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16.12.2016 16:54

Ein Gen zum Vergessen - LIN-Forscher erreichen 2. Platz bei Hugo-Junkers-Preis 2016

Sarah Schüler Wissenschaftsorganisation & Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Neurobiologie

    Neurobiologe Dr. Dirk Montag vom Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) und sein Team wurden in der Kategorie „Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung“ ausgezeichnet. Die Wissenschaftler entwickelten ein weltweit einzigartiges Tiermodell. Sie fanden den genetischen Schalter“, mit dessen Hilfe Erinnerungen aus dem Gedächtnis einer Maus gelöscht werden können. Dies ermöglicht neue Therapieansätze bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen.

    Das internationale Forscherteam mit Dr. Dirk Montag, seinem chilenischen Kollegen Dr.
    Rodrigo Herrera-Molina und der indischen Doktorandin Soumee Bhattacharya schaffte es in der Kategorie "Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung" auf den 2. Platz. Die Wissenschaftler bewarben sich mit Ihrer Arbeit zu einem neuartigen Tiermodell zur Gedächtnisforschung – einer Maus, bei der die Erinnerung per Genswitch ausgeschalten werden kann. Die Forscher trainierten dafür Mäuse in einer zweigeteilten Shuttlebox. Ging das Licht an, sprangen die Tiere auf die andere Seite. Ein leichter elektrischer Impuls verstärkte diese Reaktion. Was die Maus dadurch entwickelt, nennt man assoziatives Lernen. Nach dieser Konditionierung wurde das Neuroplastin-Gen, was an der Speicherung solcher Lerninhalte beteiligt ist, im Tier „ausgeschaltet.“ Danach konnte die Maus das Gelernte nicht mehr ausführen - sie hatte es vergessen.

    Das Gedächtnis ist eine wichtige Leistung des menschlichen Gehirns, welche z.B. durch ein traumatisches Ereignis stark beeinträchtigt werden kann. Bis heute sind seine komplexen Wechselwirkungen mit den anderen Systemen des Gehirns noch nicht gut verstanden. „Das Innovative an unserem Projekt ist: Wir können ein bestimmtes Gen gezielt ausschalten und damit zum ersten Mal das Gedächtnis und auch dessen Verlust aus einer genetischen Perspektive untersuchen“, erklärt Montag. Damit erhalten die Forscher zusammenhängende Erkenntnisse über zelluläre, molekulare und systemische Prozesse des Erinnerns im Gehirn.

    Die Erkenntnisse aus ihrer Arbeit können dazu beitragen, Therapieansätze für Alzheimer,
    posttraumatische Belastungsstörungen oder Autismus zu verbessern. Mit dem Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt soll die Leistung innovativer Unternehmer und Wissenschaftler ausgezeichnet und ihre Arbeit
    unterstützt werden.

    Weitere Informationen finden Sie online in der Originalpublikation:
    „Genetically Induced Retrograde Amnesia of Associative Memories After Neuroplastin
    Ablation“ Biological Psychiatry, Volume 81, Issue 2, Mechanisms of Dementia and
    Delirium (2016)

    Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg ist ein Zentrum für Lern- und
    Gedächtnisforschung.


    Weitere Informationen:

    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006322316322776


    Bilder

    Die Preisträger Dr. Dirk Montag (4.v.l.) und Dr. Rodrigo Herrera-Molina (5.v.l.) nahmen den Preis auch stellvertretend für alle beteiligten Kollegen entgegen.
    Die Preisträger Dr. Dirk Montag (4.v.l.) und Dr. Rodrigo Herrera-Molina (5.v.l.) nahmen den Preis au ...
    Andreas Lander
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Die Preisträger Dr. Dirk Montag (4.v.l.) und Dr. Rodrigo Herrera-Molina (5.v.l.) nahmen den Preis auch stellvertretend für alle beteiligten Kollegen entgegen.


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