idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.10.2013 13:02

So stark wie ein Desinfektionsmittel: Muttermilch inaktiviert Hepatitis-C Viren

Dr. Jo Schilling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
TWINCORE - Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung

    Darüber, dass Muttermilch in den ersten Lebensmonaten die beste Nahrung für Säuglinge ist, sind sich die Experten einig. Was jedoch tun, wenn die Mutter an einer Hepatitis-C Virusinfektion leidet? Ist „Breast“ dann immer noch „best“? Wissenschaftler des TWINCORE haben untersucht, was mit Hepatitis-C Viren in der Muttermilch geschieht: Die Ergebnisse machen Medizinern Mut, das Stillen auch Müttern mit einer HCV-Infektion zu empfehlen, denn Muttermilch hat zumindest auf behüllte Viren einen ähnlich starken antiviralen Effekt wie handelsübliche Desinfektionsmittel.

    Ob Hepatitis-C Viren tatsächlich mit der Muttermilch auf den Säugling übertragen werden können, ist nicht sicher. Wissenschaftliche Studien widersprechen sich zu dem Thema. Als gesichert für eine Ansteckung gelten Risikofaktoren, wie eine besonders hohe Virenbelastung der Mutter, starke Blutungen bei der Geburt sowie eine Co-Infektion mit HIV. Stephanie Pfänder und Eike Steinmann vom Institut für Experimentelle Virologie am TWINCORE wollten wissen, was mit den Viren in Muttermilch geschieht, sollten sie doch durch sie in das Baby gelangen. Gleich vorweg: Die Wissenschaftler haben sich nicht mit Stillfragen beschäftigt, sondern in Kulturschalen untersucht, ob der Stoff „Muttermilch“ eine Infektion des Säuglings mit HCV durch die Mutter über die besonderen Eigenschaften der Milch verhindern kann. „Um immunologische Nebeneffekte in der Milch auszuschließen, die automatisch entstehen, wenn eine Mutter mit HCV infiziert ist, haben wir die Milch gesunder Frauen verwendet“, sagt Privatdozent Dr. Eike Steinmann, Leiter der Arbeitsgruppe Virus Transmission. Diese Milch haben die Wissenschaftler dann mit hohen Viruskonzentrationen versetzt und beobachtet, dass die Muttermilch die Viren innerhalb einer Minute so stark inaktiviert wie 80 prozentiger Alkohol. Mit einer Einschränkung: Die Testmilch war nicht frisch, sondern auf vier Grad gekühlt. Der Vergleich mit frischer Milch hat gezeigt, dass die gekühlte Milch einen deutlich stärkeren antiviralen Effekt hat, als frische Milch. „Wir haben herausgefunden, dass freie Fettsäuren in der Milch für die Inaktivierung des Virus verantwortlich sind“, sagt Stephanie Pfänder. „Sozusagen die Zersetzungsprodukte der Milchfette, die sich durch die Lagerung bilden. Allerdings erwarten wir den gleichen Effekt auch im Darm des Säuglings durch die Verdauung der Milch.“ Diese freien Fettsäuren lösen die Hülle der Viren auf, ohne den Proteinmantel des Virus oder seine RNA, sein Erbmaterial, zu zerstören. Die Verpackung des Virus wird also von der Milch aufgelöst und damit daran gehindert, sich an Zellen zu binden und diese zu infizieren.

    „Erstaunlich war, dass weder die handelsüblichen Muttermilchersatzprodukte, noch Kuh- oder Pferdemilch in der Lage sind, das auf Menschen spezialisierte HCV zu inaktivieren“, sagt Eike Steinmann. Ein auf Kühe spezialisiertes Virus, das dem HCV ähnlich ist, wird dagegen erfolgreich von Kuhmilch zerstört. Allerdings auch von menschlicher Muttermilch – die nicht nur Hepatitis C- sondern auch verschiedene andere behüllte Viren inaktiviert, wie beispielsweise das Influenza-Virus. Die genauen Mechanismen, die hinter der wundersamen antiviralen Wirkung der fettigen Babynahrung stehen, müssen die Virologen des TWINCORE allerdings noch weiter untersuchen.

    Publikation:
    Pfaender S, Heyden J, Friesland M, Ciesek S, Ejaz A, Steinmann J, Steinmann J, Malarski A, Stoiber H, Tsiavaliaris G, Bader W, Jahreis G, Pietschmann T, Steinmann E. Inactivation of Hepatitis C Virus Infectivity by Human Breast Milk. J Infect Dis. 2013 Oct 15. PMID:24068703 [Epub ahead of print]

    Ansprechpartner:
    PD Dr. Eike Steinmann
    eike.steinmann@twincore.de
    Tel: +49 (0)511-220027-133


    Weitere Informationen:

    http://www.twincore.de


    Bilder

    PD Dr. Eike Steinmann und Stephanie Pfänder
    PD Dr. Eike Steinmann und Stephanie Pfänder

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    PD Dr. Eike Steinmann und Stephanie Pfänder


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).