idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.07.2014 09:37

Neue Mitglieder im Tiefsee-Club - Zwei neue Kalkschwamm-Arten in antarktischen Tiefen entdeckt

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, den 21.07.2014. Die Wissenschaftlerin Dr. Dorte Janussen vom Senckenberg Forschungsinstitut hat gemeinsam mit einem skandinavischen Forscherteam zwei neue Kalkschwamm-Arten aus dem antarktischen Weddell-Meer beschrieben. Bisher wurden rund um die Antarktis insgesamt 50 Arten dieser alten Tiergruppe mit Kalkskeletten beschrieben. 44 der Kalkschwammarten gibt es ausschließlich in den antarktischen Gewässern. Die zugehörige Studie ist kürzlich im Fachjournal „Zootaxa“ erschienen.

    Kalkschwämme sind meist nur wenige Zentimeter groß, haben ein fragiles Skelett und werden häufig als reine Flachwasserbewohner beschrieben. „Es gibt sie aber durchaus auch in tieferen Gewässern“, erklärt PD Dr. Dorte Janussen, Meeresbiologin am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. „Die geringe Größe und die Zerbrechlichkeit der kalkigen Skelett-Elemente dieser Schwämme ist wohl ein Grund dafür, dass bisher nicht viele der im Tiefwasser lebenden Organismen entdeckt wurden.“

    Janussen und ihr Doktorand Christian Göcke haben nun – gemeinsam mit dänischen und norwegischen Kollegen – zwei neue Arten antarktischer Kalkschwämme beschrieben. „Wir haben die Schwämme bei einer Expedition im Jahr 2008 aus einer Tiefe von etwa 600 Metern aus dem antarktischen Weddellmeer geborgen“, erzählt die Frankfurter Meeresbiologin und ergänzt: „Die Schwammfauna im antarktischen Ozean ist einzigartig. Nur sechs der 50 dort lebenden Kalkschwammarten wurden auch in anderen Gebieten gefunden“.

    Janussen hatte vor rund zehn Jahren die ersten in der antarktischen Tiefsee gefundenen Kalkschwämme beschrieben: Die Schwämme Dermatreton scotti und Guancha sp. wurden aus einer Tiefe von 1120 Metern, der Schwamm Pericharax sogar aus 4065 Metern Tiefe an Deck des Forschungsschiffes Polarstern geholt. „Das Vorkommen von kalkigen Organismen unterhalb von 4000 Metern und damit unterhalb der Karbonat-Kompensations-Tiefe ist wirklich erstaunlich“, betont Janussen und fügt hinzu: „Aufgrund des hohen Kohlendioxid-Partialdrucks löst sich Kalk normalerweise unterhalb dieser Grenze auf. Die Skelette der von uns gefundenen Schwämme zeigen aber keinerlei Zeichen der Auflösung.“
    Die Wissenschaftlerin vermutet, dass eine im Mikroskop beobachtete organische Lamelle oder Membran das kalkige Skelett der Schwämme vor dem umgebenden Meerwasser schützt.

    „Bisher wurden aus Tiefen unter 2000 Metern nur vereinzelt Kalkschwammarten beschrieben“, erzählt Janussen. „Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Sammelmethoden in der Tiefsee – besonders für kleine, zerbrechliche Meeresbewohner – nicht immer geeignet sind, um alle dort lebenden Tiere zu erfassen.“

    Die neusten Entdeckungen in der Antarktis zeigen aber, dass Kalkschwämme keineswegs „Exoten“ unter den Tiefwasserbewohnern sind und deren Artenvielfalt wahrscheinlich viel höher ist, als bisher angenommen.

    Kontakt
    PD Dr. Dorte Janussen
    Sektion Marine Evertebraten I
    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum
    Tel. 069- 7542 1306 Dorte.Janussen@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    RAPP, HANS TORE et al.
    Two new species of calcareous sponges (Porifera: Calcarea) from the deep Antarctic Eckström Shelf and a revised list of species found in Antarctic waters. Zootaxa, [S.l.], v. 3692, n. 1, p. 149–159, jul. 2013. ISSN 1175-5334. doi:http://dx.doi.org/10.11646/zootaxa.3692.1.9.


    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur, ihrer Ursachen und Wirkungen, vermittelt. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.


    Weitere Informationen:

    http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&kid=2&id=3235


    Bilder

    Einer der neu entdeckten Kalkschwämme: Clathrina broendsted
    Einer der neu entdeckten Kalkschwämme: Clathrina broendsted
    © Senckenberg
    None

    Der winzige Schwamm Leucetta weddelliana wurde aus etwa 600 Meter Tiefe geborgen.
    Der winzige Schwamm Leucetta weddelliana wurde aus etwa 600 Meter Tiefe geborgen.
    © Senckenberg
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Einer der neu entdeckten Kalkschwämme: Clathrina broendsted


    Zum Download

    x

    Der winzige Schwamm Leucetta weddelliana wurde aus etwa 600 Meter Tiefe geborgen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).