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05.01.2017 11:37

Hilfe vor und nach der letzten Zigarette

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

    Raucherambulanz Chemnitz bietet Tabakentwöhnungskurse an, die von der Professur Klinische Psychologie und Psychotherapie der TU wissenschaftlich betreut werden

    Das neue Jahr beginnt für viele mit dem guten Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören. Gründe dafür gibt es viele. „Wer sich vom Glimmstängel verabschiedet, lebt länger und vor allem länger körperlich und psychisch gesund – das ist durch die Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zweifelsfrei bewiesen“, sagt Prof. Dr. Stephan Mühlig, Inhaber der Professur Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität Chemnitz. Raucher haben nicht nur ein vielfach höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. „Auch andere Krebs-Erkrankungen wie Kehlkopf-, Lippen-, Magen-Darm- oder Blasenkrebs kommen bei Rauchern sehr viel häufiger vor als bei Nichtrauchern. Auch schwerwiegende chronische Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen wie beispielsweise die Chronische Bronchitis, Herzinfarkte, Gefäßverengungen, frühzeitige Erblindung und Potenzprobleme werden im Wesentlichen durch das Zigarettenrauchen mitverursacht“, weiß Mühlig.

    Unabhängig von den körperlichen Folgeschäden ist das Zigarettenrauchen aber häufig auch eine Suchterkrankung. Nikotin zähle zu den suchtpotentesten Substanzen überhaupt, mit einem ähnlich hohen Abhängigkeitspotenzial wie Heroin. „Wer zur Zigarette greift, weiß zwar meist um die gesundheitlichen Risiken des Tabakrauchens, und deshalb wollen die meisten Raucher eigentlich aufhören. Aber dies ist eben bei süchtigen Rauchern nicht einfach nur eine Willensfrage“, sagt Mühlig.

    Neben abhängigkeitsbezogenen Problemen wie Entzugserscheinungen und Suchtverlangen ist die Zigarette im Alltag mit vielerlei Auslösereizen, Ritualen und Gewohnheiten verbunden, die nach einem Rauchstopp noch lange Zeit automatisch ein heftiges Suchtverlangen und schließlich Rückfälle auslösen können. „Ohne professionelle Unterstützung liegt die Rückfallquote von Abstinenzversuchen nach einem Jahr bei über Prozent“, sagt Mühlig. Vielen Rauchern gelinge der Rauchstopp zwar irgendwann auch ohne professionelle Unterstützung, allerdings oft erst nach mehreren Anläufen und nach vielen Jahren. Das bedeutet: Nicht selten erst, wenn bereits ernsthafte Gesundheitsschäden und Rauchererkrankungen eingetreten sind.

    Vor diesem Hintergrund bietet die Raucherambulanz der Technischen Universität Chemnitz Intensivkurse zur Tabakentwöhnung für aufhörwillige Raucher aus der Region Chemnitz an. Das verwendete Programm basiert auf einem wissenschaftlich fundierten Konzept, das die wirksamsten Methoden psychologischer sowie medikamentöser Entwöhnungsbehandlungen kombiniert. Es umfasst sechs Einheiten a 90 Minuten Dauer und wird in Gruppen von acht bis zwölf Teilnehmern über etwa drei Monate durchgeführt. Die Teilnehmer der einzelnen Kurse werden vorab gründlich befragt und nach Kursende noch sechs Monate telefonisch begleitet. Mühlig verweist auf die wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise der verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie zur Tabakentwöhnung: „In den Kursen werden die Hintergründe der Tabaksucht erklärt. Der Rauchstopp wird systematisch vorbereitet, und die Teilnehmer entwickeln Strategien, mit Entzugserscheinungen und Suchtverlangen umzugehen und ihren Lebensalltag als Nichtraucher neu zu gestalten. Die Kursgruppen bieten zudem vielen Teilnehmern nicht nur einen Rückhalt, sie erzeugen eine hilfreiche soziale Unterstützung, wirklich ans Ziel zu kommen. Hinzu kommt die intensive Betreuung nach dem Ende des eigentlichen Kurses. “

    Mühlig meint, dass jeder Raucher einfach mal einen Blick in die Statistik werfen sollte: "Weltweit stirbt alle sieben Sekunden ein Mensch an den Folgen des Rauchens. Allein in Deutschland sind das im Jahr etwa 140.000 Menschen, die vorzeitig an tabakbedingten Erkrankungen sterben", sagt der Psychologe. 90 Prozent der Raucher würden sich das Rauchen eigentlich abgewöhnen wollen, ohne professionelle Hilfe schaffen es jedoch nur drei bis sechs Prozent dauerhaft. „Einen guten Vorsatz zu haben, auf den blauen Dunst zu verzichten, ist dennoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, meint Mühlig.

    Weitere Informationen zur Raucherambulanz Chemnitz: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/klinpsy/RAC/index.php

    Rückfragen werden beantwortet per E-Mail raucherambulanz@tu-chemnitz.de oder telefonisch unter der Rufnummer 0371 531-32243.


    Bilder

    Ganz so einfach ist das Aufhören mit dem Rauchen nicht.
    Ganz so einfach ist das Aufhören mit dem Rauchen nicht.
    Foto: TU Chemnitz/Stefanie Richter
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Ganz so einfach ist das Aufhören mit dem Rauchen nicht.


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