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20.06.2013 12:46

Start für neues Tinnitus-Zentrum am UKJ / Wachsende Anzahl von Patienten

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    Fünf Tage gegen den Tinnitus: Neues Angebot kombiniert interdisziplinären und tagesstationären Ansatz

    Jena (ukj/dre). In Thüringen gibt es eine neue Anlaufstelle für Patienten, die unter chronischem Tinnitus leiden. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wurde heute (20.6.) das Tinnitus-Zentrum offiziell eröffnet. In der neuen Einrichtung an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) arbeiten Experten verschiedener Fachrichtungen des UKJ eng zusammen. Es ist eines der ersten tagesklinischen Zentren in dieser interdisziplinären Ausrichtung in Deutschland.

    „Viele Tinnitus-Patienten haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Mit unserem neuen interdisziplinären Zentrum bündeln wir unsere Kompetenz in der Diagnostik und in der Therapie in einem Team. Davon profitieren die Patientinnen und Patienten enorm“, ist Prof. Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand des UKJ, überzeugt. Bis zu 15 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland berichten regelmäßig über Tinnitus und etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet besonders schwer unter chronischen Ohrgeräuschen. Für den Freistaat Thüringen gehen Experten daher von über 20.000 Betroffenen aus.

    Angesiedelt ist das Zentrum an der HNO-Klinik in Jena. Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik, erklärt das neue Konzept: „Die Behandlung erfolgt tagesstationär. Die Patienten kommen über fünf Tage jeden Tag für eine sehr intensive Behandlung zu uns morgens in die Klinik. Im Tinnitus-Zentrum wird ein umfassendes diagnostisches und therapeutisches Programm absolviert und vor allem treffen die Patienten dabei auf ein gemeinsames Team, bestehend aus einem spezialisiertem HNO-Arzt, Audiologen, Psychologen und Physiotherapeuten. Durch diese Zusammensetzung können wir ein Therapieprogramm anbieten, welches alle Facetten der Erkrankung erfasst.“ Hintergrund: Nicht eine Fachdisziplin alleine, sondern die abgestimmte interdisziplinäre Behandlung kann die Beschwerden der Patienten optimal lindern und den Umgang mit den störenden Ohrgeräuschen verbessern. Auch daher gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und dem Institut für Physiotherapie des UKJ.

    Patienten mit chronischem Tinnitus leiden oft unter einer sehr eingeschränkten Lebensqualität und sind sehr lärmempfindlich. Als Folgeerscheinungen kommen dann nicht selten Schlafstörungen, Depressionen und Angststörungen hinzu: ein Teufelskreis. Der Tinnitus wirkt sich auf alle Bereiche des täglichen Lebens aus. „Die Patienten haben in der Regel viele Arztbesuche hinter sich und sind manchmal enttäuscht, dass ihnen gesagt wird, dass es wegen der Ohrgeräusche keine Behandlung gebe und sie sich damit abfinden müssten“, berichtet Facharzt Dr. Fabian Volk, der das Konzept für das Jenaer Tinnitus-Zentrum mit entwickelt hat. Auch die Krankenkassen sind von dem neuen Thüringer Konzept überzeugt: Sie tragen die Kosten der tagesklinischen Behandlung am UKJ.

    „Bessere Tinnitusbewältigung“

    Vor dem Start einer Behandlung im Tinnitus-Zentrum steht eine umfassende Untersuchung. Durch eine Vorstellung in der Poliklinik der Universitäts-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde wird zunächst geprüft, ob ein Patient für die tagesstationäre Behandlung geeignet ist und alle notwendigen Voruntersuchungen vorliegen. Im Tinnitus-Zentrum erwartet die Patienten dann ein fester Stundenplan für die fünf Behandlungstage. Dieser individuell abgestimmte Plan umfasst eine Vielzahl von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen auf HNO-ärztlichem, psychologischem und physiotherapeutischen Gebiet. Darauf abgestimmt erhalten die Patienten mehrere ausführliche Beratungen, Einzeltherapie und Gruppentherapie sowie gegebenenfalls eine pharmakologische Behandlung oder auch eine Versorgung mit einem Hörgerät oder einem Tinnitusmasker. Letzterer ist ein akustischer „Rauschgenerator“ und erzeugt ein gleichmäßiges Rauschen, das aus Tönen verschiedener Tonhöhen besteht. Dadurch nimmt der Patient ein ständiges, für ihn jedoch nicht unangenehmes Rauschen wahr, das den Tinnitus akustisch überdeckt und ihn dadurch „maskiert“.

    Dr. Daniela Ivansic-Blau, Psychologin und Psychotherapeutin im Tinnitus-Zentrum, weist dabei vor allem auf ein wesentliches Ziel der Behandlung hin: „So lange es keine medizinische Behandlung gibt, welche den chronischen Tinnitus „ausschaltet“, ist das wichtigste Therapieziel die Reduktion der Tinnitusbelastung. Während der Therapie lernen unsere Patienten verschiedene Methoden, die zum Ziel haben, dass das Ohrgeräusch in den Hintergrund der Wahrnehmung tritt und weniger oft wahrgenommen wird. Durch eine bessere Tinnitusbewältigung kommt es dann auch zur Besserung der tinnitusbezogenen Schlafprobleme, weniger Depressivität und zur Erhöhung der Lebensqualität.“

    Kontakt zum Tinnitus-Zentrum:

    Universitätsklinikum Jena
    Tinnitus-Zentrum
    Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
    Lessingstraße 2
    D-07743 Jena

    Telefon: 03641 / 9 35108 (Rufnummer der HNO-Poliklinik zur Anmeldung)
    Telefax: 03641 / 9 36057


    Weitere Informationen:

    http://www.hno.uniklinikum-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ), dort ist das Tinnitus-Zentrum angesiedelt.
    Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ), dort ...
    Foto: UKJ/Schleenvoigt
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ), dort ist das Tinnitus-Zentrum angesiedelt.


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