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02.10.2014 11:58

Datenverknüpfung: der Schlüssel zur effizienteren Gesundheitsversorgung

Dr. Birgit Kofler European Health Forum Gastein
European Health Forum Gastein

    Warum schneiden manche Staaten besser ab, wenn es um die Gesundheit ihrer Bürger/-innen geht? Sie treffen die richtigen Entscheidungen bei „Makro“- und „Mikro“-Faktoren, berichteten Experten/-innen am European Health Forum Gastein: von einem schärferen Wettbewerb zwischen Erbringern von Gesundheitsleistungen, über eine bessere Krankenhausorganisation hin zum Einsatz von Generika anstelle teurer Arzneimittel, aber auch bessere Ausbildung gesundheitsbewusster Bürger/-innen. Um alle beteiligten Bereiche besser analysieren zu können, bedürfe es der nächsten „Datenrevolution“, der konsequenten Verknüpfung von Daten.

    Bad Hofgastein, 2. Oktober 2014 – Wie gestaltet man ein Gesundheitssystem auf allen Ebenen effizienter? Beginnend mit einer besseren Organisation von Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen wie zum Beispiel Krankenhäusern, über bessere Leistungen individueller medizinischer Fachkräfte bis hin zu den individuellen Patienten/-innen oder Bürger/-innen, die ein gesundheitsbewussteres Verhalten entwickelt sollen: Alle diese Fragen wurden auf dem European Health Forum Gastein (EHFG) von hochrangigen Experten/-innen diskutiert. „Für einige Bereiche gibt es Belege dafür, dass geeignete Maßnahmen funktionieren“, sagte Dr. Peter Smith, em. Prof. für Gesundheitspolitik an der Londoner Imperial College Business School. „Beispielsweise kann ein schärferer Wettbewerb unter den Anbietern zu einer Leistungsoptimierung führen, geeignetere IT-Systeme in Krankenhäuser führen zu einer besseren Performance. Neue Modelle integrierter Leistungen sind bei chronischen Erkrankungen besonders erfolgreich: werden Schlaganfall-Patienten gut von ihrem Hausarzt betreut, verlängert das signifikant ihre Lebenserwartung und senkt gleichzeitig die Gesundheitskosten.“

    Manche Länder schneiden in Rankings eindeutig besser ab als der OECD-Durchschnitt, „doch haben Experten/-innen oft Schwierigkeiten, die zugrunde liegenden exakten Mechanismen zu benennen“, sagte Prof. Smith. „Ich denke dass wir folgende Themenbereiche angehen müssen, um die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten: Die Neugestaltung von Leistungen, die Optimierung von Finanzierungsmechanismen und von Dienstleistern, und die Verbesserung des Gesundheitsverhaltens der Allgemeinbevölkerung.“

    Ein Beispiel einer erfolgreichen Neugestaltung von Leistungen war die Reorganisation der Schlaganfallbetreuung in London, wodurch die Anzahl der Krankenhäuser mit spezialisierter Schlaganfallbetreuung von 34 Allgemeinkrankenhäusern auf acht „Hyper Acute Stroke Units“ reduziert wurde. Damit konnten eine deutliche Verbesserung der klinischen Ergebnisse und eine Kostensenkung erreicht werden. In Deutschland wurden erfolgreich neue Finanzierungsformen für das langfristige Disease-Management chronischer Krankheiten eingeführt: Ärzte/-innen werden für die Dokumentation besser entlohnt und Patienten/-innen haben die Möglichkeit, an langfristigen Trainingsprogrammen teilzunehmen, um einen besseres Umgang mit ihrer Krankheit zu erlernen.

    Neue Generation von Gesundheitsdaten

    Der nächste Schritt auf dem Weg zu effizienteren Gesundheitssystemen ist „eine neue Generation von Gesundheitsdaten“, sagte Francesca Colombo, Leiterin der OECD-Gesundheitsabteilung. „Alle Regierungen befassen sich mit den Chancen, die sich aus der Verknüpfung einer großen Vielfalt und eines großen Volumens von Patientdaten, biologischen und administrativen Daten ergeben.“ Selbstverständlich, so Colombo, sei die Datensicherheit ein sensibles Thema: „Das ist zu respektieren. Es muss aber auch verstanden werden, dass weniger die Daten als solche von Interesse sind, als das Gesamtbild, das sich bei Verknüpfung der Daten ergibt. Das zeigt Gesundheitsanbietern, welche Art von Betreuung Menschen bekommen, sei es in einem Pflegeheim oder in einem Krankenhsus. Diese Revolution in der Datentechnologie bedeutet für die Forschung einen riesigen Vorteil, wenn es um Qualität und Ergebnisse von Gesundheitsversorgung geht: die derart gewonnenen Einsichten sind entscheidend für eine Verbesserung der Leistung.“

    Ein neues Programm auf diesem Gebiet ist das im Jahr 2010 gestartete „European Health Care Outcomes, Performance and Efficiency“ (EuroHOPE)-Projekt. Es evaluiert die Leistung europäischer Gesundheitssysteme hinsichtlich Ergebnissen, Qualität, Ressourcenverbrauch und Kosten unter anderem bei Herzinfarkt, Schlaganfall oder niedrigem Geburtsgewicht. Ein Beispiel: Die Anzahl akuter Krankenhaustage nach einem Herzinfarkt schwankt europaweit enorm: von 19,4 Tagen in Zala, Ungarn, bis 6,2 Tage in der Värmlands Län Region in Schweden. (http://www.eurohope.info/map/atlas.html)

    Colombo: „In Krisenzeiten sind Regierungen etwas vorsichtiger in der Allokation ihrer Gesundheitsausgaben: sie möchten sicher sein, dass sie richtig investieren, um zu verhindern, dass ein angespanntes Budget zu Ungleichheiten im Gesundheitswesen führt. Geeignete Daten liefern eine Basis für solche schwierigen Entscheidungen.“

    “Electing Health – The Europe We Want” ist das Motto des diesjährigen EHFG. Etwa 500 Teilnehmer aus knapp 45 Ländern nehmen an dieser wichtigsten gesundheitspolitischen Konferenz der EU teil, um sich über die brennendsten Themen der europäischen Gesundheitssysteme auszutauschen. Leistung und Effizienz der Gesundheitssysteme in Europa sind eines der Schlüsselthemen auf der Konferenzagenda.

    EHFG Press Office
    Dr. Birgit Kofler
    B&K Kommunikationsberatung GmbH
    Telefon während der Konferenz: +43 6432 85105
    Mobil: +43 676 636 89 30
    Telefon: Wiener Büro: +43 1 319 43 78 13
    Email: press@ehfg.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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