idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.07.2014 17:09

Einblicke in genetische Ursachen der Schizophrenie

Dr Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

    Aufdeckung könnte künftig Diagnose durch Biomarker erleichtern

    Für Schizophrenie gibt es kaum Biomarker oder Diagnosetests und auch Medikamente wirken bei vielen Patienten nur eingeschränkt. Das PGC-SZ (Psychiatric Genetic Consortium - Schizophrenia), darunter Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München, hat jetzt über 100 genetische Bereiche identifiziert, die mit Schizophrenie im Zusammenhang stehen. Die Ergebnisse weisen auf Moleküle hin, die derzeit als vielversprechende Angriffspunkte für neue Medikamente gelten. Außerdem stützen sie aktuelle Theorien zur Entstehung der Schizophrenie. Die Erkenntnisse können nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente oder zur Aufklärung der molekularen Ursachen der Schizophrenie dienen.

    Schizophrenie ist eine erbliche Krankheit, angeborene genetische Varianten sind also eine wichtige Ursache dieser Erkrankung. Da es kaum Biomarker oder diagnostische Tests gibt, beruht die Diagnose der Krankheit derzeit fast ausschließlich auf der Einschätzung des behandelnden Arztes. Auch medikamentöse Therapien zur Behandlung wirken bei vielen Patienten kaum.

    Das PGC-SZ, darunter Bertram Müller-Myhsok, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, hat nun eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt und dabei über 100 Bereiche im Erbgut gefunden, die mit Schizophrenie in engem Zusammenhang stehen.

    „Neben völlig neuen Molekülen haben wir in unserer Studie auch solche identifiziert, die derzeit als besonders vielversprechende Angriffspunkte für neue Medikamente gelten oder die aktuellen Theorien zur Entstehung der Schizophrenie stützen“, stellt Bertram Müller-Myhsok fest. „Unsere Erkenntnisse könnten nun als Grundlage für weitere Studien zur Entwicklung neuer Medikamente dienen.“ Vor allem könnten Genvarianten, die zu veränderten Aktivitäten von Synapsen, die den Botenstoff Glutamat nutzen, oder von Calciumkanälen führen, als Biomarker für die künftige Diagnose von Schizophrenie dienen oder ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen ermöglichen.

    Solche Assoziationen mit Genen, die im zentralen Nervensystem eine entscheidende Rolle spielen, sind besonders wichtig für die Entwicklung künftiger Behandlungsstrategien. In der neuen Studie konnte auch der bereits bekannte Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Gen für das Typ-2 dopaminerge Rezeptor-Protein (DRD2) bestätigt werden. „Alle derzeit vorhandenen anti-psychotischen Medikamente wirken vermutlich dadurch, dass sie DRD2 blockieren“, erklärt Bertram Müller-Myhsok. „Seitdem dieser Mechanismus vor über 60 Jahren entdeckt worden ist, sind keine weiteren wirksamen anti-psychotischen Medikamente mehr entwickelt worden, die auf andere Moleküle abzielen.“

    Der Stillstand in der Medikamentenentwicklung beruht also größtenteils darauf, dass die krankheitsverursachenden Mechanismen bisher noch unbekannt sind. Folglich wäre die Erforschung der eigentlichen Ursachen der Schizophrenie ein entscheidender Schritt hin zu einer Optimierung von Therapie und Behandlungsergebnis.

    Originalpublikation:
    Schizophrenia Working Group of the Psychiatric Genomics Consortium.
    Biological insights from 108 schizophrenia-associated genetic loci.
    Nature, 22. Juli 2014 (doi:10.1038/nature13595)

    Ansprechpartner:
    Dr. Bertram Müller-Myhsok
    Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
    Telefon: +49 89 30622-246
    E-Mail:bmm@mpipsykl.mpg.de

    Anna Niedl
    Press and Public Relations
    Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
    Telefon: +49 89 30622-263
    Fax: +49 89 30622-370
    E-Mail:anna_niedl@mpipsykl.mpg.de


    Bilder

    Künstlerische Darstellung davon, wie sich das Leben nach der Diagnose einer Schizophrenie anfühlt.
    Künstlerische Darstellung davon, wie sich das Leben nach der Diagnose einer Schizophrenie anfühlt.
    Glen Brady, Queensland Centre for Mental Health Research
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Künstlerische Darstellung davon, wie sich das Leben nach der Diagnose einer Schizophrenie anfühlt.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).