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24.07.2014 09:57

Von der Schule des Lebens

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Erziehungswissenschaftlerin der Universität Jena veröffentlicht ein Buch über den belgischen Pädagogen Ovide Decroly

    „Schule für das Leben durch das Leben“, so lautete das Credo des belgischen Pädagogen Ovide Decroly (1871-1932). Dieses lebensnahe Lernen bildete die Basis des pädagogischen Konzepts von Decroly. Der Mediziner und Pädagoge kam damit den Ideen Maria Montessoris sehr nahe. Doch im Gegensatz zu ihr ist Decroly hierzulande weitgehend unbekannt.

    „Ovide Decroly stellte inhaltlich die Interessen der Kinder in den Mittelpunkt seines Unterrichts“, sagt Dr. Annika Blichmann von der Universität Jena. Methodisch dagegen arbeitet Decroly mit dem Dreischritt Beobachtung, Assoziation und Ausdruck, so die Erziehungswissenschaftlerin am Institut für Bildung und Kultur. Der Pädagoge setzte auf einen ganzheitlichen und fächerübergreifenden Unterricht, in dem auch psychologische Aspekte Berücksichtigung fanden. Im Jahr 1901 gründete Decroly in Brüssel eine kleine Schule für Kinder, die physisch und psychisch retardiert waren. Offenbar ein Erfolg, denn 1907 folgte die „Ecole de L'Ermitage“, eine Schule für gesunde Kinder, die bis heute besteht.

    Im Unterricht ging es primär um die natürlichen Interessen der Kinder. Wurde beispielsweise das Thema Nahrung behandelt, so rückte in den Blickpunkt, was mit der Ernährung zusammenhängt: Woher kommt das Essen? Was aßen die Menschen früher? Was wird in anderen Ländern gegessen? Somit wurde gleichzeitig ein Zusammenhang zu geschichtlichen und geographischen Perspektiven hergestellt. Wie Blichmann erläutert, blieb es nicht beim theoretischen Unterricht: Die Schüler besuchten etwa eine Bäckerei und kauften Lebensmittel selbst ein. So wurde zugleich spielerisch der Umgang mit Geld erlernt und die Mathematik indirekt in den Unterricht einbezogen. Unterstützt wurde das lebensnahe Lernen durch pädagogische und psychologische Spielserien, die von Decroly und seinen Mitarbeiterinnen entworfen wurden.

    Dr. Blichmann stieß auf Decroly, als sie sich mit dem „Weltbund zur Erneuerung der Erziehung“ befasste, der 1921 in Calais begründet wurde. Ovide Decroly gehörte zu den Initiatoren des Weltbundes. Inzwischen hat Blichmann ihre Dissertation über den Reformpädagogen geschrieben, die jetzt als Buch erschienen ist: „Erziehung als Wissenschaft. Ovide Decroly und sein Weg vom Arzt zum Pädagogen.“

    Blichmann konstatiert, dass Ovide Decroly einen herausragenden Beitrag zur Begründung einer Erziehung als Wissenschaft geleistet habe. In seinen systematischen und nachprüfbaren Vorgehensweisen habe Decroly den Forschungswegen der experimentellen Pädagogik entsprochen. Leider hinterließ der Belgier kein Gesamtwerk, sondern nur zahlreiche Aufsätze. Im deutschen Sprachraum scheint er auf jeden Fall zu Unrecht nicht bekannt zu sein.

    Bibliographische Angaben:
    Annika Blichmann: „Erziehung als Wissenschaft. Ovide Decroly und sein Weg vom Arzt zum Pädagogen“, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2014, 237 Seiten, 34,90 Euro, ISBN: 978-3-506-77779-9

    Kontakt:
    Dr. Annika Blichmann
    Institut für Bildung und Kultur der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Am Planetarium 4, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945335
    E-Mail: annika.blichmann[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


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    Das Cover der neuen Publikation.
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Schule und Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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