Gemeinsam mit der Friedlichen Revolution vor 25 Jahren steht das 225-jährige Jubiläum der Französischen Revolution im Mittelpunkt einer Tagung an der Universität Leipzig. Die Veranstaltung unter dem Titel "Verflochtene Erinnerung an zwei Revolutionen: 1789-1989-2014" findet am 24. Oktober statt. "Zentrales Anliegen ist es, die Beziehung der Revolutionen von 1789 und 1989, wie auch die Verflechtungen in ihrer Deutung, erneut in das Blickfeld der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion zu rücken", sagt der Direktor des Frankreichzentrums der Universität Leipzig Prof. Dr. Matthias Middell.
Die Veranstaltung richtet sich sowohl an Lehrer als auch an Studierende und die Stadtöffentlichkeit. Der Leipziger Kulturhistoriker Prof. Dr. Thomas Höpel und die von ihm betreute Doktorandin Maria Müller-Zetsche werden sich ebenso wie Middell den Erinnerungen an beide Revolutionen in Deutschland widmen, während Prof. Jean-Numa Ducange von der französischen Universität Rouen die politischen und historiografischen Debatten in Frankreich behandeln wird.
"Bereits 1989 fiel manchem Beobachter der zeitliche Zusammenhang zwischen dem revolutionären Umbruch, der die Weltordnung des Kalten Krieges beseitigte, und der Französischen Revolution von 1789 auf", erklärt Middell. Allmählich habe sich jedoch in öffentlichen wie wissenschaftlichen Debatten eine Interpretation der Ereignisse von 1989 als "friedliche Emanzipation" von herrschaftlicher Unterdrückung durchgesetzt. "Das hat wiederum eine gewisse 'Befreiung' von der Widersprüchlichkeit der von Gewalt gekennzeichneten vorangegangenen Revolution ermöglicht."
Damit ist jedoch laut Middell der Zusammenhang zwischen beiden Revolutionen keineswegs erledigt: Sich diesem Thema wieder zuzuwenden, schließe die Frage ein, wie heutige Schüler beide inzwischen historischen Phänomene zueinander in Beziehung setzen. "Dabei spielt eine wichtige Rolle, dass die Geschichte der Revolutionen 1989 keineswegs zu Ende ging und auch der Zusammenhang von Revolution und Gewalt nicht abgeschlossen ist, wie die Ereignisse im arabischen Raum und in Osteuropa zuletzt eindrücklich belegt haben", sagt der Direktor des Frankreichzentrums, der auch Sprecher des Centres for Area Studies der Universität Leipzig ist. Mit der deutsch-französischen Perspektive werde auch ein Vergleich möglich, in dem die untersuchten Revolutionen jeweils "wichtig für die nationalen Meistererzählungen" seien.
Organisiert wird die vom Kulturamt der Stadt Leipzig geförderte Tagung in Kooperation des Frankreichzentrums der Universität Leipzig mit dem Institut Français Leipzig, dem Deutsch-Französischen Bildungszentrum und dem Centre for Area Studies der Universität Leipzig. "Die Tagung ist auch Vorbereitung für ein Schülerprojekt, in welchem nach geeigneten Formaten zur Umsetzung der Forschungs- und Diskussionsergebnisse im Unterricht der Klassenstufen 7 und 9 gesucht wird. Das soll Schülern auch einen Abgleich mit dem Erleben aktueller gesellschaftlicher Umbrüche ermöglichen", erklärt Middell.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Matthias Middell
Centre for Area Studies
Telefon: +49 341 97-30232
E-Mail: middell@uni-leipzig.de
Julia Oheim
Frankreichzentrum der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97 30264
E-Mail: julia.oheim@uni-leipzig.de
http://www.uni-leipzig.de/~frz/cms/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik
regional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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