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16.10.2015 13:55

Klimawandel verschiebt auch die höchsten Bäume der Erde

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

    Berkeley/Leipzig. Der Klimawandel wird das Ausbreitungsgebiet der Küstenmammutbäume in Kalifornien etwa 70 bis 200 Kilometer nach Norden verschieben. Südlich von San Francisco könnten die berühmten höchsten Bäume der Welt in einem Jahrzehnt ganz verschwinden, im Norden dagegen zunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität von Kalifornien und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, die historische Klimadaten ausgewertet hat, um aus globalen Klimamodellen genauere ökologische Vorhersagen möglich zu machen.

    Dieser Ansatz sei besonders für Regionen geeignet, in denen das lokale Klima stark durch den Ozean beeinflusst wird und deshalb in den globalen Klimamodellen durch das Raster falle, so die Forschenden im Fachjournal Global Change Biology.

    Globale Klimamodelle können die prognostizierten Veränderungen oft nur sehr grob zeigen und übersehen dabei häufig lokale Effekte. Diese haben jedoch eine große Bedeutung um vorherzusagen, wie einzelne Tier- oder Pflanzenarten mit dem Klimawandel zurechtkommen werden. Das internationale Team suchte daher nach einem alternativen Ansatz und nutzte historische Klimadaten als Indikatoren für kurz- und mittelfristige Klimaveränderungen. Dazu werteten sie die mittlere Jahrestemperatur und den Jahresniederschlag von 195 Stationen in Kalifornien zwischen 1895 und 2010 aus. Anschließend verglichen sie die Szenarien aus den historischen Aufzeichnungen mit den Projektionen der globalen Klimamodelle und arbeiteten dies in ein Verbreitungsmodell für die bedrohten Küstenmammutbäume ein.

    Je nach Szenario wird sich das Verbreitungsgebiet dieser markanten Baumart mit dem roten Holz deutlich verändern. Würde es in Kalifornien trockener und wärmer, dann könnten die Redwood-Wälder von jetzt rund 19.000 Quadratkilometern Fläche auf unter 5.000 schrumpfen. Würde es feuchter und kälter, dann könnten sich diese Wälder dagegen sogar auf fast 25.000 Quadratkilometern Fläche ausdehnen. „Am wahrscheinlichsten ist jedoch 2025 ein Szenario, bei dem es in Kalifornien wärmer wird, die Niederschläge sich jedoch nicht dramatisch verändern werden. Dann wird sich das Verbreitungsgebiet der Küstenmammutbäume im Schnitt um etwa 70 Kilometer nach Norden verschieben“, erklärt Dr. Miguel Fernández vom iDiv. Im Süden würde die Art so etwa 50 Prozent ihres Ausbreitungsgebietes verlieren und südlich der Bucht von San Francisco komplett verschwinden. Im Norden könnte sie dagegen etwa 34 Prozent an Fläche dazugewinnen, die von den Klimabedingungen her dann im Bundesstaat Oregon für die Art geeignet wäre. Ein großes Umsiedlungsprogramm wäre vermutlich nötig, damit die Küstenmammutbäume die neuen Lebensräume im Norden der US-Westküste auch nutzen und dort größere Wälder bilden könnten. Denn oft kann die natürliche Ausbreitung von Tier- oder Pflanzenarten nicht mit dem Tempo des Klimawandels mithalten.

    Eine gute Nachricht gibt es trotz aller Unsicherheiten: Selbst bei den extremsten Klimaszenarien wird es in naher Zukunft ein stabiles Refugium geben – die Wälder des Redwood-Nationalparks bei Eureka. „Küstenmammutbäume haben über Jahrtausende den Klimaveränderungen getrotzt und dabei eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Schwankungen des Wetters entwickelt“, blickt Miguel Fernández zurück. „Unsere Studie konnte zeigen, dass historische Klimaschwankungen eine bisher kaum genutzte Möglichkeit sind, robuste Klimaszenarios mit hoher Auflösung und dynamischer Ankopplung an den globalen Klimawandel zu entwickeln. Damit sind sie eine brauchbare Alternative zu den Projektionen der globalen Klimamodelle – besonders für Kurzfristvorhersagen.“

    Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) können bis 115 Meter hoch werden und bis zu sieben Meter im Durchmesser erreichen. Diese immergrünen Nadelbäume stellen die höchsten Bäume der Erde. Sie wachsen ausschließlich in einem schmalen Streifen an der Pazifikküste der USA da sie typische Bewohner der Regenwälder gemäßigter Breiten und dadurch auf ein mildes und feuchtes Klima angewiesen sind. Wegen ihrer imposanten Erscheinung hat die Art einen hohen Symbolwert und wurde zum Staatsbaum des US-Bundesstaates Kalifornien. Das Holz des Küstenmammutbaumes zählt wegen seiner hohen Qualität und Langlebigkeit zu den wertvollsten Nutzhölzern weltweit. Durch die starke kommerzielle Nutzung sind diese Wälder seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien deutlich geschrumpft. Heute stehen rund zehn Prozent der ursprünglichen Fläche unter Schutz. Tilo Arnhold

    Publikation:
    Fernández, M., Hamilton, H. H. and Kueppers, L. M. (2015), Back to the future: using historical climate variation to project near-term shifts in habitat suitable for coast redwood. Glob Change Biol. doi:10.1111/gcb.13027
    http://dx.doi.org/10.1111/gcb.13027
    Die Untersuchungen wurden gefördert von der Save the Redwoods League.

    Weitere Informationen:
    Dr. Miguel Alejandro Fernández
    Universität von Kalifornien und Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
    Telephone: +49 341 9733188
    http://www.idiv.de/en/the-centre/employees/details/eshow/fernandez-miguel-alejan...
    oder
    Tilo Arnhold, Pressestelle iDiv
    Telefon: +49 341 9733197
    http://www.idiv.de/de/presse/mitarbeiterinnen.html

    Links:
    Redwoods (National Geographic, October 2009):
    http://ngm.nationalgeographic.com/redwoods/redwoods
    Kurzfilm über die Küstenmammutbäume in Kalifornien:
    https://www.youtube.com/watch?v=UCk6r_9ktr4
    Save the Redwoods League
    http://www.savetheredwoods.org/
    NatureServe Network
    http://www.natureserve.org/

    iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ.
    Beteiligte Kooperationspartner sind die folgenden außeruniversitären Forschungs-einrichtungen: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). http://www.idiv.de/de.html


    Weitere Informationen:

    https://www.idiv.de/de/presse/pressemitteilungen/press_release_single_view/artic...


    Bilder

    Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) können bis 115 Meter hoch werden und bis zu sieben Meter im Durchmesser erreichen. Sie sind die höchsten Bäume der Erde.
    Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) können bis 115 Meter hoch werden und bis zu sieben Meter im ...
    Foto: Save The Redwoods League
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) können bis 115 Meter hoch werden und bis zu sieben Meter im Durchmesser erreichen. Sie sind die höchsten Bäume der Erde.


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