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25.04.2012 12:21

Wahlprogramme in Schleswig-Holstein: Piraten Mittelmaß, FDP unverständlich, Linke dogmatisch

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    Studie der Universität Hohenheim untersucht Verständlichkeit, Dogmatismus, Wortwahl und Tonalität bei den Landtagswahlprogrammen in Schleswig-Holstein

    Die FDP unverständlich, die Linke dogmatisch, die SPD mit Wohlfühl-Wahlkampf, die Piraten erobern das Mittelmaß: Kurz vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein haben Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim die Wahlprogramme der sechs größten Parteien wissenschaftlich durchleuchtet.

    „Die Wahlprogramme von CDU und FDP sind vergleichsweise undogmatisch“, erklärt der Kommunikationswissenschaftler Jan Kercher. Wörter wie „immer“, „nie“, „ausschließlich“ oder „niemand“ fanden die Forscher bei den beiden Koalitionären deshalb vergleichsweise selten. Die höchste Dichte für solche Anzeichen einer dogmatischen, wenig kompromissbereiten Sprache machten die Forscher bei den Linken und der Piratenpartei aus. SPD und Grüne rangieren im Mittelfeld.
    „Auffällig ist, dass die Parteien je nach Thema mal mehr, mal weniger dogmatisch formulieren“, erläutert Kercher. So sind die Grünen bei Umwelt, Energie und Verkehr, die Linken bei der Sozialpolitik dogmatischer als bei anderen Themen.
    Die Forscher untersuchten die Landtagswahlprogramme von CDU, SPD, FDP, Grünen, Linken, und Piraten aber nicht nur auf deren Dogmatismusgrad. Sie achteten auch darauf, wie verständlich ihre Formulierungen sind und ob negative oder positive Aussagen vorherrschen.

    Pastelltöne bei Regierungsparteien, Grau-in-grau bei Opposition – bis auf die SPD
    Die Analyse zeigt, dass sich vor allem die beiden Regierungsparteien in ihren Wahlprogrammen in besonders vielen Wohlfühl-Formulierungen ergehen. So fanden die Experten der Universität Hohenheim insbesondere in den Programmen von CDU und FDP positive Signalwörter wie „Wohlstand“ oder „Wachstumsmotor“.
    Vergleichsweise düster sind dagegen die häufigsten Vokabeln in den Wahlprogrammen der Opposition. Besonders die Linken gebärden sich als Schwarzseher. Wörter wie „Armut“ oder „Schuldenlast“ tauchen auf der Oppositionsbank häufiger auf. Einzige Ausnahme: die SPD. „Ihr Programm klingt sogar noch positiver als das der FDP“, resümiert Dr. Anikar Haseloff. „Im Themenbereich Bildung und Forschung entfallen bei den Sozialdemokraten auf jede negative Aussage 19,4 positive Aussagen.“ Mit 20,5 positiven Aussagen pro negative Aussage liegt nur die CDU knapp darüber.

    Linke besonders selbstverliebt
    Die Schwerpunkte der einzelnen Programme lassen sich auch aus den am häufigsten gewählten Wörtern ablesen: „Frauen“ und „Kinder“ sind demnach den Linken ein großes Anliegen, während die Piraten pauschal von „Bürgern“ reden. Bei der SPD dominieren die Verben „stärken“, „unterstützen“, „einsetzen“, bei den Piraten hingegen „setzen“, „sollen“, „fordern“ und „müssen“.
    Daneben erwähnen die Parteien sich selbst sehr gerne. Unangefochtener Meister in dieser Disziplin sind die Linken. SPD und Grüne verzichten darauf hingegen weitgehend.
    „Bei allen Parteien steht natürlich Schleswig-Holstein im Mittelpunkt. Deshalb ist es neben ‚Land’ das häufigste Wort in allen Landtagswahlprogrammen“, erläutert Wahlkampf-Experte Kercher.

    Linke sprechen einfachste Sprache, Piraten verlieren sich in Formulierungen
    Die FDP zieht mit dem unverständlichsten Wahlprogramm in den Wahlkampf: „Ihre Texte sind kaum verständlicher als die meisten politikwissenschaftlichen Doktorarbeiten“, urteilt Kercher, der vor Kurzem seine eigene Doktorarbeit zum Thema „Verständlichkeit von Politikern“ abschloss. „Damit ist es für den Großteil der Bevölkerung kaum lesbar.“ Auch CDU und Piraten können nicht unbedingt mit Verständlichkeit punkten. Ganz anders die Linkspartei: Sie belegt vor SPD und Grünen den ersten Platz in dieser Disziplin.
    Deutlich verständlicher als das ausführliche Wahlprogramm sind bei den meisten Parteien die Kurzfassungen. Nur die SPD kann mit ihrem kurzen „Sofort-Programm“ nicht punkten. Weit abgeschlagen landet es auf dem letzten Platz. „Eines muss man der SPD allerdings zu Gute halten“, ergänzt Kercher, „sie hat mit Abstand am meisten Mühe in ein ansprechendes Layout ihres Wahlprogramms investiert, während bei den anderen Parteien noch immer Bleiwüsten angesagt sind.“
    Text: Weik / Klebs

    Kontakt für Medien:
    Dipl. rer. com. Jan Kercher, Universität Hohenheim, Fachgebiet Kommunikationswissenschaft insb. Kommunikationstheorie, Tel.: 0711/459-22287, E-Mail: jan.kercher@uni-hohenheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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