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13.07.2012 16:54

Magnetisierende Diagnostik

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Magnetische Gram-Färbung zum Nachweis von Bakterien

    Für erste Verdachtsdiagnosen und um die Auswahl von Antibiotika zu vereinfachen, greift man seit langem auf die Gramfärbung von Bakterien als diagnostische Routine-Methode zurück. Auf einfache Weise lassen sich Bakterien damit unter dem Mikroskop in zwei Klassen einteilen: grampositiv und gramnegativ. Amerikanische Forscher stellen in der Zeitschrift Angewandte Chemie nun eine Weiterentwicklung vor: die magnetische Gramfärbung, mit deren Hilfe eine klassenspezifische automatische magnetische Detektion und Trennung möglich wird.

    Die Gramfärbung wurde vor etwa hundert Jahren vom dänischen Bakteriologen Hans Christian Gram entwickelt. Bakterienkulturen werden dazu mit dem Farbstoff Kristallviolett gefärbt, der sich in die Mureinschicht der Bakterienzellwände einlagert. Durch Behandlung mit iodhaltiger Lösung entstehen wasserunlösliche Komplexverbindungen zwischen Kristallviolett und Iod. Es gibt zwei Klassen von Bakterien, die sich im Aufbau ihrer Zellwände unterscheiden. Die einen sind von einer dicken Mureinschicht umhüllt, die anderen Bakterien tragen nur eine dünne Mureinschicht. Während die anschließende Behandlung mit Ethanol den Farbkomplex aus der dünnen Mureinschicht herauslöst, bleibt er in der dicken Mureinschicht fest eingelagert. Bakterien, die sich so entfärben lassen, nennt man gramnegativ, solche, die dunkelviolett bleiben, grampositiv.

    Wissenschaftler um Ralph Weissleder an der Harvard University in Boston (USA) haben die Gram-Färbung nun weiterentwickelt zu einem magnetischen Detektionsverfahren. Dazu knüpften sie einen „molekularen Haken“ an die Kristallviolett-Moleküle. Die Färbung läuft mit diesem modifizierten Farbstoff genauso wie mit dem Original. Nach der Färbung werden dann über die zu den „Haken“ passenden „Ösen“ magnetische Nanopartikel an den Farbstoff angehängt. Die Bakterien können nun einfach quantifiziert werden: Kernresonanz (NMR)-Geräte detektieren die Magnetisierung der Nanopartikel.

    Man könnte vor dem Waschen mit Ethanol eine NMR-Messung durchführen, um die Summe an grampositiven und gramnegativen Bakterien zu erhalten, und einmal nach dem Waschschritt, um die Konzentration an grampositiven Bakterien zu ermitteln.

    Vorteil der magnetischen Detektion ist ihre hohe Empfindlichkeit. Proben könnten möglicherweise ohne vorherige Aufreinigung und ohne eine Kultur der Bakterien direkt magnetisiert und gemessen werden. Mithilfe einfacher, aber empfindlicher miniaturisierter Mikro-NMR-Geräte, wie sie in der Arbeitsgruppe entwickelt wurden, ist eine rasche, aber empfindliche Vor-Ort-Diagnose denkbar. Außerdem könnte die Magnetisierung auch zur Abtrennung der Bakterien aus der Probe genutzt werden.

    Angewandte Chemie: Presseinfo 27/2012

    Autor: Ralph Weissleder, Massachusetts General Hospital, Boston (USA), https://csb.mgh.harvard.edu/weissleder/pi_bio

    Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201202982

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Ein neues Verfahren mit magnetischen Nanopartikeln ermöglicht die magnetische Detektion und Trennung von Gram-positiven Bakterien.
    Ein neues Verfahren mit magnetischen Nanopartikeln ermöglicht die magnetische Detektion und Trennung ...
    (c) Wiley-VCH
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Ein neues Verfahren mit magnetischen Nanopartikeln ermöglicht die magnetische Detektion und Trennung von Gram-positiven Bakterien.


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