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25.02.2014 09:49

Migrationshintergrund erhöht nicht das Risiko für psychische Probleme

Arne Dessaul Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

    Türkischstämmige Kinder und Jugendliche in Deutschland haben kein erhöhtes Risiko für psychische Probleme. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Arbeitseinheit Entwicklungspsychologie der Ruhr-Universität Bochum gekommen. Das Team der Studie „Der nächste Schritt“ hat Daten zu 480 Kindern (über deren Eltern) und von über 160 Lehrern erhoben. Die Studie wurde jetzt im Journal of Child and Family Studies veröffentlicht.

    Aufwendige Rekrutierung
    Türkische Einwanderer sind die größte Migrantengruppe in Deutschland, aber man weiß bislang sehr wenig über die psychische Gesundheit türkischstämmiger Kinder. Im Rahmen der Längsschnittstudie „Der nächste Schritt“ an der Ruhr-Universität untersuchen Psychologen, wie Schule, Familie und Freunde dazu beitragen können, dass Kinder aus zugewanderten Familien sich wohlfühlen und die Schule gut meistern. Zu diesem Zweck suchten die Forscher/innen in einer aufwendigen Aktion türkischstämmige und deutsche Familien: über Plakate und direkte Ansprache in Schulen, Kindergärten, Moscheen und Jugendämtern. Gefunden wurden 359 türkischstämmige und 121 deutsche Kinder. Ihre Eltern wurden von bilingualen (Türkisch/Deutsch) Interviewer/innen zu Hause befragt und sollten mit dem „Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ)“ die Stärken und Schwächen ihrer Kinder beurteilen. Zusätzlich beantworteten 164 Lehrer die gleichen Fragen zum Verhalten der Kinder in der Schule; sie hatten die Fragebögen per Post erhalten und zurückgesendet.

    Ergebnisse
    Die Forscher/innen fanden heraus, dass ein türkischer Familienhintergrund per se keine kindlichen Auffälligkeiten wie emotionale Probleme, ADHS oder Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen vorhersagt. Türkischstämmige Mütter berichteten jedoch im Vergleich zu deutschen Müttern über mehr Stress im Alltag und in der Beziehung zu ihren Partnern. Diese höhere Belastung wirkte sich negativ auf die psychische Gesundheit ihrer Kinder aus. Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass das Verhalten von Jungen sowohl von Müttern als auch Lehrern insgesamt häufiger als problematisch beurteilt wurde. Türkischstämmige Jungen schnitten dabei aber nicht schlechter ab als deutsche Jungen. „Wir benötigen dringend mehr Forschung zu den Risiko- und Schutzfaktoren, die die psychische Gesundheit türkischstämmiger Kinder beeinflussen, um erfolgreiche kultursensitive Präventionsstrategien entwickeln zu können“, sagt Dr. Julia Jäkel aus der Arbeitseinheit Entwicklungspsychologie.

    Projektförderung
    Bei der Längsschnittstudie „Der nächste Schritt“ handelt es sich um ein internationales Projekt, bei dem parallel auch Daten in den Niederlanden und Norwegen erhoben wurden. Die gesamte Studie wurde gefördert durch das NORFACE Projekt Nr. 292 an Prof. Dr. Birgit Leyendecker.

    Titelnachweis
    Jäkel, J., Leyendecker, B., & Agache, A. (2014). Family and individual factors associated with Turkish immigrant and German children’s and adolescents’ mental health. Journal of Child and Family Studies. doi: 10.1007/s10826-014-9918-3

    Weitere Informationen
    Julia Jäkel, AG Entwicklungspsychologie, Fakultät für Psychologie der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22472, E-Mail: julia.jaekel@rub.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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