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24.07.2012 10:30

Olympische Spiele: Sieger und Verlierer stehen jetzt schon fest!

Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Schon bevor in London am 27. Juli die XXX. Olympischen Spiele richtig losgehen, wagen Ökonomen der Ruhr-Universität Bochum eine Prognose des endgültigen Medaillenspiegels, ohne den Trainingsstand der Athleten zuvor gemessen zu haben. Nach Auswertung zahlreicher statistischer Daten sagen sie voraus, dass China mit 102, die USA mit 100 und Russland mit 71 Medaillen die ersten drei Plätze einnehmen werden. Darüber hinaus erwarten sie, dass die Britten (57) mehr Medaillen als früher erringen, Brasilien (28) sich mit Blick auf die Spiele in Rio de Janeiro 2016 steigern, das deutsche Team dagegen 12% weniger Medaillen gewinnen und im Medaillenspiegel auf 36 Medaillen abrutschen wird.

    Ihre detaillierten Prognosen haben Julia Bredtmann (Ruhr-Universität Bochum, RWI Essen), Carsten J. Crede (Ruhr-Universität Bochum) und Sebastian Otten (Ruhr-Universität Bochum, RWI Essen), die am Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung (Prof. Dr. Thomas Bauer) arbeiten, im Internet veröffentlicht. https://sites.google.com/site/olympicmedalspredictions

    Kein Hokuspokus, sondern wissenschaftlich fundiertes Modell

    Dass sich mit ökonometrischen Modellen Vorhersagen treffen lassen, zeigen die Berechnungen der Bochumer Ökonomen. Ihr Modell haben sie mit politischen, wirtschaftlichen, demografischen und kulturellen Daten gefüttert und retrospektiv die Medaillenspiegel für frühere Spiele „vorhergesagt“. Die Vorhersagen verblüffen: Ihre Prognose korreliert zu 97.4% mit dem tatsächlichen Medaillenspiegel der Teilnehmerländer der Spiele von Athen 2004 und zu 96.9% mit dem Medaillenspiegel von Peking 2008.

    Jeder schaut auf den Medaillenspiegel

    Bei Olympischen Spielen geht es nicht nur um den persönlichen Erfolg des einzelnen Sportlers, sondern auch um den Wettbewerb der Nationen; jeder schaut auf den Medaillenspiegel, dafür investieren die Länder in den Erfolg. So hat China vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking mehr als 4.5 Mrd. US-Dollar für die Sportförderung ausgegeben, um die USA als „Sportsupermacht“ abzulösen – eine erfolgreiche Investition. Auch die britische Regierung hat in den vergangenen Jahren in Erwartung der Olympischen Spiele 2012 die Investitionen in die Spitzensportförderung erheblich gesteigert. Doch nicht das Geld allein beeinflusst, welche Nation letztlich die Nase vorn hat. Bevölkerungsreiche Länder haben mehr talentierte und damit erfolgreiche Sportler als kleine Länder; wohlhabende Länder können mehr für ihre Sportler aufwenden als Staaten mit vergleichsweise niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, denen es schwer fällt ein effizientes Fördersystem für talentierte Athleten zu betreiben. Zudem gibt es Länder, von denen man nach diesen Messgrößen im Vorfeld nicht erwartet hätte, dass sie vorn landen, wie etwa Jamaica 2008 in Peking. Schließlich üben politische Systeme einen Einfluss auf den Erfolg aus: Länder mit sozialistischem System oder sozialistischer Vergangenheit waren erfolgreicher im Sammeln von Medaillen.

    Frauenerfolge von Emanzipation und Tradition abhängig

    Darüber hinaus haben die Bochumer Ökonomen die Medaillengewinne von Frauen und Männern getrennt betrachtet. So schneiden Frauen aus Ländern mit einer eher emanzipierten Gesellschaft und gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, erfolgreicher bei Olympischen Spielen ab als Frauen aus patriarchalisch geprägten Ländern. Dabei wird in dem verwendeten Modell die Stellung der Frau in der Gesellschaft durch verschiedene Faktoren gemessen. Die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen, die Fertilitätsrate, die Anzahl der Jahre seitdem Frauen das Wahlrecht besitzen und die Hauptreligion Islam als religiöser Indikator eines Landes haben sich bei der Analyse als bedeutende Einflussfaktoren herausgestellt.

    Der berühmte Heimvorteil und das Klima

    Schließlich kommt der berühmte Heimvorteil ins Spiel. Das jeweilige Gastgeberland steigert seine Erfolgschancen, die Athleten des zukünftigen Ausrichterlandes profitieren von der frühzeitigen Ausweitung der Sportförderung in ihrem Heimatland in Vorbereitung auf die eigene Gastgeberrolle. Auch die klimatischen Bedingungen des Heimatlandes haben Auswirkungen auf die Medaillenausbeute der Sportler. Athleten aus Ländern mit einem extremen Klima sind aufgrund schlechterer Trainingsbedingungen gegenüber Sportlern aus gemäßigten Klimazonen benachteiligt – insbesondere in Sportarten die im Freien ausgeübt werden.

    Die detaillierte Prognose
    Auf Basis der Ergebnisse der empirischen Analyse kann eine Prognose für die Anzahl der Medaillen erstellt werden, die die teilnehmenden Nationen bei den Olympischen Spielen 2012 voraussichtlich gewinnen werden. Die folgende Tabelle zeigt die Top 15 Nationen und die vorhergesagte Anzahl an Medaillen.

    Platz Nation Prognose Medaillen 2012

    1 China 102
    2 Vereinigte Staaten 100
    3 Russland 71
    4 Vereinigtes Königreich 57
    5 Australien 43
    6 Frankreich 39
    7 Deutschland 36
    8 Südkorea 31
    9 Kuba 29
    10 Brasilien 28
    11 Ukraine 28
    12 Italien 27
    13 Japan 27
    14 Weißrussland 19
    15 Spanien 19

    Eine Tabelle mit der Prognose für alle Teilnehmerländer ist auf folgender Internetseite zu finden: https://sites.google.com/site/olympicmedalspredictions

    Weitere Informationen:

    Sebastian Otten, Ruhr-Universität Bochum, Empirische Wirtschaftsforschung, Tel. 0234 32 27523
    Fax: 0234 32 14273, E-Mail: sebastian.otten@rub.de; Web: http://www.ruhr-uni-bochum.de/empwifo

    Redaktion: Dr. Julia Weiler


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Sportwissenschaft, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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