idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.06.2015 14:06

Was Gesichtsausdrücke des Ungeborenen im Ultraschall verraten

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Gegen Ende des zweiten Schwangerschaftsdrittels haben Eltern gute Chancen, ihr Kind auf dem Ultraschallbild lächeln zu sehen. Mitunter verzieht es auch die Mundwinkel, runzelt die Stirn und schaut missmutig oder traurig aus. Eltern sollten in diese Momente nicht zu viel hineininterpretieren, rät die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Veränderungen des Gesichtsausdrucks spiegelten nicht etwa die Gefühle des Feten wieder, sondern sind vielmehr das Ergebnis unwillkürlicher, reflexhafter Bewegungen, berichten die Experten im Fachmagazin „Ultraschall in der Medizin". Ultraschalluntersuchungen von Ungeborenen allein zum Zwecke des „Babyfernsehens“ lehnt die DEGUM ab.

    Wenn Ärzte ein Ungeborenes mit 4D-Ultraschall untersuchen, schließen sie dabei nicht nur mögliche Fehlbildungen aus. Sie können auch live beobachten, wie das Kind Körper und Gesicht bewegt. „Mit der 4D-Sonografie, die Bewegungen des Feten räumlich sichtbar macht, können wir die Mimik des Kindes besonders gut beobachten“, sagt Professor Dr. med. Eberhard Merz, Leiter des Zentrums für Ultraschall und Pränatalmedizin am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Die Technik ermöglicht es den Ärzten heute auch, das Farbspektrum der menschlichen Haut anzupassen und mit einer beweglichen virtuellen Lichtquelle Effekte von Licht und Schatten an der Oberfläche des Kindes zu erzeugen. „Die Bilder erscheinen sehr lebensecht und es ist kein Wunder, dass sie uns innerlich berühren“, so DEGUM-Experte Merz. Dennoch bedeute ein Lächeln nicht, dass ein Baby glücklich ist und eine traurige Mine verrate nichts über schlechte Gefühle des Ungeborenen. „Die Bewegungen sind eher eine Art Training“, erklärt Merz. Die Entwicklung komplexer Gesichtsbewegungen vor der Geburt sei für viele Funktionen nach der Geburt wichtig. Denn von Anfang an kommuniziert das Baby auch über seine Gesichtsausdrücke mit den Eltern und weint zum Beispiel, wenn es unzufrieden ist. Das erste echte Lächeln allerdings lässt etwas auf sich warten: Das „Engelslächeln“ von Neugeborenen stufen Entwicklungspsychologen noch als reflexhaft ein; erst zum Ende des zweiten Lebensmonats hin lächeln Babys ihre Mitmenschen bewusst an.

    Pränatalmediziner wie Eberhard Merz können am Gesicht des Ungeborenen dennoch etwas ablesen: „Die Beobachtung der fetalen Gesichtsstrukturen und des fetalen Gesichtsausdrucks liefert zusätzliche Erkenntnisse über die neurologische Entwicklung des Feten und ermöglicht es, die fetalen Gehirnfunktionen besser vorauszusehen“, erklärt der Experte. Unabhängig von der Mimik sei das Gesicht eine grundlegende Informationsquelle. „Durch dessen Beurteilung ist die Diagnose verschiedener fetaler Erkrankungen und Syndrome möglich. Ergänzend zum 2D-Ultraschall lassen sich die Strukturen mit der drei- und vierdimensionalen Sonografie noch genauer bewerten und Informationen über mögliche Fehlbildungen gewinnen“, erklärt der Experte.

    Merz appelliert an seine Kollegen, Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft nur dann durchzuführen, wenn dies medizinisch begründet ist. Die DEGUM spricht sich ausdrücklich gegen alleinige Ultraschalluntersuchungen aus, die nur zum Zwecke des „Babyfernsehens“ auf Wunsch der Eltern durchgeführt werden. Mit dem Einsatz der aussagekräftigen und zugleich schonenden Diagnostik müsse stets ein medizinisch relevanter Zweck verbunden sein.

    Literatur:
    Fetal Facial Expressions: Demonstration of the Smiling, the Sad and the Scowling Fetus with 4D-Ultrasound/ Fetale Mimik: Demonstration des lächelnden, des traurigen und des missmutigen Fetus mit 4D-Ultraschall
    E. Merz , S. Pashaj , Ultraschall in der Medizin 2015; 36(01): 1-2; Georg Thieme Verlag, Stuttgart

    3D/4D-Ultraschall in der Geburtshilfe – Babyfernsehen ohne Diagnostik?
    E. Merz, Ultraschall in der Medizin 2008; 29: 156–158; Georg Thieme Verlag, Stuttgart


    Über die DEGUM:
    Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: www.degum.de


    – Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. –

    +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
    Anna Julia Voormann
    Irina Lorenz-Meyer
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: +49 711 8931 -642


    Weitere Informationen:

    http://www.degum.de


    Bilder

    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt es ein missmutiges Gesicht.
    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt ...
    Quelle: Prof. E. Merz
    None

    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt es ein missmutiges Gesicht.
    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt ...
    Quelle: Prof. E. Merz
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt es ein missmutiges Gesicht.


    Zum Download

    x

    Fetus mit 31 Schwangerschaftswochen: Erst lächelt das Ungeborene etwas, wenige Minuten später zeigt es ein missmutiges Gesicht.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).