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21.12.2012 08:00

Graphen auf Nickel: Elektronen verhalten sich wie Licht

Dr. Ina Helms Lise-Meitner-Campus Wannsee
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

    Dr. Andrei Varykhalov und Mitarbeiter aus der Gruppe um Prof. Dr. Oliver Rader haben an BESSY II die elektronischen Eigenschaften von mit Graphen beschichtetem Nickel untersucht und dabei ein überraschendes Ergebnis erhalten. Sie konnten zeigen, dass sich die Leitungselektronen des Graphen eher wie Licht verhalten und weniger wie Teilchen. Dieses Verhalten hatten Physiker eigentlich nur für freischwebende Graphenschichten erwartet, die eine perfekte Bienenwabenstruktur aufweisen, nicht aber bei Graphen auf Nickel.

    Obwohl Graphen nichts anderes ist als reiner Kohlenstoff, so besteht es streng genommen aus zwei Sorten von Kohlenstoffatomen. Die eine Sorte hat ihren nächst gelegenen Kohlenstoff-Nachbarn zur Rechten, die andere zur Linken. Nur wenn diese sogenannte „Händigkeit“ genau austariert ist, kann lichtartiges Verhalten der Leitungselektronen im Graphen auftreten. Tatsächlich kann man sich das Bienenwabengitter aus abwechselnd rechtshändigen und linkshändigen Kohlenstoffatomen zusammengesetzt denken. Die Atome auf der Nickeloberfläche passen nun perfekt zum Graphen, allerdings nur für eine Hälfte der Kohlenstoffatome. Das Ergebnis ist wie die Reise nach Jerusalem mit der halben Anzahl Stühlen. Da die Hälfte der Kohlenstoffatome „zwischen den Stühlen“ sitzen, gerät die sogenannte Händigkeit im Graphen vollkommen aus dem Lot.

    Mit Photoelektronenspektroskopie bei BESSY II konnten die Physiker in Graphen auf Nickel nun so genannte Dirac-Kegel aus masselosen Fermionen nachweisen, die das lichtartige Verhalten der Elektronen belegen. Im Anschluss an ihre Messungen konnten sie zwei theoretische Gruppen dafür gewinnen, mit neuen Erklärungsansätzen zu ihrer heutigen Veröffentlichung beizutragen.

    „Diese Ergebnisse sind überraschend“, sagt Varykhalov. Der Grund liege in der Tatsache, dass die Nickel-Atome in zwei verschiedenen, sich kompensierenden Weisen mit den Kohlenstoff-Atomen des Graphen wechselwirken. Auf der einen Seite zerstören sie die perfekte hexagonale Symmetrie des Graphen-Gitters. Auf der anderen Seite aber stellen sie zusätzliche Elektronen für die Graphen-Schicht zur Verfügung – was den “Schaden” wieder ausgleicht, der durch die Gitterstörung entstanden war. „Wir haben damit einen fundamentalen Mechanismus aufgedeckt, der für mögliche Anwendungen interessant ist“, meint Varykhalov. Denn da Graphen in der Regel auf ein Trägersubstrat aufgebracht wird, könnten die „heilenden“ Extra-Elektronen auch durch eine elektrische Spannung eingespeist werden. Der Bericht der Physiker erschien gestern Abend in der Open-Access-Zeitschrift Physical Review X, der neuen Top-Zeitschrift von Physical Review.

    Kontakt:
    Dr. Andrei Varykhalov
    Abteilung Magnetisierungsdynamik
    andrei.varykhalov@helmholtz-berlin.de
    Tel. (030) 8062-14888

    Pressestelle
    Dr. Antonia Rötger
    Abteilung Kommunikation
    Tel. (030) 8062-43733
    antonia.roetger@helmholtz-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.helmholtz-berlin.de/pubbin/news_seite?nid=13643&sprache=de&ty...
    http://prx.aps.org/abstract/PRX/v2/i4/e041017


    Bilder

    In einer Graphen-Schicht auf Nickel wird jedes zweite Kohlenstoff-Atom stark an ein darunterliegendes Nickel-Atom gebunden, während das jeweils benachbarte C-Atom nicht auf einem Nickel-Atom sitzt. Diese Anordnung führt zu einer regelmäßigen Verzerrung der Bienenwaben-Struktur, die eine freie Graphenschicht zeigen würde.
    In einer Graphen-Schicht auf Nickel wird jedes zweite Kohlenstoff-Atom stark an ein darunterliegende ...
    Bild: STM, A. Varykhalov, HZB
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    In einer Graphen-Schicht auf Nickel wird jedes zweite Kohlenstoff-Atom stark an ein darunterliegendes Nickel-Atom gebunden, während das jeweils benachbarte C-Atom nicht auf einem Nickel-Atom sitzt. Diese Anordnung führt zu einer regelmäßigen Verzerrung der Bienenwaben-Struktur, die eine freie Graphenschicht zeigen würde.


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