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27.08.2014 14:27

Fossilien - Uralter Vertreter skurriler Gliederfüßer entdeckt

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Biologen identifizierten 435 Millionen Jahre alte Fossilien als neue Gliederfüßer-Art. Die Neuentdeckung lebte räuberisch im flachen Meerwasser und war wesentlich unauffälliger als jüngere Verwandte aus der Jurazeit.

    Sie jagten vor etwa 435 Millionen Jahren in flachen Meeresbereichen nach Beute: Skurrile vielbeinige Tiere mit einem zweiklappigen, schildartigen Panzer. Eine Gruppe von Wissenschaftlern um die LMU-Biologin Carolin Haug konnte nun nachweisen, dass sie zu einer bisher unbekannten Art gehören. Die neu beschriebene Art Thylacares brandonensis ist der älteste gesicherte Vertreter der sogenannten Thylacocephala, einer heute ausgestorbenen Tiergruppe, die zu den Gliederfüßern gehört. „Wo genau die Thylacocephala innerhalb der Gliederfüßer einzuordnen sind, ist allerdings immer noch umstritten“, sagt Haug, die nun mehr Licht in die Verwandtschaftsverhältnisse bringen konnte.

    Spezielle Details der Anatomie von T. brandonensis und detaillierte Untersuchungen von jüngeren Fossilien anderer Thylacocephala-Arten unterstützen nach Ansicht der Forscher die Hypothese, dass die Thylacocephala zu den Krebstieren gehören. Die Anatomie ihrer Beine und fluoreszenzmikroskopische Analysen der Muskelstrukturen legen die Vermutung nahe, dass sie eine Schwestergruppe der sogenannten Remipedia sind. Remipedia sind blinde Krebstiere, die vor allem in tropischen meerüberfluteten Kalksteinhöhlen leben und erst in den 1980er Jahren entdeckt wurden.

    „Dass die Einordnung der Thylacocephala so schwierig ist, liegt auch an ihrem skurrilen Aussehen“, sagt Haug, „lange wurde sogar gestritten, wo überhaupt hinten und vorne ist“. Die meisten bisher bekannten Thylacocephala-Arten kennt man von jurazeitlichen Fossilien, die mit rund 200 bis 250 Millionen Jahren deutlich jünger als die Neuentdeckung sind. Diese Fossilien fallen durch ungewöhnlich große Augen und riesige Raubbeine auf, die so lang sind wie der gesamte Körper – vermutlich eine Anpassung an die räuberische Lebensweise. „Die Augenwurden von manchen Wissenschaftlern zunächst nicht als solche erkannt, sondern für den Magen gehalten“, erzählt Haug. T. brandonensis zeigt sich im Vergleich deutlich bescheidener und einfacher: „Die Vertreter dieser Thylacocephala-Art sehen viel ´normaler´ aus“, so Haug, „die Augen sind kleiner und auch die Raubbeine sind kürzer“.

    Die Wissenschaftler schließen daraus, dass T. brandonensis zwar wie seine jüngeren Verwandten räuberisch lebte, aber noch nicht so stark spezialisiert war und sich die spezielle Morphologie erst im Lauf der Evolution entwickelte. „Möglicherweise war die starke Spezialisierung auch ein Weg in die evolutionäre Sackgasse“, vermutet Haug, „denn am Ende der Kreidezeit, als auch viele andere Tiergruppen von der Erde verschwanden, starben die Thylacocephala aus“. Vorher allerdings waren sie mehr als 350 Millionen Jahre lang eine sehr erfolgreiche Gruppe gewesen.
    BMC Evolutionary Biology 2014
    Göd

    Publikation
    The implications of a Silurian and other thylacocephalan crustaceans for the functional morphology and systematic affinities of the group.
    C. Haug, D.E.G. Briggs, D.G. Mikulic, J. Kluessendorf, J.T. Haug
    BMC Evolutionary Biology 2014
    http://www.biomedcentral.com/1471-2148/14/159

    Kontakt:
    Dr. Carolin Haug
    Department Biologie II
    Zoologie – Funktionelle Morphologie der Tiere
    Tel.: ++49 (0)89 2180 74171
    Email: chaug@bio.lmu.de
    http://www.zoology.bio.lmu.de/personen/chaug/index.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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