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10.08.2016 00:30

Neue Solar-Moskito-Falle als wirksame Waffe gegen Malaria

Christian Heuss Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Swiss Tropical and Public Health Institute

    Eine mit Solarenergie betriebene Moskito-Falle dezimierte die Mücken-Population auf der kenianischen Insel Rusinga um 70%. Die Malariainfektionen gingen in der Folge um 30% zurück. Das zeigen Forscher der Universität Wageningen, des Kenyan International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH). Damit zeigen die Forscher zum ersten Mal, dass Moskito-Fallen die Übertragung der Krankheit Malaria eindämmen können. Die neuartigen Moskitofallen könnten sich auch als wirksames Mittel gegen die Ausbreitung der Dengue- und Zika-Epidemie erweisen. Die Resultate werden heute in der Fachzeitschrift «The Lancet» publiziert.

    Eine neu entwickelte Moskitofalle bedient sich eines wirksamen Tricks. Sie ködert die Tiere mit einem menschenähnlichen Duftstoff. Ein Gemisch aus Milchsäure und anderer über die menschliche Haut ausgeschiedene Stoffe lockt die Moskitos zur Falle. Ein mit Solarenergie betriebener Ventilator erzeugt einen Luftstrom und saugt die Tiere in die Falle ein.

    Die heute veröffentlichte Studie zeigt, dass damit auf der kenianischen Insel Rusinga 70% der Malaria übertragenden Mücken vernichtet werden können. Die Malaria-Infektionen sanken dabei um 30%. Es ist die erste Studie überhaupt, die eine Reduktion von Malaria-Infektionen beim Menschen durch Moskito-Fallen belegt. Somit könnte sich die Falle als ein wichtiges Instrument bei der Eliminierung der Malaria erweisen.

    «Die Falle tötet die Tiere ganz ohne den Einsatz von Insektiziden», sagt Studienleiter Willem Takken von der Universität Wageningen. Die Moskitos haben so keine Chance, Resistenzen gegen ein Insektizid herauszubilden. Die Umwelt wird nicht belastet.

    Verbesserte Lebensqualität für die Menschen auf Rusinga

    Im Verlauf der Studie wurden alle Haushalte auf Rusinga schrittweise mit Moskito-Fallen ausgestattet und die Effekte fortlaufend statistisch ausgewertet. Tom Smith und sein Team vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) überwachten die statistische Analyse und Modellierung der Studie.

    Insgesamt installierten die Forscher 4'500 Fallen. Die Moskitofallen senkten nicht nur die Zahl an Malaria-Infektionen. Sie brachten der Bevölkerung auch mehr Lebensqualität. Denn die für den Betrieb der Falle benötigten Solarpanel liefern genügend Strom für eine Deckenbeleuchtung im Innern des Hauses. An einer Batterie lassen sich zudem Mobiltelefone aufladen. Auch dank dieses Zusatznutzens stiessen die Moskitofallen auf hohe Akzeptanz.

    Auch gegen Zika und Dengue wirksam

    Die Falle lockt nicht nur die Anopheles, die Überträgerin der Malaria, an. «Auch die Aedes aegypti, Überträgerin des Zika-Virus oder des Dengue-Fiebers, werden von menschlichen Gerüchen angezogen und lassen sich mit dieser Falle wirksam bekämpfen», sagt Tom Smith vom Swiss TPH. Damit könnte die Falle auch zur Eindämmung der Zika und Dengue Epidemien eingesetzt werden.

    Über Malaria

    Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. Nebst zahlreichen Menschenleben kommt die Krankheit Afrika teuer zu stehen. Hohe Gesundheitskosten und Produktionseinbussen im Landwirtschaftssektor beziffern sich auf 12 Milliarden Dollar jährlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beabsichtigt, die Krankheit bis 2030 zu eliminieren. Investitionen in die Entwicklung neuer Medikamente, Impfstoffe und in den Kampf gegen die Moskitos sind deshalb nötig. Die neue Moskito-Falle könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.

    Originalbeitrag

    Tobias Homan, Alexandra Hiscox, Collins K Mweresa, Daniel Masiga, Wolfgang R Mukabana, Prisca Oria, Nicolas Maire, Aurelio Di Pasquale, Mariabeth Silkey, Jane Alaii, Teun Bousema, Cees Leeuwis, Thomas A Smith, Willem Takken, The effect of mass mosquito trapping on malaria transmission and disease burden (SolarMal): a stepped-wedge cluster-randomised trial, Lancet (2016), DOI: XY, S0140-6736(16)30445-7

    Weitere Informationen

    Prof. Thomas Smith, Leiter Health Systems Research and Dynamical Modelling Group, Schweizerisches Tropen-und Public-Health-Institut, Swiss TPH, Tel +41 61 284 82 73, thomas-a.smith@unibas.ch

    Dr. Christian Heuss, Leiter Kommunikation, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut, Swiss TPH. Tel +41 61 284 86 83, christian.heuss@unibas.ch

    Karin Hommen, Wageningen University and Research, +31 317 480954, Karin.hommen@wur.nl


    Bilder

    Solar-Moskitofalle: Duftstoffe in der Falle ziehen Mosquitos an. Ein Luftstrom saugt die Insekten in die Falle.
    Solar-Moskitofalle: Duftstoffe in der Falle ziehen Mosquitos an. Ein Luftstrom saugt die Insekten in ...
    Alexandra Hiscox / Swiss TPH
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    Solar-Moskitofalle: Montage der Solarpanel an einem Hausdach auf der Insel Rusinga in Kenya
    Solar-Moskitofalle: Montage der Solarpanel an einem Hausdach auf der Insel Rusinga in Kenya
    Alexandra Hiscox / Swiss TPH
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    Anhang
    attachment icon Solar-Moskitofalle: Dank der Falle erhalten die Bewohner auch ein elektrisches Licht.

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Solar-Moskitofalle: Duftstoffe in der Falle ziehen Mosquitos an. Ein Luftstrom saugt die Insekten in die Falle.


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    Solar-Moskitofalle: Montage der Solarpanel an einem Hausdach auf der Insel Rusinga in Kenya


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