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13.06.2016 15:43

Erneuter Belastungsversuch an historischer Allerbrücke

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

    Wissenschaftlerteam will Tragfähigkeit von Gewölbebrücke in Verden ermitteln / Basis für zukünftige Beurteilung ähnlicher Brücken

    Unter der Federführung des Instituts für Massivbau der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie der Leibniz Universität Hannover soll die Tragfähigkeit der alten Eisenbahnbrücke über die Aller in Verden vor ihrem Abbruch experimentell ermittelt werden. Im März dieses Jahres wurde bereits ein erster Belastungstest an der Gewölbebrücke durchgeführt, wobei die Brücke mehr als 600 Tonnen Belastung – entsprechend sechs schwersten übereinandergestapelten Lokomotiven – problemlos standhielt. Anschließend wurde ein Teil der Aufbauten der Allerbrücke entfernt, um die Tragfähigkeit der Brücke künstlich zu verringern. Nun soll in einem zweiten Versuch die verbliebene Tragfähigkeit der Brücke ermittelt werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen dabei erkunden, welche Rolle das abgetragene Brückenmaterial oberhalb des reinen Gewölbebogens für die Stabilität der Brücke spielt. Die aufgemauerten Wände stellen zwar einerseits ein zusätzliches Gewicht dar, tragen aber andererseits auch zur Stabilisierung bei. Dieser Aspekt kann durch theoretische Modelle schlecht erfasst werden.

    Wegen des großen Traglastversuchs wird der Bereich um die Brücke am Donnerstag, 16. Juni 2016, weiträumig abgesperrt. Während des Versuchs wird die Brücke zwar voraussichtlich nicht einstürzen, aber es ist eine starke Schädigung des Bauwerks mit Rissen, Verformungen und Abplatzungen zu erwarten.

    Ziel des Traglastversuchs ist es, die Vorhersagequalität der üblichen Rechenverfahren für Gewölbebrücken zu überprüfen und zu verbessern. Dadurch können diese historischen Bauwerke zukünftig besser beurteilt und wertvolle bestehende Brücken so weit wie möglich erhalten werden. An dem Versuch sind viele Partner beteiligt: neben dem Institut für Massivbau auch das Geodätische Institut der Leibniz Universität, die Technische Universität Berlin, die Jade Hochschule Oldenburg, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig sowie als Industriepartner die Deutsche Bahn AG und die Ingenieurbüros IBW Weimar und MarxKrontal.

    „Es ist eine tolle Chance, den Versuch an einer so großen Gewölbebrücke durchführen zu können“, sagt Professor Dr.-Ing. Steffen Marx vom Institut für Massivbau. Die mehr als 150 Jahre alte Eisenbahnbrücke überspannt mit vielen Einzelbögen mit jeweils etwa 14 Metern Stützweite die Alleraue. Sie war bis Oktober 2015 in Betrieb und wurde dann durch eine neu gebaute Brücke ersetzt. Die neue, fugenlose Stahlkonstruktion überspannt das Gewässer frei – mit einer Spannweite von 80 Metern und ohne Pfeiler im Flussbett. Die alte Brücke reichte in ihrer Tragfähigkeit für die Anforderungen des gestiegenen Verkehrsaufkommens und des steigenden Gesamtgewichts des Schwerlastverkehrs nicht mehr aus. Aus diesem Grund war sie zwischenzeitlich nur noch einspurig befahrbar. Der Abriss ist bereits begonnen worden.

    Bei dem Traglastversuch wird einer der Brückenbögen mit maximal 600 Tonnen belastet, was etwa der sechsfachen bisherigen Verkehrslast entspricht. Die Belastung wird durch vier Hydraulikzylinder erzeugt, die halbseitig auf dem Bogen angeordnet sind. Die Zylinder sind über Gewindestangen und Verpressanker unter der Brücke im Boden verankert, so dass der Kräftekreislauf geschlossen wird. Die Ergebnisse des Versuchs sollen eine Basis für die bessere Beurteilung anderer Gewölbebrücken bilden. Fast ein Viertel der bestehenden Brücken im deutschen Eisenbahnnetz sind historische Gewölbebrücken. Sie stellen neben ihrem Nutzen auch einen bedeutenden baukulturellen Wert dar. Bei dem Versuch werden moderne Messverfahren zur Verformungsmessung wie hochgenaues Laserscanning und Photogrammetrie eingesetzt.

    Hinweis an die Redaktion:
    Für weitere Informationen steht Ihnen Dr.-Ing. Gregor Schacht vom Institut für Massivbau unter Telefon +49 171 686 7205 oder per E-Mail unter gregor.schacht@ifma.uni-hannover.de gern zur Verfügung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Bauwesen / Architektur, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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