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07.10.2015 10:23

TU Berlin: Süße Prinzessinnen und starke Helden

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

    TU-Projekt analysiert 501 Sprüche auf Kinder-T-Shirts – Viele Motive tragen zu geschlechterstereotypen Rollenbildern bei

    Immerhin: Es brach ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken über ein Versandhaus herein, das ein Mädchen-T-Shirt mit dem Aufdruck anbot: „In Mathe bin ich Deko“. Es gibt Menschen, die solche Sprüche witzig finden, so dachte anscheinend der Hersteller – die Wissenschaft weiß inzwischen mehr. Soziologinnen beklagen derartige Rollenzuschreibungen schon lange, denn sie haben nachweisen können, dass negative Leistungserwartungen, die jemandem entgegengebracht werden, zu tatsächlich schlechteren Leistungen führen können. Die Betroffenen befürchten, das Stereotyp zu bestätigen, und können sich nicht mehr auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren. Eine Untersuchung aus der TU Berlin beweist: Noch immer sind die „kleine Prinzessin“ und der „Superheld“ weit verbreitet.

    Die Erkenntnisse der Soziologie über die Rollenzuschreibungen haben keineswegs zu einer Revolutionierung der Motive auf der Kinderkleidung geführt. Das geht aus der Untersuchung hervor, die Studierende am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin (ZIFG) durchgeführt haben. Sie haben 501 Kindersprüche auf T-Shirts für Jungen und für Mädchen analysiert. Das Ergebnis war für sie selbst überraschend. Geschlechterstereotype Rollenbilder fanden sich bei allen elf untersuchten Marken in allen Preissegmenten.

    „Little“, „sweet“, „happy“, „cute“, „lovely“ waren die häufigsten Adjektive, „Love“, „Girl“, „Star“, „Princess“ die Substantive auf Mädchen-T-Shirts. Dem standen bei den Jungs-Shirts die Adjektive „crazy“, „cool“, „wild“, „strong“ und die Substantive „Life“, „Team“, „King“, „Rebel“ gegenüber. Als Leitmotive für die Mädchen-Shirts fanden sie die Themen Märchen und Träume, Unschuld und Naivität, Schönheit und Selbstbewusstsein. Bei Jungen sieht das anders aus: Sport, Wettkampf, Teamgeist sind hier die Leitmotive, ebenso wie Abenteuer, Natur, Reisen sowie Superhelden und Superkräfte oder Rebellion und Grenzüberschreitungen.

    Männer dürfen nicht „süß“ sein

    Stereotype Geschlechterbilder – auch diese Erkenntnis der Erziehungswissenschaft konnten die Studierenden mit ihrer Studie untermauern – gelangen auf vielfältigsten Wegen mittels Gesten oder alltäglichen Entscheidungen in die Köpfe von Kindern und beeinflussen so auch die Art, wie sie sich selbst empfinden.

    Kann es aber nicht sein, dass Männer gar nicht „süß“ sein möchten und Mädchen keine „Superheldin“? Die Genderforschung sieht das anders. „Die geschlechtsbedingten Vorurteile sind den meisten in unserer Gesellschaft gar nicht bewusst“, erklärt Dr. Petra Lucht, Soziologin und Gastprofessorin am ZIFG. „Männer dürfen gar nicht ,süß‘ sein, solange es die geschlechtsbezogenen Rollenbilder nicht vorsehen. Geschlechterstereotype – das sieht man sehr eindrücklich an den T-Shirt-Sprüchen – werden uns übergestreift wie eine zweite Haut. Hier sollten wir auch an die Mitverantwortung der Unternehmen appellieren.“

    „Was Sie schon immer über Geschlecht wissen wollten … und nie zu fragen wagten“ ist der Titel von Seminaren, die Prof. Dr. Sabine Hark, die Leiterin des Zentrums, und Prof. Dr. Petra Lucht an der TU Berlin in jedem Semester fächerübergreifend anbieten, um diese Mechanismen sichtbar zu machen. Sie führen ins Thema ein und aus ihnen gehen Studien wie diese hervor. Die Studierenden wählen ihre Studienprojekte beziehungsweise Untersuchungsgegenstände selbst aus. „Deshalb wechseln von Semester zu Semester auch die Themen“, erklärt Petra Lucht. „Bei uns Lehrenden liegt die Anleitung, Begleitung und Betreuung der Projekte, mit denen ,Alltagsbezüge‘ zu den im Seminar diskutierten Ansätzen der Gender Studies erkundet werden sollen.“ Übrigens: Das Versandhaus, das das T-Shirt mit dem diskriminierenden Mathe-Spruch anbot, musste es inzwischen aus dem Sortiment entfernen.

    Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
    Prof. Dr. Sabine Hark
    Prof. Dr. Petra Lucht
    TU Berlin, Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung
    Tel.: 030/314-26974
    E-Mail: sabine.hark@tu-berlin.de, lucht@kgw.tu-berlin.de
    Internet: www.zifg.tu-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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