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29.03.2011 17:40

Tagung BolognJa: Gute Lehre im Mittelpunkt

Theo Hafner Pressestelle
HIS Hochschul-Informations-System GmbH

    Etwa 130 Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungsministerien, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie Qualitätsmanager/innen, Lehrende und Studierende diskutierten im Rahmen der Tagung „BolognJa: Studienstruktur! Studienzeit! Studienmanagement?“ über die Studierbarkeit von Studiengängen. Zu der gemeinsamen Tagung luden die Stiftung Universität Hildesheim und die HIS Hochschul-Informations-System GmbH am 23. und 24. März 2011 nach Hildesheim ein.

    Die Tagung bot erstmals einen Überblick über die Forschungsergebnisse der BMBF-Förderlinie „Hochschulforschung als Beitrag zur Professionalisierung der Hochschullehre“. Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf der Hochschullehre, verknüpft wurden die Forschungsergebnisse mit der Diskussion über Interventionsmöglichkeiten. Insbesondere wurde die Perspektive der Studierenden auf die Reform einbezogen. Während am ersten Tagungstag Studienergebnisse und Methoden im Fokus standen, wurden am zweiten Tag mögliche Ansätze erarbeitet, mit denen sich die Lehr- und Lernsituation verbessern ließe.

    Folgende Ergebnisse der Tagung lassen sich festhalten:

    Wo „steht“ Bologna?
    Die 1. Phase der Strukturreform ist weitgehend abgeschlossen: Rund 80 % der Studiengänge sind auf Bachelor und Master umgestellt. Damit studieren 2/3 der Studienanfänger/innen und mehr als die Hälfte aller Studierenden in den neuen gestuften Studiengängen. Nun beginnt die 2. Phase der Reform. „Hier rücken Fragen der inhaltlichen Ausgestaltung in den Vordergrund. Bis 2020 müssen wir in der Reform die Probleme in der Umsetzung, vor allem für eine erfolgreiche Lehre, angehen“, betonte Dr. Peter Zervakis, Leiter des Bologna-Zentrums der Hochschulrektorenkonferenz. Bereits heute begegnen die Hochschulen den gewachsenen Ansprüchen an gute Lehre, z. B. durch Lehrpreise und Weiterbildungsmaßnahmen. Hochschulforschung sollte diese Entwicklung unterstützen, um eine empirisch geleitete Weiterbildung zu befördern.

    Studienzeit!
    „Studienzeit ist Lebenszeit, die Studierende nicht durchhasten, sondern in der ihnen Studier-, Lern- und Entwicklungsprozesse gelingen sollen“, meint Professor Dr. Erwin Wagner vom center for lifelong learning an der Stiftung Universität Hildesheim. Zunehmend jedoch fühlen sich Studierende durch ihr Studium belastet und zeitlich eingespannt. Befunde der 19. Sozialerhebung (http://www.sozialerhebung.de) vom Deutschen Studentenwerk und HIS stützen diese Einschätzung: Im Schnitt wandten 2009 die Studierenden insgesamt 44 Stunden pro Woche für ihr Studium und Erwerbstätigkeit auf. Jeder dritte Studierende studiert und arbeitet mehr als 50 Stunden pro Woche. Bachelor-Studierende verbringen im Schnitt 3 Stunden mehr mit Studieren als ihre Kommiliton/inn/en in den Diplom-Studiengängen. Jeder fünfte Studierende im Bachelor (19 %) stuft die zeitliche Belastung als zu hoch ein (vs. 15 % aller Studierender).
    Das Forschungsprojekt ZEITLast der Stiftung Universität Hildesheim geht der Frage nach, was Studierende aus ihrem Studium machen und welche Ursachen es für den empfundenen Stress geben kann. „Neben der allgemeinen Belastung im Lebensabschnitt Studium gibt es auch Belastungen, die mit Bologna assoziiert werden, z. B. das Gefühl fehlender Flexibilität oder, in drei Jahren mit dem Studium fertig sein zu müssen. Die Studierenden scheinen sich auch eigenen Stress zu machen. Von den Aussichten nach dem Studium fühlen sie sich eher bedrängt und bedroht als gelockt“, erläutert der Leiter des Projekts, Professor Wagner.
    Was macht für Studierende ein gutes Studium aus? „Zwischen 80 und 90 % der Bachelor-Studierenden halten berufspraktische Bezüge für eminent wichtig. Schaut man sich an, wie die Hochschulen diese Erwartung nach Einschätzung der Studierenden einlösen, ist das Bild zweigeteilt: Während die Fachhochschulen für die Integration berufspraktischer Bezüge in das Studium von den Studierenden relativ gute Noten erhalten, fällt die Beurteilung an den Universitäten sehr verhalten bis kritisch aus“, erläutert Dr. Christoph Heine vom HIS-Institut für Hochschulforschung. Auch sprechen die neuen Studiengänge nach Aussage Dr. Roland Blochs vom Institut für Hochschulforschung Wittenberg e.V. für die Zunahme eines strategischen, effizienten Studierverhaltens: „Konnten in den traditionellen Studiengängen inhaltliche und berufsorientierte Herangehensweisen koexistieren, so nimmt die Berufsorientierung in den neuen Studiengängen scheinbar zu.“

    Studienstruktur!
    Im Rahmen der BolognJa-Tagung beklagten Studierende mehrfach, dass es „nur noch wenig Gestaltungsspielräume“ und einen „Verschulungsprozess“ gebe. „Überall und in kurzer Zeit sind Prüfungen und Leistungen zu erbringen. Es bleibt keine Zeit, um eigene Interessen an Themen zu vertiefen“, so eine Studierende. Nach den jüngsten Ergebnissen des Studienqualitätsmonitors 2010 äußern sich die Studierenden zwar überwiegend (70 %) zufrieden mit der fachlichen Qualität der Lehrveranstaltungen, aber weniger als die Hälfte ist zufrieden mit dem Aufbau bzw. der Struktur des Studiengangs (41 %) oder der didaktischen Vermittlung des Lehrstoffs (45 %). Fachhochschulen schneiden hier im Urteil der Studierenden deutlich besser ab als Universitäten.

    Studienmanagement?
    Der zweite Tag behandelte die Frage, welche Konzepte sich anbieten, um die Qualität in der Lehre zu verbessern. Neben der Weiterentwicklung bisheriger Veranstaltungsformen sollten Modulprüfungen besser abgestimmt, Blockveranstaltungen vermehrt angeboten und Career Center aufgewertet werden. Dr. Klaus Wannemacher von HIS hebt auch die Bedeutung digitaler Angebote hervor: „Neue Dienste zur Studienorientierung und Wissensüberprüfung wie Online-Self-Assessments und tutoriell begleitete Online-Brückenkurse tragen zur Senkung der Abbrecherquoten in Bachelor-Studiengängen bei. Sie erleichtern den Einstieg in neue Studienphasen. Studierende können digitale Lerneinheiten dazu nutzen, um Wissen aufzufrischen oder um sich auf einen weiterbildenden Masterstudiengang vorzubereiten.“ Professor Wagner sieht Interventionsansätze im Bereich des Studienmanagements und in spezifischen Kompetenztrainings. Studierende müssten fit gemacht werden im Selbst- und Zeitmanagement sowie in Arbeitstechniken.

    Stand der Bologna-Forschung
    Im 11. Jahr der Bologna-Reform sieht Professor Wagner für die Hochschulforschung in Deutschland viele Forschungsfelder: „In manchen Wissensbereichen können wir über längere Zeit auf Daten blicken, wie etwa bei der Sozialerhebung und dem Studienqualitätsmonitor von HIS. Diese Daten sind für die Beschreibung der Studiensituation sehr wichtig.“ Zukünftig müsse die Hochschulforschung auch stärker erkunden, was genau in Studium und Lehre passiert und wie sich die Reform auswirkt. „Für wirksame Interventionen in der Hochschuldidaktik müssen wir unterschiedliche Lehrformen konstruieren, ausprobieren und miteinander vergleichen. Insbesondere die Lehrforschung hat hier einen Weg vor sich“, so Wagner.

    Nähere Informationen:
    Prof. Dr. Erwin Wagner, Stiftung Universität Hildesheim
    Tel.: 05121 883-960
    E-Mail: wagner@uni-hildesheim.de

    Dr. Klaus Wannemacher, HIS GmbH
    Tel.: 0511 1220-260
    E-Mail: wannemacher@his.de

    Pressekontakt:
    Isa Lange, Stiftung Universität Hildesheim
    Tel.: 05121 883-102
    E-Mail: presse@uni-hildesheim.de

    Theo Hafner, HIS GmbH
    Tel.: 0511 1220-290
    E-Mail: hafner@his.de

    Astrid Richter, HIS GmbH
    Tel.: 0511 1220-382
    E-Mail: a.richter@his.de


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    Anhang
    attachment icon Presse-Info 'Tagung BolognJa: Gute Lehre im Mittelpunkt' als PDF-Datei

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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