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27.03.2015 10:35

Gliomtherapie mit Methadon: bisher nur experimentell getestet – Wirkung beim Menschen unklar

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

    Gemeinsame Stellungnahme der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft (NOA) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

    Die Behandlung von Gliomen mit dem Opioid Methadon ist eine experimentelle Therapie, die bislang nur im Tiermodell untersucht wurde. Öffentlich zugängliche oder systematisch erhobene Ergebnisse von einer Behandlung bei Patienten mit Gliomen mit dem Ziel einer Tumortherapie liegen nicht vor. Bis heute gibt es keinen Nachweis für die Wirksamkeit der Methadontherapie bei menschlichen Gliomen.

    Bei Gliomen gab es einen einzigen positiven tierexperimentellen Befund, dessen Übertragung auf die Situation beim Menschen nicht unbedingt möglich ist. In diesem tierexperimentellen Befund hat die Behandlung mit Methadon zu einer Verlangsamung des Wachstums von Glioblastomzellen, die unter die Haut von immungeschwächten Mäusen transplantiert wurden, geführt.

    Durch eine Pressemitteilung der Autoren der tierexperimentellen Studie wurde bei vielen Patienten der Eindruck erweckt, dass eine Behandlung von Glioblastomen mit Methadon die Wirkung von Chemotherapie verstärkt und die Tumorzellen fast vollständig zerstört, sodass selbst „austherapierte“ Patienten von einer solchen Behandlung profitieren könnten. Die Aussagen beruhen größtenteils auf Experimenten in der Zellkulturschale. Sie reflektieren nicht den wissenschaftlichen Stand dieses Therapieansatzes und sind auf die Situation beim Menschen nicht übertragbar.

    Wir weisen schlussfolgernd auf folgende Punkte hin:

    > Bei der Behandlung von Patienten mit Glioblastomen mit Methadon handelt es sich um eine experimentelle Therapie
    .
    > Ein Nutzen dieser Therapie ist bislang durch keine Studie an Patienten belegt, sondern beruht lediglich auf einer tierexperimentellen Studie.

    > Der Einsatz von Methadon außerhalb kontrollierter klinischer Studien ist nicht gerechtfertigt.

    > Eine aktive Werbung – z.B. über das Internet – für den Einsatz dieser Methode ist problematisch, da sie unerfüllbare Erwartungen wecken könnte und da sie Patienten dazu bewegen könnte, zugunsten dieser experimentellen Therapie auf nachgewiesenermaßen wirksame Behandlungsmethoden zu verzichten.

    > Methadon ist potenziell reich an unerwünschten Wirkungen, die die Lebensqualität der Patienten unnötig einschränken.

    > Insbesondere niedergelassene Kollegen werden zu einer nicht gerechtfertigten Verschreibung unter möglicherweise anderen als der Tumortherapie dienenden Gründen gedrängt.

    Unterzeichner
    Prof. Dr. med. Wolfgang Wick
    Sprecher der NOA – Vorstand und Beirat

    Prof. Dr. med. Ralf Gold
    1. Vorsitzender der DGN

    Referenz
    Pressemitteilung des Universitätsklinikums Ulm vom 10. Juni 2013
    http://www.uniklinik-ulm.de/news/article/1119/gegenseitige.html

    NOA - Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
    Die NOA wurde 1987 in Würzburg als Arbeitsgruppe der Deutschen Krebsgesellschaft gegründet und besteht aus mehr als 300 Mitgliedern. Seit Ende der 90er Jahre stehen neben der Strukturierung der interdisziplinären Zusammenarbeit vor allem die Entwicklung und Durchführung klinischer Studien sowie die Erstellung von Leitlinien im Arbeitsmittelpunkt. Daneben fungiert die NOA über die jährlichen Tagungen und die Summer School Neuroonkologie als wissenschaftliche Plattform und Fortbildungsinstrument für die Deutsche Neuroonkologie. Überdies ist die NOA als Vertreterin der Neuroonkologie an der Bearbeitung gesundheitspolitischer Fragen beteiligt. Sie dient außerdem als Ansprechpartner für Patienten- und Angehörigenorganisationen. http://www.neuroonkologie.de

    Koordinierungsstelle NOA: Neurologische Klinik, Universität Heidelberg
    Tel.: +49 (0) 6221 56-7075, Fax: +49 (0) 6221 56-7554
    E-Mail: neuroonkologie@med.uni-heidelberg.de

    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
    Tel.: +49 (0)89 46148622, Fax: +49 (0)89 46148625, E-Mail: presse@dgn.org
    Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

    Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
    sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 7700 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist seit 2008 die Bundeshauptstadt Berlin. http://www.dgn.org

    1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Ralf Gold
    2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Martin Grond
    3. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Gereon R. Fink
    Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter

    DGN-Geschäftsstelle
    Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0) 30 531437930, E-Mail: info@dgn.org


    Weitere Informationen:

    http://Gemeinsame Stellungnahme von NOA und DGN
    http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/3040-gliomtherapie-mit-methadon-bisher-nur-experimentell-getestet-wirkung-beim-menschen-voellig-unklar


    Bilder

    Anhang
    attachment icon Stellungnahme NOA/DGN Methadon bei Glioblastom

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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