Eine Forschergruppe der Universität Kassel entwickelt ein Verfahren, um aus Biomasse aus Parks oder von Straßenrändern wertvolle Aktivkohle herzustellen. Die Ergebnisse könnten den deutschen Städten immense Kosten sparen.
Herbstlaub verursacht den deutschen Stadtkämmerern jedes Jahr hohe Kosten, zu denen die Biomasse auf Kompostanlagen entsorgt wird. Gleiches gilt für Grünschnitt, wie er etwa regelmäßig an Straßenrändern oder in Parks anfällt. Schätzungen besagen, dass jedes Jahr in Nordwesteuropa rund 34 Mio. Tonnen Restbiomasse aus Landschafts- und Stadtpflege ungenutzt bleiben. Dabei steckt in dieser Biomasse viel mehr als ein Entsorgungsproblem: Eine Projektgruppe um den Kasseler Universitäts-Professor Dr. Michael Wachendorf hat sich zum Ziel gesetzt, die Energie dieser Abfälle zu nutzen und aus Gras und Laub Aktivkohle für Kläranlagen herzustellen. Die Wissenschaftler bauen dabei auf Forschungsergebnissen zur Biomassekonversion auf, die an der Universität Kassel bereits in mehreren europäischen Großprojekten gewonnen wurden. Die EU fördert das Verbundprojekt „Re-Direct“ mit elf Partnern aus fünf Ländern nun für die nächsten drei Jahre mit rund 3,2 Mio. Euro, davon entfallen 1,3 Mio. Euro auf die Uni Kassel.
Untersucht wird dabei, wie Restbiomassen in smarten, dezentralen Anlagen zu Bio- und Aktivkohle verarbeitet werden können. Bio- und Aktivkohle sind in der Lage, in Kläranlagen komplexe chemische Verbindungen wie z.B. Medizinrückstande aus dem Wasser filtern. „Wir werden innovative Technologien kombinieren, um Restbiomassen in regionalspezifischen Kreislaufsystemen zu hochwertigen Kohleprodukten zu veredeln“, so Wachendorf, Leiter des Fachgebiets Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität Kassel. Zum Nachweis der Praxistauglichkeit im industriellen Maßstab erstellen und betreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine städtische Bio- und Aktivkohle produzierende Anlage, die an das Klär- und Kompostwerk der Stadt Baden-Baden angeschlossen ist, sowie eine kleinere ländliche Biomasse-Konversionsanlage in Wales (UK).
Wachendorf, der das EU-Projekt leitet, betont: „Die Forschungsergebnisse werden auch für die deutschen Städte sehr interessant sein, die zum Management und zur Beseitigung der Restbiomassen jährlich immense Steuergelder aufwenden müssen, ohne dass die in diesen Biomassen enthaltene Energie oder Inhaltsstoffe genutzt werden.“
Kontakt:
Dr. Frank Hensgen
Universität Kassel
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Tel.: 05542-98-1245.
Email: hensgen@uni-kassel.de
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Das Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe beschäftigt sich in Forschung und Lehre zum einen mit den komplexen Beziehungen zwischen Grünlandvegetation und Standort sowie mit der Qualität der produzierten Biomasse und deren Bedeutung für Landwirtschaft und Umwelt. Zum anderen werden neue Anbauverfahren beforscht, um Pflanzen als Nachwachsende Rohstoffe z.B. zur Energiegewinnung als Biogas oder Festbrennstoff zu nutzen. Zur schnellen und genauen Erfassung und Beurteilung der Pflanzenbestände werden neue, sensorische und fernerkundliche Methoden erprobt, die zukünftig als Entscheidungshilfe für eine optimierte Bewirtschaftung der Bestände in der Praxis dienen sollen. Diese zukunftsorientierten Sektoren eröffnen der Landwirtschaft neue Einkommensquellen und bringen wichtige Impulse für die Diskussion um die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.
Weitere Informationen zum Fachgebiet finden Sie unter www.uni-kassel.de/agrar/gnr bzw. www.researchgate.net/profile/Michael_Wachendorf .
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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