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27.04.2017 11:01

123. Internistenkongress: Traumata, Sprachbarrieren, Infektionen und Bürokratie – Herausforderungen

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Mannheim – Seit dem Jahr 2015 sind über eine Million Flüchtlinge und Migranten nach Deutschland gekommen. Internisten und Allgemeinmediziner gehören dabei zu den ersten Anlaufstellen. Aktuelle Auswertungen der Krankheitsbilder zeigen ein typisches internistisches Krankheitsspektrum, angeführt von Infekten. Ein überproportional großer Teil der Geflüchteten leidet jedoch an psychischen Problemen. Mit welchen Krankheitsbildern genau die Ärzte zu tun haben und mit welchen bürokratisch-logistischen Herausforderungen sie bei ihrer Behandlung konfrontiert sind, diskutieren Experten auf der PK der Korporativen Mitglieder der DGIM am 30.4.17 im Mannheimer Rosengarten.

    „Im Wesentlichen deckt sich das Krankheitsspektrum in den Aufnahmeeinrichtungen mit dem, das auch hierzulande für die Innere Medizin typisch ist“, sagt Professor Dr. med. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM und Beauftragter für die Korporativen Mitglieder der Fachgesellschaft. In der Mehrzahl seien das Infektionskrankheiten, aber auch Krankheiten des Verdauungssystems, Haut- oder Kreislauferkrankungen. Dies habe eine Befragung unter DGIM-Mitgliedern Anfang 2016 ergeben. Auch eine aktuelle Studie der Charité-Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut, die über 5300 Behandlungsfälle ausgewertet hat und auf dem Internistenkongress vorgestellt wird, kommt zu demselben Ergebnis. Die Sorge, dass mit den Migranten auch gefährliche exotische Krankheiten in großem Umfang nach Deutschland kommen könnten, habe sich damit nicht bestätigt, sagt Privatdozent Dr. med. Joachim Seybold, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Charité–Universitätsmedizin und Koordinator der Flüchtlingshilfe der Charité.

    Auffällig sei jedoch der hohe Anteil an Migranten und Flüchtlingen, die unter psychischen Störungen leiden. In Berlin, wo viele Flüchtlinge ankommen, hat die Charité daher eine so genannte Clearing-Stelle für psychiatrische Erkrankungen eingerichtet. „Seit Februar 2016 wurden hier bereits über 3.500 psychisch kranke oder traumatisierte Flüchtlinge behandelt“, sagt Seybold. Die Clearing-Stelle steht geflüchteten Kindern und Erwachsenen in ganz Berlin offen und beschäftigt unter anderem auch Psychiater, die Arabisch als Muttersprache sprechen. Doch insgesamt gebe es hierzulande viel zu wenige qualifizierte Dolmetscher, geschweige denn Ärzte und Therapeuten, die die Sprachen der Geflüchteten beherrschen, so Fölsch.

    Das Hauptproblem liege jedoch in bürokratischen Hindernissen bei der Behandlung. Flüchtlinge können während des Asylverfahrens kein reguläres Mitglied der Krankenversicherungen werden. Vielmehr finanzieren und organisieren die Kommunen, in denen sie leben, die medizinische Versorgung. Wie diese geregelt ist, kann deshalb von Ort zu Ort unterschiedlich sein. „Viele Flüchtlinge kommen deshalb ohne Gesundheitskarte in die Praxis“, so DGIM-Experte Fölsch. Hier seien politische Lösungen gefragt – wie etwa in Bremen, wo Asylbewerber direkt nach der Registrierung eine solche Karte erhalten. Diesem Beispiel seien leider erst fünf weitere Bundesländer gefolgt. „Gemäß dem Votum des 119. Deutschen Ärztetages 2016 setzt sich die DGIM für eine flächendeckende Einführung einer Versicherungskarte für Migranten und Flüchtlinge ein, um damit die Arbeit der Ärzte und somit eine angemessene medizinische Betreuung zu erleichtern“, so DGIM-Generalsekretär Fölsch.

    Die Ergebnisse der aktuellen Auswertung der medizinischen Flüchtlingsversorgung an der Charité, die Herausforderungen der Flüchtlingsmedizin und wie man ihnen begegnen kann, diskutieren Experten der DGIM auf einer kongressbegleitenden Pressekonferenz der Korporativen Mitglieder der DGIM am 30. April in Mannheim. Weitere Informationen zum Kongress finden Interessierte hier: http://www.dgim2017.de.

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    Terminhinweise:

    Mittags-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Sonntag, 30. April 2017, 11.30 bis 12.30 Uhr
    Ort: Dorint Kongress Hotel Mannheim, Saal 12 (Johann Sebastian Bach)
    Zugang über: Congress Center Rosengarten
    Adresse: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Frühjahrssymposium der Korporativen Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Termin: Sonntag, 30. April 2017, 14.30 bis 16.30 Uhr
    Ort: Dorint Kongress Hotel Mannheim, Saal 10
    Zugang über: Congress Center Rosengarten
    Adresse: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)
    Pressestelle
    Anne-Katrin Döbler
    Janina Wetzstein
    Dr. Adelheid Liebendörfer
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-173
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: liebendoerfer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim2017.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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