idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.05.2016 13:51

Ebola-Impfstoff: Phase-I-Studie vielversprechend

Karola Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

    Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das gefürchtete Ebola-Virus konnte an vier Standorten in Afrika und Europa erfolgreich abgeschlossen werden. Die getestete Vakzine „rVSV-ZEBOV“ hat sich als sicherer Impfstoff erwiesen, der eine anhaltende Bildung von Antikörpern gegen das Virus auslöst. Die Ergebnisse sind aktuell im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht.

    „Die Ergebnisse zur Verträglichkeit und Sicherheit sowie zur Immunantwort auf den Impfstoff-Kandidaten sind sehr vielversprechend“, erklärt Prof. Dr. Marylyn Addo. Die gebildeten Antikörper gegen das Virus waren noch nach sechs Monaten nachweisbar. „Damit sollte eine einmalige Impfung nachhaltig gegen Ebola schützen können“, ist Addo überzeugt. Die Infektionsmedizinerin, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung tätig ist, hat die Studie in Hamburg geleitet. Insgesamt wurden 158 freiwillige gesunde Erwachsene untersucht, neben Hamburg an den Standorten Genf (Schweiz), in Lambaréné (Gabun) und in Kilifi (Kenia).

    Die beteiligten Wissenschaftler sind Teilnehmer von VEBCON, eines von der WHO gegründeten Experten-Konsortiums, dessen Ziel die rasche und koordinierte klinische Testung der Ebola-Vakzine in Afrika ist. Nach wie vor wird ein Impfstoff dringend benötigt, denn die aktuelle Ebola-Epidemie ist noch nicht vollends besiegt und weitere Ausbrüche in der Zukunft können nicht ausgeschlossen werden.

    Zur Studie
    Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigenden Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bil-den, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Art der Immunantwort auf diese Vakzine erstmals am Menschen getestet.

    Wichtige Ergebnisse
    Sicherheit und Verträglichkeit: Es gab keine schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff, in einigen Fällen kam es kurzzeitig zu leichtem Fieber, in anderen Fällen zu Gelenkbeschwerden. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, wurden erwartungsgemäß auch geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, allerdings nur in den ersten Tagen nach der Impfung. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden. In Speichel und Urin konnten keine Viren nachgewiesen werden.

    Wirkung auf das Immunsystem
    Bei allen Teilnehmern wurde das Immunsystem durch die einmalige Impfung angeregt, Antikörper zu bilden, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren. Diese Antikörper konnten die Infektion durch das Ebola-Virus im Reagenzglas hemmen und waren auch nach sechs Monaten noch nachweisbar. Die Wissenschaftler bewerten das Risiko-Nutzen-Profil positiv.
    „Diese Ergebnisse zeigen, dass der neue Impfstoff das Potenzial hat, in möglichen zukünftigen Ebola-Ausbrüchen eingesetzt zu werden", freut sich Prof. Dr. Stephan Becker, in dessen Labor an der Philipps-Universität Marburg die Immunantwort bei allen Studienteilnehmern untersucht wurde. „Die Nebenwirkungen waren moderat und so, wie man es bei Lebendimpfungen erwartet hat“, erklärt auch DZIF-Professor Peter Kremsner vom Universitätsklinikum Tübingen; Kremsner hat die Studie in Gabun geleitet.

    Der Weg bis zum Impfstoff
    Die Ergebnisse der Arbeit fließen nun in weitere Studien ein, in denen die ermittelte optimale Impfdosis eingesetzt wird und vor allem bei Kindern untersucht wird. Diese Studien finden unter anderem in Lambaréné, Gabun, statt. In Guinea wurde der Impfstoff auch bereits in einer größeren Studie getestet. Geimpft wurden dort die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten. Erste Zwischenergebnisse haben einen Wirksamkeitsnachweis des Impfstoffes gezeigt. Die Zulassung durch die amerikanische Behörde FDA ist für Anfang 2017 angestrebt.
    -----------------------

    Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung hat die Vorbereitung der Studien am UKE in Hamburg und in Gabun unterstützt und eine Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt, das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie der britische Wellcome Trust haben die Fördermittel für die Vorbereitung und Durchführung der klinischen Prüfung zur Verfügung gestellt. Der Impfstoffkandidat wird von der kanadischen Gesundheitsbehörde an die WHO gespendet und von dieser für die Studien zur Verfügung gestellt. Die Entwicklung des Impfstoffkandidaten wurde von der WHO begleitet. Gemeinsam reagierten alle Beteiligten damit rasch und konzertiert auf die dramatische Ebola-Epidemie in Westafrika. Bei der Vorbereitung der Studien haben die DZIF-Wissenschaftler an den Standorten Hamburg, Gießen-Marburg-Langen und Tübingen eng mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zusammengearbeitet, das sich als Partner des DZIF für die Erforschung neuer Impfstoffplattformen einsetzt. In Hamburg wurde die Studie in enger Kooperation mit dem Heinrich-Pette-Institut und dem Bernhard-Nocht-Institut durchgeführt.

    Kontakt
    Prof. Marylyn Addo
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    Deutschen Zentrum für Infektionsforschung
    Studienleitung Hamburg
    m.addo@uke.de

    Prof. Peter G. Kremsner
    Universitätsklinikum Tübingen
    Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
    Studienleitung Gabun
    peter.kremsner@uni-tuebingen.de

    Prof. Stephan Becker
    Universität Marburg
    DZIF-Koordinator „Neu auftretende Infektionskrankheiten“
    becker@staff.uni-marburg.de

    Publikation
    Selidji T. Agnandji, M.D.; Angela Huttner, M.D.; Madeleine E. Zinser M.D.; Patricia Njuguna M. M.D. et al.
    Phase I Trials of rVSV Ebola Vaccine in Africa and Europe
    New England Journal of Medicine, 2016 Apr 28. doi: 0.1056/NEJMoa1502924


    Weitere Informationen:

    http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1502924?af=R&rss=currentIssue Veröffentlichung


    Bilder

    Gefürchtet: das Ebola-Virus
    Gefürchtet: das Ebola-Virus
    Copyright: cdc
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Gefürchtet: das Ebola-Virus


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).