idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.03.2017 14:48

Vom Kult zur Kunst

Dr. Juliane Kuhn Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kunsthochschule für Medien Köln

    Hans Ulrich Recks "Ritualkunst zwischen Kult und Museum – Dissonante Ästhetiken am Beispiel Afrikas“ als erster Band der Schriftenreihe edition KHM in Kooperation mit dem Herbert von Halem Verlag erschienen

    Die Neuerscheinung "Ritualkunst zwischen Kult und Museum. Dissonante Ästhetiken am Beispiel Afrikas" von Hans Ulrich Reck ist der erste Band der Schriftenreihe edition KHM, die von der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Kooperation mit dem Herbert von Halem Verlag herausgegeben wird. Der Autor erörtert die Problematik bei der Einbindung ursprünglich kultischer Artefakte in den Bestand von Museen nach europäischem Vorbild am Beispiel afrikanischer Kunstgegenstände.

    Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzt in den bildenden Künsten eine Aufbruchbewegung ein, die sich einige Jahrzehnte später zur Auffassung verfestigt, Kunst sei einer permanenten Welterfindung verpflichtet und müsse bedingungslos innovativ sein. Die Praktiken der Kunst werden konzeptuell, Künstler suchen und testen Entwürfe für neue Wirklichkeiten. Jeden Tag eine neue Sprache erfinden, eine neue Welt, ist das Motto spätestens seit Arthur Rimbaud.
    Am Beispiel afrikanischer Kunst zeigt Hans Ulrich Reck, wie von Stammeskulturen geschaffene Kunstwerke aus ihrer ursprünglichen Bedeutung als kultische Objekte herausgelöst und in das Kunstsystem der Museen nach europäischem Vorbild eingegliedert werden. Im Zuge dieser Eingliederung finden zwei Prozesse statt, die Reck "Dekontextualisierung" und "Rekontextualisierung" nennt. Dekontextualisierung bezeichnet den Verlust der kultischen Bedeutung eines Kunstwerks: Es erfüllt als Museumsstück nicht länger die Funktionen, die es in derjenigen Gesellschaft hatte, deren Produkt es ist. Im Unterschied dazu bezeichnet Rekontextualisierung den Hinzugewinn einer neuen, nicht mehr kultischen, sondern rein ästhetischen Bedeutung innerhalb des Museumskontextes.
    Zugleich ist die Überführung von Kunstwerken kultischen Ursprungs in Museen aber auch problematisch: Sie stellt immer auch einen "Kunstraub" an derjenigen Gesellschaft dar, der das überführte Kunstwerk entstammt und für die es mit seiner ursprünglichen, kultischen Bedeutung aufgeladen ist.

    In der vorliegenden Publikation wird der gesamte Problembestand im Themenkomplex einer zivilisatorischen Annektierung ritueller Kreativität umrissen. Die Kunstgeschichte dieser Verschiebung wird erläutert mittels Einbezugs von Künstlertheorien, einer ästhetischen Kritik der Avantgardekunst, aber auch der Philosophie des künstlerischen wie – genereller – des kreativen Schaffens.

    Ziel der edition KHM und der Kooperation mit dem Herbert von Halem Verlag ist die Herausgabe eines reflektierten editorischen Programms, das die aktuellen Projekte und Produktionen, Forschungsprozesse und Diskurse an der KHM widerspiegelt. Das schließt Vorhaben Ehemaliger und Externer ein, sofern thematische Bezüge zur KHM gegeben sind.

    Prof. Dr. Hans Ulrich Reck ist Philosoph, Kunsthistoriker, Kurator, Publizist und seit 1995 Professor für Kunstgeschichte im medialen Kontext an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seit April 2014 ist er für vier Jahre Rektor der KHM.

    edition KHM, Band 1
    Herbert von Halem Verlag, Köln 2017, 54,00 EUR
    mit einem Beitrag von Christine Bruggmann, "Hommage an Afrika“,
    432 S., 163 Abb., Broschur, 24 x 17 cm,
    ISBN 978-3-86962-230-9
    Zu bestellen unter: www.halem-verlag.de


    Weitere Informationen:

    http://www.halem-verlag.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).