idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.06.2015 17:57

Intelligente Bakterien zur Erkennung von Krankheiten

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Forscher des Inserm [1] und des CNRS [2] Montpellier, in Kooperation mit dem CHRU Montpellier und der Stanford Universität (USA), haben Bakterien so transformiert, dass diese Erkrankungen allein durch das Vorhandensein bestimmter Moleküle im Blut oder Urin erkennen können. Die Bakterien werden so zu einem echten Diagnoseinstrument.

    Die In-Vitro-Diagnostik (IVD) basiert auf der Präsenz von Molekülen in physiologischen Flüssigkeiten (Blut, Urin), die für eine spezifische Erkrankung charakteristisch sind. Die IVD ist aufgrund ihrer Nicht-Invasivität und der einfachen Anwendung sehr wichtig für die Früherkennung und Überwachung von Krankheiten. Da lebende Zellen wahre Nanomaschinen sind, die verschiedene Signale erkennen, verarbeiten und darauf reagieren können, sind sie gute Kandidaten für die Entwicklung neuer Diagnoseverfahren. Sie müssen jedoch erst "programmiert" werden, damit sie die gewünschten Aufgaben ausführen.

    Dafür hat die Gruppe um Jérôme Bonnet am Zentrum für Strukturbiologie in Montpellier (Inserm/CNRS/Universität Montpellier) Konzepte der synthetischen Biologie [3] genutzt, um genetische Systeme zur Programmierung lebender Zellen zu entwickeln.

    Jérôme Bonnet hatte 2013 den "Transcriptor" entwickelt, ein genetisches Äquivalent zum elektronischen Transistor. Der Transistor ist der Hauptbestandteil moderner elektronischer Systeme und spielt die Rolle eines Schalters und Signalverstärkers. Bei der Verknüpfung mehreren Transistoren können "Logikgatter" geschaffen werden, die auf verschiedene Signalverknüpfungen mit einer vorgegebenen Logik antworten. Mit dem Transcriptor werden die elektronischen Signale durch molekulare Signale ersetzt. Dank des Transcriptors können einfache genetische Programme für verschiedene Molekülverbindungen in lebende Zellen (z.B. Bakterien) implantiert werden [4].

    In einem nächsten Schritt [5] haben die Forscher diese Technologie zur Erkennung von Krankheitserregern in klinischen Proben angewandt. Sie haben die Verstärkerkraft des Transcriptors genutzt, um Erreger auch in kleineren Mengen zu identifizieren. Darüber hinaus konnten sie die Ergebnisse des Tests mehrere Monate in der DNA der Bakterien speichern. Als Proof-of-Concept haben die Wissenschaftler den Transcriptor mit einem Glucose-empfindlichen bakteriellen System verbunden und die ungewöhnlich hohe Menge von Glucose im Urin von Diabetikern aufgespürt.

    Die Zellen werden also in die Lage versetzt, unterschiedliche Operationen in Abhängigkeit von verschiedenen vorhandenen Markern durchzuführen, was den Weg zu einer präziseren Diagnose durch die Erkennung molekularer "Signaturen" mit verschiedenen Markern eröffnet.

    [1] Inserm: französisches Institut für Gesundheit und medizinische Forschung
    [2] CNRS: französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung
    [3] http://www.synthetische-biologie.mpg.de/7138/definition: "Synthetische Biologie ist das Design und die Konstruktion von neuen biologischen Bauteilen, Apparaten und Systemen sowie das Re-Design von bereits vorhandenen natürlichen biologischen Systemen für nützliche Zwecke".
    [4] Bonnet et al., "Amplifying Genetic Logic Gates", Science, 3.05.2013 - http://www.sciencemag.org/content/340/6132/599
    [5] Courbet et al., "Detection of pathological biomarkers in Human clinical samples via amplifying genetic switches and logic gates.", Science Translational Medicine, 27.05.2015 - http://dx.doi.org/10.1126/scitranslmed.aaa3601

    Kontakt:
    - Jérôme Bonnet, Forschungsbeauftragter am Inserm, Gruppe Synthetische Biologie, Zentrum für Strukturbiologie, Montpellier - Tel.: +33 4 67 41 77 13 – E-Mail: jerome.bonnet@inserm.fr

    Quelle: "Des bactéries intelligentes pour détecter les maladies", Pressemitteilung des CNRS, 27.05.2015 – http://www2.cnrs.fr/sites/communique/fichier/cp_bonnet_science.pdf

    Redakteurin: Rébecca Grojsman, rebecca.grojsman@diplomatie.gouv.fr


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).