idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.05.2017 17:50

Ein Jahr „Mama denk‘ an mich“: Initiative bietet abhängigen Müttern eine Perspektive

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Interdisziplinäres Versorgungsprojekt für Crystal-abhängige Eltern und deren Kinder zieht positive Bilanz auf tschechisch-deutschem Symposium in Prag

    Am 9. und 10. Mai präsentieren Prof. Ulrich Zimmermann, stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Leiter der Suchtambulanz, und PD Dr. Jürgen Dinger, stellvertretender Leiter des Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, im Rahmen einer internationalen Tagung in Prag die ersten Ergebnisse des einjährigen Projekts „Mama denk‘ an mich“. Im Rahmen des interdisziplinären Projektes des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden arbeiten die Kliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Kinder- und Jugendmedizin sowie für Psychiatrie und Psychotherapie eng zusammen, um abhängigen Müttern – aber auch Vätern – eine Perspektive auf ein suchtfreies Familienleben zu ermöglichen. Nun zeigt das Projekt erste Erfolge: Insgesamt haben sich schon 45 Mütter in der Suchtambulanz vorgestellt. 56 Prozent davon entschieden sich für eine strukturierte ambulante Behandlung. Dadurch konnte der Anteil der Neugeborenen, die mit ihren Müttern nach der Geburt nachhause gehen konnten, von 37 Prozent im Jahr 2015 auf 52 Prozent im Folgejahr 2016 deutlich gesteigert werden.

    „Die Suchtproblematik macht weder vor institutionellen noch vor Ländergrenzen halt. Die Dresdner Hochschulmedizin steht deshalb in der Pflicht mit innovativen Programmen betroffenen Familien passgenaue Therapien anzubieten, die ihnen in ein suchtfreies Leben zurückhelfen“, erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. „Dank der engen interdisziplinären Zusammenarbeit am Uniklinikum können wir nach einem Jahr auf eine positive Bilanz zurückblicken, die zeigt, dass die Mechanismen der neuen Initiative greifen. Darüber hinaus setzen wir auch auf eine länderübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz unterstützt wird“, so der Medizinische Vorstand weiter.

    Insgesamt 45 Mütter und Väter haben sich bisher in der Suchtambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vorgestellt. „Es sind vor allem jüngere Frauen und Männer bis zu einem Alter von 30 Jahren, die drogenabhängig sind. 32 unserer 45 Patienten konsumieren Crystal Meth“, erklärt Prof. Ulrich Zimmermann, Leiter der Suchtambulanz. Das hat dramatische Folgen für die Neugeborenen: Viele leiden unter Zitter- und Krampfanfällen, innerer Unruhe und weiteren während der Schwangerschaft durch Drogen ausgelösten Symptome. Zudem sind Frühgeburten besonders häufig. 56 Prozent der Patienten, die sich im vergangenen Jahr im Uniklinikum vorgestellt haben, konnten ihre Behandlung erfolgreich abschließen oder sind noch in ambulanter Behandlung. Von 26 Patienten, die eine Behandlung an der Suchtambulanz im Uniklinikum Dresden begannen, absolvierten zwei Drittel die Therapie zu Ende. Anschließend wurden die Mütter und Väter an Suchtberatungsstellen vermittelt. Dieses Ergebnis wirkt sich auch auf die Anzahl der Neugeborenen aus, die direkt mit ihren Eltern nach Hause gehen konnten: von 2015 (37 Prozent) auf 2016 (53 Prozent) erhöhte sich der Anteil signifikant.

    Mama denk’ an mich

    Die Initiative „Mama denk‘ an mich“ bietet den Betroffenen ein enges Zusammenspiel von Ärzten aus den Bereichen Geburtshilfe, Neugeborenenmedizin und Suchttherapie. „Viele der betroffenen Frauen haben Angst vor einer Stigmatisierung und dem Verlust ihres Kindes, wenn Sie sich den Ärzten gegenüber offenbaren. Mit der im März 2016 gestarteten Initiative „Mama denk‘ an mich“ bieten wir ein umfangreiches Versorgungsprogramm und können neben den Neugeborenen auch die Eltern optimal betreuen, erklärt PD Dr. Dinger, stellvertretender Leiter der Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedizin am Uniklinikum. „Viele der betroffenen Eltern haben, wenn sie sich der Sucht stellen, eine gute Chance das Sorgerecht für das eigene Kind zu behalten.“ Der Raum Dresden profitiert in Sachsen besonders von der Initiative des Dresdner Uniklinikums, da sich die Fallzahlen hier in den letzten Jahren auf hohem Niveau stabilisiert haben. Doch auch in Chemnitz und Leipzig gibt es heute steigende Tendenzen.

    Deutsch-Tschechisches Symposium

    Das vom tschechischen Regierungsrat für drogenpolitische Koordination ausgerichtete „Symposium zur Prävention und Behandlung von Methamphetamin“ findet vom 9. bis 10. Mai in Prag statt. Im Rahmen der internationalen Veranstaltung geben Prof. Ulrich Zimmermann und PD Dr. Jürgen Dinger ihre Erfahrungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit weiter und klären deutsche und tschechische Kollegen über die Initiative „Mama denk’ an mich auf“. Das Praxisbeispiel ist dabei eines von mehreren im Rahmen des Symposiums vorgestellten Pilotprojekten, die dem steigenden Drogenmissbrauch entgegenwirken sollen.

    Kontakt für Betroffene
    Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
    FamilieNetz – Initiative „Mama, denk‘ an mich“
    Heike Menz
    Tel.: 0351 458 66 33
    E-Mail: mama.dam@ukdd.de

    Kontakt für Journalisten
    Universitätsklinikum Carl Gustav
    Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
    Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
    Leiter: Prof. Dr. Mario Rüdiger
    Tel.: 0351 458 3640
    E-Mail: mario.ruediger@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de/kik

    Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    Spezialambulanz für Crystal-abhängige Schwangere
    Oberärztin Dr. Katharina Nitzsche
    Tel.: 0351 458 56 74
    E-Mail: katharina.nitzsche@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de/gyn

    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
    Suchtambulanz
    Leiter und stellvertretender Klinikdirektor: Prof. Dr. Ulrich Zimmermann
    Tel.: 0351 458 2760
    E-Mail: Ulrich.Zimmermann@uniklinikum-dresden.de
    www.uniklinikum-dresden.de/psy


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).