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25.03.2015 13:47

Lepra als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit identifiziert

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Internationale Genomstudie zeigt, dass verschiedene Erreger vor zehn Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten

    Lepra gehört vermutlich zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt: Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team um Johannes Krause von der Universität Tübingen, Direktor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, und Stewart Cole von der EPFL Lausanne in einer neuen Genomstudie. Die Wissenschaftler haben gemeinsam das Genom des Lepra-Erregers Mycobacterium lepromatosis aus Biopsiegewebe eines mexikanischen Lepromatose-Patienten entschlüsselt. Diese eher seltene, aber häufig aggressivere Form der Lepra kommt heute hauptsächlich bei Bewohnern Mittelamerikas vor. Ihr Erreger gilt als nächster Verwandter des klassischen Lepra-Erregers Mycobacterium leprae: Beide Krankheitserreger verursachen ähnliche Symptome und werden klinisch erst seit wenigen Jahren unterschieden.

    Der Genomvergleich erbrachte überraschend, dass sich die zwei Erreger stark in ihrer DNA-Sequenz unterscheiden und einen gemeinsamen Vorfahren vor mehr als 10 Millionen Jahren besaßen. „Da beide Krankheiten ähnliche Symptome verursachen, kann man davon ausgehen, dass auch die vor Millionen von Jahren lebenden Vorfahren der beiden Erreger bereits eine Lepra-ähnliche Krankheit verursachten“, sagt Krause. Damit gehören Lepra-ähnliche Krankheiten zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt. Lepromatose-Erreger wurden bisher nur beim Menschen gefunden, und Lepra- Erreger treten heutzutage in der Natur nur bei nord- und mittelamerikanischen Gürteltieren auf. Die Ergebnisse wurden diese Woche im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.

    Das Team um Cole und Krause hatte bereits in einer 2013 veröffentlichten Studie gezeigt, dass Gürteltiere sich wahrscheinlich bei europäischen Siedlern mit einem Mycobacterium leprae-Stamm infizierten, der im Mittelalter in Europa verbreitet war. Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass der gemeinsame Vorfahre der Lepra- und Lepromatose-Erreger bereits ein stark reduziertes Genom besaß, das zahlreiche Gene verloren hatte. Seine Nachfahren haben im Laufe der folgenden Millionen Jahre weitere Gene verloren. „Wir gehen davon aus, dass sich beide Erreger im Laufe der Zeit an ihren Wirt angepasst haben und Gene, die nicht mehr gebraucht wurden, verloren gingen“, so Cole. Die aktuelle Analyse zeigt auch, dass Mycobacterium lepromatosis die Fähigkeit besitzt, Nervengewebe zu infizieren. Die Genomstudie bietet so neue Einsichten in die Evolution einer der bisher ältesten bekannten menschlichen Krankheiten.

    Publikation:
    Singh P, Benjak A, Schuenemann VJ, Herbig A, Avanzi C, Busso P, Nieselt K, Krause J, Vera-Cabrera L, Cole ST: Insight into the evolution and origin of leprosy bacilli from the genome sequence of Mycobacterium lepromatosis. PNAS, 23 März 2015. DOI: 10.1073/pnas.1421504112

    Kontakt:
    Professor Johannes Krause
    Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte/Universität Tübingen
    Telefon: +49 7071 29-74089
    johannes.krause[at]uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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