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21.05.2014 01:00

Fossilfund in den Alpen: Einblicke in die Lebenswelt der urzeitlichen Tiefsee

Thomas Richter Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

    Fossilien aus der Tiefsee werden mit zunehmendem erdgeschichtlichem Alter immer seltener. Dennoch ist es einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen gelungen, in etwa 180 Millionen Jahre alten Ablagerungen in den Salzburger Alpen fossile Überreste von fast 70 verschiedenen Tiefsee-Organismen zu finden. Die Bedeutung der Tiefsee als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt ist deshalb wesentlich größer als bisher angenommen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.

    Pressemitteilung
    Nr. 109/2014

    Sperrfrist: Mittwoch, 21. Mai 2014, 1 Uhr

    Fossilfund in den Alpen: Einblicke in die Lebenswelt der urzeitlichen Tiefsee
    Forscherteam mit Beteiligung der Universität Göttingen findet fossile Überreste von fast 70 Organismen

    Fossilien aus der Tiefsee werden mit zunehmendem erdgeschichtlichem Alter immer seltener. Dennoch ist es einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen gelungen, in etwa 180 Millionen Jahre alten Ablagerungen in den Salzburger Alpen fossile Überreste von fast 70 verschiedenen Tiefsee-Organismen zu finden. Die Bedeutung der Tiefsee als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt ist deshalb wesentlich größer als bisher angenommen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.

    Durch einen Vergleich mit heute noch lebenden Verwandten konnten die Forscher zeigen, dass die Anpassung an die Tiefsee zwar vor Aussterben schützt, sie deswegen aber noch nicht das Ende der Evolution von Organismen bedeutet, die im harten Konkurrenzkampf in küstennahen Regionen nicht mehr bestehen können. Im Gegenteil, die Studie zeigt einen dynamischen Austausch von Artenvielfalt zwischen Tiefsee und Schelfmeeren. „In den vergangenen Jahren hat sich unter Biologen die Meinung etabliert, die Lebenswelt der Tiefsee sei im Zuge von Massenaussterben und globalen Veränderungen der Ozeane wiederholt ausgelöscht und durch Einwanderer aus den flachen Meeresgebieten ersetzt worden“, erklärt Ben Thuy, Erstautor der Studie vom Naturhistorischen Museum in Luxemburg, vormals Universität Göttingen.

    Da Überreste von Organismen aus der Tiefsee jedoch nur selten als Fossilien gefunden werden, war eine direkte Überprüfung dieser Annahme bisher kaum möglich. Die nun entdeckten Fossilreste stammen von Seeigeln, Seesternen, Schlangensternen, Seelilien, Schnecken sowie den sogenannten Armfüßern, die heute in der Tiefsee sehr häufig und artenreich sind. Aber wie kommen Tiefsee-Fossilien überhaupt in die Alpen? „Durch Plattentektonik wurden die Ablagerungen des damaligen Ozeans im Laufe von Jahrmillionen zu einem Gebirge aufgefaltet. So bieten die Alpen einmalige Einblicke in längst ausgestorbene Ökosysteme, selbst aus großen Meerestiefen“, so Thuy. Etliche der untersuchten Fossilien sind die ältesten Nachweise ihrer Familien – älter als ihre Verwandten aus Ablagerungen von küstennahen Schelfmeeren.

    Diese Tiergruppen entstanden deshalb in der Tiefsee und sind nicht, wie bisher vermutet, aus dem Flachwasser in die Tiefsee abgewandert. Zudem kennt man etliche der jetzt in den Alpen gefundenen Organismen seit Jahrmillionen nur noch aus Tiefsee-Ablagerungen, aber nicht aus Flachmeer-Ablagerungen. „Das passt nicht zur gängigen These vom Massensterben in der Tiefsee mit nachfolgender Neubesiedlung aus den Schelfmeeren“, sagt Mitautor Dr. Steffen Kiel von der Universität Göttingen. „Die Tiefsee spielt eine wesentlich größere Rolle als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt als bisher angenommen. Um so kritischer sollten die Auswirkungen der tiefen Schleppnetz-Fischerei und des aktuell geplanten Erzabbaus in der Tiefsee geprüft werden“, ergänzt Thuy.

    Originalveröffentlichung: Ben Thuy et al. First glimpse into Lower Jurassic deep-sea biodiversity: in-situ diversification and resilience against extinction. Proceedings of the Royal Society B. Doi: http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2013.2624

    Hinweis an die Redaktionen:
    Fotos zum Thema haben wir im Internet unter http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4786 zum Download bereitgestellt.

    Kontaktadressen:
    Dr. Steffen Kiel
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
    Geowissenschaftliches Zentrum – Abteilung Geobiologie
    Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen
    Telefon (0551) 39-10954 oder (089) 2180 6599
    E-Mail: skiel@uni-goettingen.de
    Internet: http://www.geobiologie.uni-goettingen.de/PEOPLE/skiel/index.shtml

    Ben Thuy
    Naturhistorisches Museum Luxemburg
    Abteilung Paläontologie
    24, rue Münster, 2460 Luxemburg
    Telefon +49(0)1575 641 4810 oder +352 621 618 417
    E-Mail: nebyuht@yahoo.com


    Bilder

    Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen gefunden wurden.
    Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Gesteinsablage ...
    Foto: Ben Thuy
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    Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen.
    Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen.
    Foto: Ben Thuy
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen gefunden wurden.


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    Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Gesteinsablagerungen der Salzburger Alpen.


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