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15.08.2016 12:56

Ökosystemfunktionen in Ölpalmplantagen reduziert

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Göttingen, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig sowie der indonesischen Bogor Agricultural University hat erstmals eine vollständige und multidisziplinäre Bewertung aller Ökosystemfunktionen in Ölpalmplantagen im Vergleich zu Tieflandregenwäldern vorgenommen. Dabei fanden die Forscher heraus, dass in Ölpalmplantagen elf von 14 Ökosystemfunktionen rückläufig sind, einige mit irreversiblen globalen Folgen.

    Pressemitteilung Nr. 158/2016

    Ökosystemfunktionen in Ölpalmplantagen reduziert
    Göttinger Wissenschaftler bewerten Auswirkungen der Umwandlung von Tieflandregenwäldern

    (pug) Die Umwandlung von tropischen Tieflandregenwäldern in Ölpalmplantagen hat große Auswirkungen auf Umwelt und Menschen. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Göttingen, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig sowie der indonesischen Bogor Agricultural University hat erstmals eine vollständige und multidisziplinäre Bewertung aller Ökosystemfunktionen in Ölpalmplantagen im Vergleich zu Tieflandregenwäldern vorgenommen. Dabei fanden die Forscher heraus, dass in Ölpalmplantagen elf von 14 Ökosystemfunktionen rückläufig sind, einige mit irreversiblen globalen Folgen. Gleichzeitig zeigten sie jedoch Managementoptionen auf, die Schäden reduzieren und mehrere Ökosystemfunktionen begünstigen könnten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Biological Reviews erschienen.

    Die bisherige Forschung über die Umweltauswirkungen von Ölpalmanbau ist verstreut und lückenhaft. Durch die Synthese von etwa 1000 wissenschaftlichen Studien und Berichten konnten die Forscherinnen und Forscher einen ausgewogenen Überblick über die Veränderungen in allen 14 Ökosystemfunktionen geben. Dazu zählen zum Beispiel die Gas- und Klimaregulierung, die Wasserregulierung und -versorgung, die Abmilderung von Extremereignissen, die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Arzneistoffressourcen. Während die Bereitstellung von Lebensmitteln und Rohstoffen – meist Palmöl – erhöht wird, zeigen alle anderen Funktionen in Ölpalmplantagen im Vergleich zu Tieflandregenwäldern eine Nettoabnahme. Bei zwei Funktionen – der Bestäubungsleistung und der biologischen Kontrollfunktion – reichen die derzeitigen Kenntnisse nicht aus, um eine eindeutige Aussage zu treffen.

    „Während das allgemeine Ergebnis so zu erwarten war, zeigen sich eine Vielzahl von ökologischen und gesellschaftlich schädlichen Auswirkungen auf lokaler bis globaler Ebene“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Wiegand von der Abteilung Ökosystemmodellierung der Universität Göttingen. „Unsere Studie stellt damit ein leistungsfähiges Werkzeug zur Politikgestaltung dar, auf der Grundlage einer ausgewogenen und detaillierten Betrachtung aller Ökosystemfunktionen.“

    Die Wissenschaftler kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass die größten negativen Effekte mit der Waldzerstörung einhergehen. Deshalb sollten Ölpalmplantagen nur auf bereits umgewandelten Flächen angelegt werden. Der Verlust von Ökosystemfunktionen kann bis zu einem gewissen Grad abgemildert werden, manchmal mit einfachen Mitteln wie bodenbedeckenden Pflanzen, Mulch und Kompost. Dennoch sollte Waldumwandlung auf den in Ölpalmanbaugebieten besonders häufigen Torfböden auf jeden Fall vermieden werden: Wenn Torfböden trockengelegt werden, um Plantagen anzulegen, werden große Mengen an Kohlendioxid freigesetzt – mit dramatischen, langlebigen und nahezu irreversiblen Folgen.

    Die Studie zeigt auch Forschungslücken auf, insbesondere in Bezug auf die Funktionen von soziokulturellen Informationen. Wald hat in nahezu allen Gesellschaften eine wichtige kulturelle Bedeutung und erfüllt beispielsweise bestimmte medizinische, spirituelle oder rituelle Funktionen. „Ob und welche dieser Funktionen von der Ölpalme erfüllt werden, ist bislang kaum erforscht“, so Prof. Wiegand. „Es besteht ein Bedarf an empirischen Daten aus unterschiedlichen Regionen und von unterschiedlich alten Plantagen Und schließlich benötigen wir mehr Forschung über die Entwicklung wirksamer Managementpraktiken, die die Verluste der Ökosystemfunktionen abmildern könnten.“

    Die Untersuchungen sind Teil des Sonderforschungsbereichs „Ökologische und sozioökonomische Funktionen tropischer Tieflandregenwald-Transformationssysteme“ (EFForTS), in dem mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Naturwissenschaften, der Ökonomie und den Sozialwissenschaften zusammenarbeiten. Neben der Universität Göttingen sind daran Forschungseinrichtungen aus Indonesien beteiligt, darunter die Universitäten Bogor, Jambi und Tadulako. Weitere Informationen sind im Internet unter der Adresse http://www.uni-goettingen.de/efforts zu finden.

    Originalveröffentlichung: Claudia Dislich et al. A review of the ecosystem functions in oil palm plantations, using forests as a reference system. Biological Reviews 2015. Doi: 10.1111/brv.12295.

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Kerstin Wiegand
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie
    Abteilung Ökosystemmodellierung
    Büsgenweg 4, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-10121
    E-Mail: kerstin.wiegand@uni-goettingen.de
    Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/102170.html


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5569 Fotos


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Politik, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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