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17.12.2014 12:29

Unstatistik des Monats: Der Flughafen BER ist zu 98 Prozent fertig!

Katharina Brach Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Vor seinem Rücktritt als Regierender Bürgermeister am 11. Dezember 2014 versicherte Klaus Wowereit in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) „jetzt zu 98 Prozent fertig ist.“ Das klang verheißungsvoll. Aber 98 Prozent von was? Wowereit sagte es nicht, und der „Spiegel“ fragte auch nicht nach. Also haben wir uns den Kopf zerbrochen.

    Die erste und naheliegende Vermutung ist, dass sich die Zahl auf die Zeit bezieht – der Eröffnungstermin stand ja immer im Zentrum der Debatte. Der erste Spatenstich erfolgte am 5. September 2006. Wenn bis zu Wowereits Rücktritt 98 Prozent der Zeit verstrichen war, dann bleiben noch exakt zwei Monate. Demnach lässt Wowereit uns wissen, dass der BER am 11. Februar 2015 fertig sein wird. Das kann er aber nicht gemeint haben, da der scheidende BER-Chef Hartmut Mehdorn als Eröffnungstermin gerade die zweite Hälfte von 2017 angekündigt hat.

    Wenn nicht Zeit, was dann? Vielleicht Geld. Bis Ende 2014 sollen die Gesamtkosten auf 5,1 Milliarden Euro steigen. Die verbleibenden zwei Prozent der Kosten lägen dann nur noch bei etwas über hundert Millionen. Da die Flughafengesellschaft im November dieses Jahres jedoch ankündigte zwei Milliarden mehr zu investieren und Mehdorn mehr als drei weitere Milliarden für nötig hält, kann Wowereit wohl auch nicht Geld gemeint haben.

    Was sonst? Vielleicht die Gebäude und die Infrastruktur. Das ist aber ebenso unwahrscheinlich, da etwa nach Mehdorn ein Ausbau mit einer dritten Startbahn notwendig wird. Der BER war für 27 Millionen Passagiere geplant, doch die alten Flughäfen Tegel und Schönefeld versorgen bereits jetzt mehr Passagiere.

    Eine letzte Hoffnung auf eine Antwort könnte der Nachsatz von Wowereit liefern, „aber die restlichen zwei Prozent sind die schwierigsten. Versuchen Sie mal, das öffentlich zu vermitteln.“ Nur wie können wir verstehen, warum die letzten zwei Prozente der Knackpunkt sind, wenn er nicht versucht uns zu vermitteln, worauf sich die ersten 98 Prozent beziehen?

    Vielleicht ist die Antwort eine ganz andere, und viel einfacher: Wowereit hat an nichts gedacht. Wie er in dem „Spiegel“-Interview klarstellte, war sein Motto als „Berlins Regierender Partymeister“ ja auch das Prinzip der heiteren Gelassenheit. Und was er überhaupt nicht vermissen wird: „Dass ich mich für jeden Quatsch rechtfertigen muss.“

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    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Tel.: (030) 82 406-361

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.


    Weitere Informationen:

    http://www.unstatistik.de - Hintergrundinformationen und Unstatistik-Archiv


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Pressemitteilung zur Unstatistik von Dezember 2014

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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