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28.07.2014 10:16

Korrespondenz eines radikalen Demokraten: RUB-Philosoph gibt Briefe Arnold Ruges heraus

Jens Wylkop M.A. Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Das Herzstück der Briefe-und-Werke-Ausgabe Arnold Ruges ist erschienen: Band 12 der Reihe, herausgegeben von RUB-Philosoph und Bioethiker Hans-Martin Sass, enthält 350 Briefe Arnold Ruges aus den Jahren 1832 bis 1880. Über 50 Jahre hat Prof. Sass an dem komplexen Buch gearbeitet. Es dokumentiert den Schriftwechsel Ruges mit Freunden und Autoren aus der Zeit der „Halleschen“ und „Deutschen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst“, etwa mit den Philosophen Bruno Bauer und Ludwig Feuerbach oder dem Vormärz-Dichter Georg Herwegh.

    Über Ruge

    Arnold Ruge (1802-1880) ist ein radikaler Demokrat, freisinniger Philosoph und unermüdlicher Publizist. In der Frankfurter Nationalversammlung fordert er europäische Entwaffnung, Pressfreiheit und Bildung für alle. Er träumt von einem Völkerbund Europas. Mit diversen Zeitschriften und anderen Publikationen versucht er diesem Demokratiegedanken ein Sprachrohr zu verschaffen. So begründet er 1838 mit Theodor Echtermeyer die „Halleschen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst“, die zum bedeutenden Organ des Junghegelianismus werden.

    Bedeutende Briefwechsel

    Zu den jetzt von Hans-Martin Sass in Zusammenarbeit mit Juliane Brenscheidt, Gabriele Czypionka und Katja Stiegel herausgegebenen Briefwechseln gehört der Austausch von Ruge mit Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach und Karl Rosenkranz. Er beleuchtet jeweils die sich ausdifferenzierenden philosophischen und publizistischen Methoden und Strategien, innerhalb derer sich der intellektuelle Werdegang Ruges entwickelt. Und mit ihm die Geschicke der Jahrbücher bis zu deren endgültigem Verbot in Sachsen sowie nachfolgend die publizistische Politik in Zürich und Paris mit neuen Schwerpunkten auf der deutschen und europäischen Ebene.

    Zu den unentbehrlichen und für das Verständnis Ruges und seiner Zeit zentralen Briefwechseln zählt auch der mit einer emanzipierten Josephine d’Alquen, der Details der Flucht und Emigration Ruges nach Brighton dokumentiert. Und der mit Julius Fröbel in der Schweiz, der über Möglichkeiten und Probleme einer Publikationsstrategie im sich entwickelnden Informationszeitalter Mitte des neunzehnten Jahrhunderts informiert. Mit Struve, dem Freund aus frühen burschenschaftlichen Tagen diskutiert Ruge seine Hinwendung zu bismarckscher Machtpolitik und mit Prutz Patriotismus zwischen deutschem Nationalismus und europäischer Demokratisierung.

    Ein buntes und breites Bild der intellektuellen und politischen Möglichkeiten und Visionen malen die Briefwechsel mit Edgar Bauer, Bayrhofer, Carové, Echtermeyer Freiligrath, Emma und Georg Herwegh, Herzen, Köchly, Meyen, Michelet, Schelling, Schulze, Stahr, Wachsmuth und Wigand.

    Fundorte

    Nach der über 50-jährigen Arbeit an Band 12 der Brief- und Werkausgabe sagt Prof. Hans-Martin Sass: „Ich erinnere mich vor allem an die ersten Jahre des Kalten Krieges, die Unmöglichkeit, mit dem Merseburger Archiv zu kommunizieren, sowie Gabriele Czypionkas und meine Reisen zu den Archiven nach Moskau, als alles einfacher wurde.“ Ein großer Teil der Briefe stammt zudem aus der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Ruge hatte diese Briefe vor seiner Emigration nach Brighton bei Hermann Köchly in Dresden deponiert, wusste aber nicht, dass die Briefe die Flucht von Köchly zum Ende der Dresdener Revolution 1849 überlebt hatten. Seit dem 7. Juli wurde Ruge durch das Vereinigte Kriminalamt der Stadt Leipzig steckbrieflich gesucht; dieser Einschnitt in seinem Leben spiegelt sich in seinem Leben ebenso wie in den heimlichen Reisen auf dem Kontinent.

    Titelaufnahme

    Hans-Martin Sass (Hg.): Arnold Ruge. Nachgelassene Briefe 1832-1880 (in Zusammenarbeit mit Juliane Brenscheidt, Gabriele Czypionka, Katja Stiegel), Scientia Verlag Amsterdam & Aalen 2013, XVII und 787 Seiten, ISBN 978-3-511-06073-2

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Hans-Martin Sass, hansmartin.sass@rub.de

    Angeklickt

    Beitrag über die Briefe-und-Werke-Ausgabe Arnold Ruges in RUBIN 1/1998:
    http://www.ruhr-uni-bochum.de/rubin/rbin1_98/rubin8.htm

    Redaktion: Katja Stiegel / Jens Wylkop


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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