idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.01.2011 09:15

Erste detaillierte Daten über ein im gasförmigen Zustand stabiles Protein

Dr. Christian Flatz Büro für Öffentlichkeitarbeit und Kulturservice
Universität Innsbruck

    Forscher um die Innsbrucker START-Preisträgerin Kathrin Breuker haben ein Protein entdeckt, das auch im gasförmigen Zustand über lange Zeit stabil gefaltet bleibt. Durch vergleichende Studien des gelösten und gasförmigen Proteins konnten die Forscher zeigen, dass eine Kombination von elektrostatischen Wechselwirkungen für diese erstaunliche Stabilität verantwortlich ist. Die neuen Erkenntnisse werden helfen, Eiweißstrukturen besser zu verstehen. Die Wissenschaftler berichten darüber in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Angewandte Chemie International Edition.

    Proteine sind die Bausteine des Lebens und übernehmen vielfältige Aufgaben im Organismus. Die meist sehr komplexen räumlichen Strukturen dieser Makromoleküle haben entscheidenden Einfluss auf ihre biologischen Funktion. Diese Strukturen im Detail zu verstehen, erweist sich jedoch als schwierig. Mit bisherigen Methoden kann die Struktur von Proteinen nur in kondensierter Form, etwa in Kristallen, untersucht werden. Ein von Dr. Kathrin Breuker vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck angewendetes Verfahren, die Fourier-Transform-Ionen-Zyklotron-Resonanz-Massenspektrometrie, erlaubt nun auch die Untersuchung gasförmiger, von Lösungsmitteln freier Proteine. Die gelösten Biomoleküle werden dazu vom Lösungsmittel getrennt und ionisiert und dann in einer Vakuumkammer vermessen. „Mit dieser Methode sehen wir die Eiweiße quasi im ‚nackten’ Zustand durch unser Messinstrument fliegen“, verdeutlicht die Forscherin. Gemeinsam mit ihrem Institutskollegen Priv.-Doz. Martin Tollinger hat Breuker nun ein ganz spezielles Protein ins Visier genommen. Tollinger hatte mittels Kernspinresonanzspektroskopie schon länger die Struktur und Stabilität des Proteins KIX in gelöster Form untersucht. KIX besteht aus drei gebündelten Helixspiralen und weist besondere Stabilitätseigenschaften auf, wie Breuker und Tollinger nun zeigen konnten. „Während Proteine in der Gasphase normalerweise innerhalb von Millisekunden ihre natürliche Faltung verlieren, fliegt KIX mindestens vier Sekunden lang stabil gefaltet durch die Vakuumkammer“, erzählen die Forscher von ihrer überraschenden Beobachtung.

    Proteinstrukturen besser verstehen
    Durch einander ergänzende Analysen konnten Breuker und Tollinger detaillierte Daten zu dem Protein gewinnen. Grund für die besondere Stabilität von KIX sind demnach elektrostatische Wechselwirkungen. Die Forscher schreiben die Stabilität vier unterschiedlichen Typen von Wechselwirkungen zu, wobei die sogenannten Salzbrücken –Ionenbindungen zwischen positiv und negativ geladenen Seitenketten der Proteine – am meisten zur Stabilität beitragen. Vergleichende Studien zeigen aber, dass erst die Kombination mehrerer Wechselwirkungstypen diese hohe Stabilität garantiert. „Damit steht uns erstmals ein Modellsystem für die Analyse von Proteinstrukturen in der Gasphase zur Verfügung, mit dem auch andere bzw. neue Methoden getestet werden können“, erklärt Kathrin Breuker. „Diese Untersuchungen helfen uns, Proteinstrukturen besser zu verstehen.“ Dabei geht es vor allem um die Frage, welche Wechselwirkungen die Struktur von Proteinen stabilisieren. Das Protein KIX eignet sich besonders gut für diese Untersuchungen, weil nicht nur die Struktur als Ganzes sondern auch einzelne Details im gasförmigen Zustand erhalten bleiben. „Unser Ziel ist es, weitere strukturelle Eigenschaften zu bestimmen, die uns Aufschluss über das Verhalten der Proteine in unterschiedlichen chemischen Umgebungen geben können“, sagen die beiden Wissenschaftler.

    Kathrin Breuker ist Mitglied des Forschungszentrums für Molekulare Biowissenschaften (CMBI) der Universität Innsbruck und wurde 2007 mit dem START-Preis ausgezeichnet. Martin Tollinger leitet eine eigene Arbeitsgruppe am Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck. Die Forschungsarbeiten wurden vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF unterstützt (Y372, P19428). Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Angewandte Chemie International Edition veröffentlicht.

    Rückfragehinweis:
    Dr. Kathrin Breuker
    Institut für Organische Chemie
    Universität Innsbruck
    Tel.: +43 512 507-2892
    E-Mail: kathrin.breuker@uibk.ac.at
    http://www.bioms-breuker.at/


    Weitere Informationen:

    http://dx.doi.org/10.1002/anie.201005112 - Electrostatic Stabilization of a Native Protein Structure in the Gas Phase. Kathrin Breuker, Sven Brüschweiler und Martin Tollinger. Angewandte Chemie International Edition 2011. DOI: 10.1002/anie.201005112


    Bilder

    Dr. Kathrin Breuker und Priv.-Doz. Martin Tollinger vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck.
    Dr. Kathrin Breuker und Priv.-Doz. Martin Tollinger vom Institut für Organische Chemie der Universit ...
    Foto: Uni Innsbruck
    None

    Aufgrund elektrostatischer Wechselwirkungen bleibt die Struktur des Proteins KIX auch im gasförmigen Zustand für mindestens 4 Sekunden erhalten.
    Aufgrund elektrostatischer Wechselwirkungen bleibt die Struktur des Proteins KIX auch im gasförmigen ...
    Grafik: Uni Innsbruck
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Kathrin Breuker und Priv.-Doz. Martin Tollinger vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck.


    Zum Download

    x

    Aufgrund elektrostatischer Wechselwirkungen bleibt die Struktur des Proteins KIX auch im gasförmigen Zustand für mindestens 4 Sekunden erhalten.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).