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18.11.2014 13:51

Schuppenflechte-Medikament aussichtsreicher Kandidat für die Behandlung der Alzheimer-Erkrankung

Barbara Reinke, M.A. Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Demenz – eine Erkrankung, die zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im höheren Lebensalter zählt. Geschätzte 35 Millionen Menschen leiden derzeit weltweit an dieser Krankheit, im Jahr 2050 ist mit 135 Millionen Demenz-Patienten weltweit zu rechnen. Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz haben nun neue Erkenntnisse zur Behandlung von Patienten mit Alzheimer-Demenz gewonnen: Ein eigentlich für die Behandlung der Hautkrankheit Psoriasis zugelassenes Arzneimittel führt im Gehirn von Alzheimerpatienten zu einer verstärkten Aktivität des Enzyms ADAM10. Die Studienergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe von „Neurology“ veröffentlicht.

    Laut Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. leben in Deutschland derzeit rund 1,5 Millionen Demenzkranke, davon leiden etwa 1 bis 1,2 Millionen Menschen an einer Alzheimer-Demenz, kurz Alzheimer. Zur Behandlung von Alzheimer stehen der Medizin heute lediglich symptomatische Therapien zur Verfügung, die den Krankheitsverlauf und die fortschreitende Pflegebedürftigkeit hinauszögern. Eine zur Heilung führende Therapie ist derzeit noch nicht verfügbar. Die Alzheimer-Demenz stellt daher eine der großen Herausforderungen für die moderne Medizin und damit ein wichtiges Forschungsfeld dar.

    Es ist noch umstritten, was die häufigste, die spät einsetzende Alzheimer-Demenz, auslöst. Als gesicherte Erkenntnis gilt aber, dass die Aktivität bestimmter Sekretasen dabei eine Rolle spielt. Diese Enzyme spalten Eiweiße auf Zelloberflächen und führen zur Freisetzung der Spaltprodukte („Sekretion“). Im Krankheitsfall kommt es zu einer vermehrten Spaltung des Amyloid-Vorläuferproteins durch die beta-Sekretase, wobei Amyloid-beta Peptide entstehen. Diese Peptide lagern sich zusammen, schädigen Nervenzellen und bilden den Hauptbestandteil der sogenannten Alzheimer-Plaques im Gehirn. Die alpha-Sekretase ADAM10 (A disintegrin and metalloproteinase 10) ist ein Gegenspieler der beta-Sekretase: Sie spaltet das Amyloid-Vorläuferprotein so, dass die Entstehung von Amyloid-beta Peptiden verhindert und gleichzeitig ein Nervenzellen-schützender Wachstumsfaktor freigesetzt wird, das APPs-alpha.

    Die Grundlagenforscher Dr. Kristina Endres und Prof. Dr. Falk Fahrenholz, beide Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz, haben aufbauend auf dieser Erkenntnis nun einen neuen Ansatz zur Therapie der Alzheimer-Erkrankung gefunden. In Zusammenarbeit mit den Professoren Dr. Klaus Lieb und Dr. Andreas Fellgiebel, beide Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie in Kooperation mit Prof. Stefan Teipel und seinem Team vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Rostock, haben die Wissenschaftler an einer Gruppe von Alzheimer-Patienten nachgewiesen, dass sich bei einer oralen Gabe eines Schuppenflechte-Medikamentes die Menge an APPs-alpha in der Rückenmarksflüssigkeit von Alzheimerpatienten erhöht. Dies ist ein starker Indikator für eine Aktivitätssteigerung der alpha-Sekretase ADAM10, die wiederum die Ablagerung von Alzheimer-Plaques vermindert. Im Tiermodell der Alzheimer-Erkrankung hat sich zudem gezeigt, dass ADAM10 die Lern- und Gedächtnisleistung verbessert. Das Medikament wurde von den Patienten gut vertragen. Um den Einfluss der getesteten Substanz auf die geistige Leistungsfähigkeit bei Patienten weiter zu untersuchen und zu prüfen, ob es langfristig als Alzheimer-Therapeutikum eingesetzt werden kann, sind größere klinische Studien mit längerer Behandlungsdauer erforderlich.

    Kontakt:
    Dr. Kristina Endres,
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
    Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
    Telefon: 06131 17-2133, Fax: 06131 17-6690
    E-Mail: kristina.endres@unimedizin-mainz.de
    Internet: www.unimedizin-mainz.de/Psychiatrie

    Pressekontakt
    Barbara Reinke, Stabsstelle Kommunikation und Presse Universitätsmedizin Mainz
    Telefon 06131 17-7428, Fax 06131 17-3496, E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de

    Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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