unterschied zu den benachbarten Monarchien explizit republikanisch und nicht feudal darstellte.
Mit einer Ausnahme: Neuchâtel (Neuenburg). Was oft auch unter Historikern vergessen wird: Von 1707 bis 1857 war der heutige Schweizer Kanton Neuenburg ein preußisches Fürstentum – la Principauté de Neuchâtel et Valangin – und damit eine Mini-Monarchie. 150 Jahre lang (!) waren sechs preußische Könige, von Friedrich I. bis Friedrich Wilhelm IV. in Personalunion auch Fürsten von Neuenburg. Nicht zufällig gab es daher im mittleren 19. Jahrhundert eine von Berlin inspirierte Burgrenaissance im Preußisch-Neuenburger Patriziat auf Schweizer Boden, und zwar vor der pittoresken Alpenkulisse am Thunersee im Berner Oberland.
Diese aristokratischen Burgwiederherstellungen wurden getragen von dem wohlhabenden Geldadel aus Neuenburg, und der war stramm royalistisch und preußentreu. Diese international tätigen Großhandelsleute und Textilfabrikanten, Sklavenhändler, Finanziers, Militärs und Diplomaten im Dienste Preußens waren durch die Hohenzollernherrscher als Dank für ihre vielfältigen Gefälligkeiten in den Adelsstand erhoben worden. Porträts von Friedrich dem Großen (le Grand Frédéric) oder “der schönen Königin Luise” (la belle Reine Louise), die sich Napoléon entgegengestellt hatte, zieren bis heute die Salons der Neuenburger Schlösser. Friedrich Wilhelm IV., der “Romantiker auf dem Thron”, liebte seine Neuenburger, sie liebten ihn, und er besuchte sein Fürstentum sehr gerne. Die Beziehungen zwischen Neuenburg und Berlin waren 150 Jahre sehr eng, sind dann im 20. Jahrhundert eingeschlafen und werden derzeit wieder belebt, nachdem 2013 eine Ausstellung im Neuenburger Kunstgeschichtsmuseum “Sa Majesté en Suisse – Neuchâtel et ses princes prussies” diese vergessene(n) Geschichte(n) erneut ins Licht gerückt hat.

Dr. phil. Elisabeth Crettaz-Stürzel (ex Castellani Zahir): Geboren in Hannover, Studium der Kommunikationswissenschaften, Kunstgeschichte und Soziologie in Deutschland und der Schweiz. Kunstgeschichtslizentiat in Fribourg zur Neuenburger Profanarchitektur des Klassizismus. Promotion 1992 in Basel zum Wiederaufbau von Schloss Vaduz im Fürstentum Liechtenstein. Langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Denkmalpflege der Stadt Zürich und des Kantons Fribourg/Freiburg i.Ue. Forschungen zur europäischen Burgenrenaissance sowie zur Schweizer Frauengeschichte, Denkmalpflege, Kunst- und Architekturgeschichte. Seit 1996 selbständige Gutachtertätigkeit zu kunst- und bauhistorischen Fragen. 1998–2005 Mandat des Schweizer Nationalfonds zu Identität, Heimatstil und Reformarchitektur in der Schweiz. Seit 2005 Studien zu barocken Kapellen im Val d’Anniviers (Wallis). Kuratorin der Ausstellung „Sacrément beau!“ in der Chapelle du Château de Vissoie (2014). 2006–2008 Interreg-Franco-Suisse Forschungsauftrag zur um 1900 durchgeführten Restaurierung von Château Ripaille bei Thonon-les-Bains/Haute-Savoie (Frankreich). Bauforschung zur Tiroler Burgenrenaissance mit Schwerpunkt Schloss Tirol in Südtirol (2017). 2009–2013 Kuratorin der Ausstellung „Sa Majesté en Suisse - Neuchâtel et ses princes prussiens“ (Seine Majestät in der Schweiz – König von Preussen und Fürst von Neuenburg) im Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel MAHN (Katalogbuch 2013). Seit 2014 in Zusammenarbeit mit Berliner Kulturträgern (u.a. GSTA KP, DHM) Anschlussforschung zu den preussischen Königsportraits in Neuenburger Sammlungen. Gründungsmitglied der Association Neuchâtel-Berlin ANB.

Hinweise zur Teilnahme:
keine

Termin:

15.03.2018 ab 14:15

Veranstaltungsort:

GWZO, Specks Hof (Eingang A)
Reichsstraße 4-6, 4. Etage
04109 Leipzig
Sachsen
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

Relevanz:

regional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie

Arten:

Vortrag / Kolloquium / Vorlesung

Eintrag:

14.02.2018

Absender:

Virginie Michaels

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event59781


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