Jahrgenaue, fast 900-jährige Zeitreihe, die das mittelalterliche Klima-Optimum, die kleine Eiszeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert und auch den Übergang in die moderne Warmphase umfasst
Erste lange Temperaturrekonstruktion aus Jahrringen für das östliche Mittelmeergebiet
Erstmals ist es gelungen, lange Temperaturreihen auf Basis von stabilen Kohlenstoff-Isotopen in Baumringen für das östliche Mittelmeer zu rekonstruieren. Eine jahrgenaue, fast 900-jährige Zeitreihe wurde entwickelt, die das mittelalterliche Klima-Optimum, die kleine Eiszeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert und auch den Übergang in die moderne Warmphase abbildet. Die Wissenschaftlergruppe um Ingo Heinrich vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ stellte auch fest, dass sich die aktuelle Erwärmung in dieser Chronologie nicht wiederfindet. „Ein Vergleich mit den saisonalen meteorologischen Daten zeigt ebenfalls, dass vielerorts im Mittelmeergebiet die Winter- und Frühjahrstemperaturen langfristig abnehmen oder zumindest nicht ansteigen“, sagt Ingo Heinrich. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die regionalen Klimaschwankungen noch genauerer Untersuchung bedürfen.“
Vor allem die Temperaturrekonstruktionen aus Extremstandorten wie Gebirgen und in den hohen Breiten scheinen nicht immer korrekt Auskunft über das Klima in den unterschiedlichen Regionen zu geben. Die Temperaturverläufe in den Flachländern Mitteleuropas oder der Mittelmeerregion sind noch nicht gut erforscht. Die Analyse der Kohlenstoffisotopen-Verhältnisse (13C/12C) in den Jahrringen setzt hier an. Mit der Untersuchung der Monate Januar bis Mai erfassten die Forscher die Periode, in der die Bäume aus der jährlichen Winterruhe in die frühe Wachstumsphase übergehen. Das im Holz gemessene Kohlenstoffisotopen-Verhältnis ist zum Großteil abhängig von den äußeren Bedingungen; daher spiegeln die schwankenden Isotopenwerte im Holz der Jahrringe die Umweltveränderungen wider. An den Isotopenwerten der Bäume in der Türkei zeigt sich eine Temperaturempfindlichkeit der Bäume im ausgehenden Winter bis Frühjahr. In kalten Wintern erleidet der Photosyntheseapparat der Wacholdernadeln Schäden, was zu einer Verzögerung des Wachstumsbeginns führen kann. Zusätzlich haben niedrige Temperaturen im nachfolgenden Frühjahr eine weitere Verzögerung und Verlangsamung des Wachstums zur Folge.
Ingo Heinrich, Ramzi Touchan, Isabel Dorado Liñán, Heinz Vos, Gerhard Helle: „Winter-to-spring temperature dynamics in Turkey derived from tree rings since AD 1125”, Climate Dynamics, October 2013, Volume 41, Issue 7-8, pp 1685-1701, DOI 10.1007/s00382-013-1702-3
Abb. in druckfähiger Form finden sich hier: http://www.gfz-potsdam.de/medien-kommunikation/bildarchiv/klimaforschung/dendrochronologie/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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