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23.08.2016 15:32

Stellungnahme zur empfohlenen Verlängerung der Modellklausel in den Therapiestudiengängen

Mareike Hochschild Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius

    „Wir wären gezwungen, in einem Schwebezustand zu verharren“

    Die Hochschule Fresenius zeigt sich enttäuscht und entsetzt über die Empfehlung der Bundesregierung, die Modellphase in den Studiengängen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie um zehn Jahre zu verlängern. Ein solcher Schwebezustand würde die Professionalisierung in diesen Berufen auf lange Sicht zurückwerfen und darüber hinaus die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Therapeutenausbildung gefährden. Der Bundestag wird im September erstmals darüber beraten. Eine Entscheidung muss bis Sommer 2017 getroffen werden.

    Die Bundesregierung hat am 17. August in ihrer Kabinettssitzung den Bericht des Bundesgesundheitsministeriums zu den Evaluationen der Modellstudiengänge Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie Hebammenkunde angenommen und sich den darin enthaltenen Empfehlungen des Ministeriums angeschlossen. Obwohl alle Auswertungen übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass die berufsqualifizierenden Studiengänge in den Gesundheits-fachberufen sich bewährt haben und deshalb auf Dauer wünschenswert und machbar sind, zieht das Ministerium daraus einen völlig unverständlichen Schluss: Die Modellphase soll um weitere zehn Jahre verlängert werden.
    Das ist wie: ein gutes Zeugnis erhalten und trotzdem sitzenbleiben.

    „Wir, die wir diese Studiengänge seit Jahren erfolgreich anbieten, sind über diese Empfehlung entsetzt und enttäuscht“, sagte die Dekanin des Fachbereichs Gesundheit & Soziales, Prof. Dr. Birgit Schulte-Frei, selbst Professorin für Physiotherapie. „Wenn das tatsächlich umgesetzt wird, würde das den Hochschulen, den Lehrenden und den Studierenden erheblichen Schaden zufügen. Mit einer Verlängerung der Modellklausel, zumal um zehn Jahre, wäre eine Chance vertan, die Studiengänge jetzt in den Regelbetrieb der Hochschulen zu überführen und die ohnehin dringend reformbedürftigen Berufsgesetze an die hochschulische Ausbildung anzupassen. Wir wären gezwungen, in einem Schwebezustand zu verharren und das Studium auf viele Jahre weiterhin mit zum Teil sehr hinderlichen und qualitätsmindernden Einschränkungen durchzuführen. Das wäre für alle Beteiligten sehr frustrierend.“

    Deutschland würde sich mit einer solchen Entscheidung international ins Abseits stellen: Überall in Europa werden Therapeutinnen und Therapeuten an Hochschulen ausgebildet. Die Schweiz mit ihrem auch in Deutschland hoch anerkannten Berufsausbildungssystem hat vor zehn Jahren trotzdem konsequent auf eine Akademisierung der Gesundheitsfachberufe umgestellt. Überall hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die zunehmende Komplexität im Gesundheitssystem und der sich verändernde Versorgungsbedarf Kompetenzen erfordern, welche nur in einem Hochschulstudium vermittelt werden können.

    Das Bundesgesundheitsministerium hingegen sieht den Mehrwert einer akademischen Ausbildung gegenüber einer Fachschulausbildung noch nicht hinreichend belegt. Anders übrigens als in der Pflege: Im neuen Pflegeberufereformgesetz ist eine akademische Erstausbildung ausdrücklich und unstrittig vorgesehen. Bei den Hebammen soll es sogar eine Vollakademisierung geben – weil eine EU-Richtlinie dies vorsieht. „Warum will die Politik die Therapieausbildung davon ausnehmen?“, fragte Prof. Dr. Schulte-Frei. „Warum reichen die Evaluationsergebnisse in der Pflege und in der Hebammenkunde offenbar aus, um reguläre Studiengänge einzuführen – nicht aber in der Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie?“

    Möglicherweise fürchtet man im Bundesgesundheitsministerium, dass es nicht möglich ist, die für die Einführung von Regelstudiengängen notwendige umfassende Reform der Berufsgesetze zeitlich bis zum Auslaufen der Modellklauseln Ende 2017 zu realisieren. Dabei enthalten die Evaluationen der Modellstudiengänge dazu konkrete Vorschläge, die auch im Bericht des Ministeriums aufgeführt sind. Auf deren Grundlage könnte man gemeinsam mit den Hochschulen und Berufsverbänden rasch zu verwertbaren Ergebnissen gelangen.
    Die Entscheidung über die Zukunft der primärqualifizierenden Gesundheitsstudiengänge wird im Parlament getroffen. „Wir haben daher die Hoffnung und auch die Erwartung, dass die Bundestagsabgeordneten, insbesondere im Gesundheitsausschuss, die positiven Evaluationsergebnisse zum Anlass nehmen, die Modellklauseln abzuschaffen, statt sie zu verlängern, und somit reguläre Studiengänge zu ermöglichen.“

    Über die Hochschule Fresenius
    Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und den Studienzentren in Berlin, Düsseldorf und New York gehört mit mehr als 11.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Praxisnahe, innovative und zugleich auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Studien-inhalte, kleine Studiengruppen, namhafte Kooperationspartner sowie ein umfangreiches Alumni Netzwerk sind nur einige der vielen Vorteile der Hochschule Fresenius. Mit ihrem Stammhaus in Idstein bei Wiesbaden blickt die Hochschule Fresenius auf eine mehr als 168-jährige Tradition zurück. Seit 1971 ist die Hochschule als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote an. Neben Bachelor- und Masterprogrammen in Vollzeit bieten die fünf Fachbereiche auch berufsbegleitende und duale Studiengänge an. Im Herbst 2010 wurde die Hochschule Fresenius für ihr „breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihren „überzeugend gestalteten Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Im April 2016 hat der Wissenschaftsrat die Hochschule Fresenius für weitere fünf Jahre reakkreditiert.


    Weitere Informationen:

    http://Website: www.hs-fresenius.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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