idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.07.2017 09:36

Symbiose - Fettversorgung für Pilze

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Anders, als es in den Lehrbüchern steht: In einer Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen versorgen Pflanzen ihre Partner nicht nur mit Zucker, sondern auch mit Fetten, wie LMU-Wissenschaftler zeigen.

    Mehr als 80 Prozent aller Landpflanzen leben in Symbiose mit Mykorrhiza-Pilzen. Die Pilze nehmen anorganische Nährstoffe – vor allem Phosphat und Stickstoff – aus dem Boden auf und stellen sie den Pflanzen zur Verfügung. Im Gegenzug versorgen Pflanzen die Pilze mit energiereichen Kohlenhydraten. Ein Team um die LMU-Biologin Caroline Gutjahr hat in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen von Peter Dörmann (Universität Bonn), Wolfgang Eisenreich (TU München) und Martin Parniske (LMU) nun die gängige Lehrbuchmeinung widerlegt, dass die Pflanze ihrem Partner ausschließlich Zucker als Kohlenstoffquelle liefert: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass auch Fette an den Pilz abgegeben werden. Über ihre Ergebnisse berichten sie im renommierten Fachmagazin eLife.

    Mykorrhiza-Pilze sind wie alle Organismen auf Lipide – also Fette und fettähnliche Substanzen – angewiesen, da diese unter anderem für den Aufbau zellulärer Membranen und als Energiespeicher wichtig sind. „Allerdings fehlen Mykorrhiza-Pilzen die Gene für den Hauptweg der Lipidbiosynthese, deshalb können sie bestimmte essenzielle Fettsäuren nicht selber herstellen“, sagt Gutjahr. „Wir haben deshalb mithilfe zweier Mutanten der Modellpflanze Lotus japonicus untersucht, ob die Pflanze diesen Mangel ausgleicht.“ Lotus japonicus ist eine Leguminose, die mit Klee, Erbsen, Bohnen und Linsen verwandt ist. Die von Gutjahrs Team gefundenen Mutanten tragen Veränderungen in Genen, die für die Fettsäure- und Lipidbiosynthese eine wichtige Rolle spielen. Sie werden signifikant weniger durch Mykorrhiza-Pilze besiedelt als der Wildtyp. Insbesondere können sich die stark verzweigten Arbuskel – bäumchenförmig verzweigte Pilzhyphen in den Pflanzenwurzeln, an denen der Nährstoffaustausch mit der Pflanze stattfindet – nicht voll entwickeln.

    Ein umfassendes Screening der Fettsäuren und Lipide in den mykorrhizierten Wurzeln der Lotus japonicus-Wildform und der Mutanten zeigte, dass bestimmte Pilz-spezifische Fettsäuren in der Mykorrzhiza der Mutanten entweder gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen vorkommen. „Dies brachte uns zu der Annahme, dass der Pilz, wenn er eine Lipidbiosynthese-Mutante besiedelt, an Lipidmangel leidet“, sagt Andreas Keymer, Doktorand und Erstautor der Studie. Mithilfe von stabilen Kohlenstoff-Isotopen wiesen die Wissenschaftler nach, dass der Lotus-japonicus-Wildtyp tatsächlich Lipide an den Pilz überträgt – die Pflanze ernährt den Pilz also nicht nur mit Zucker, wie bisher gedacht, sondern auch mit Fetten.

    Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Pilz die Lipide verwendet, um so schnell wie möglich ein dichtverzweigtes und weitreichendes Hyphennetzwerk zu bilden. Auch für die Sporenbildung benötigt der Pilz große Mengen an Lipiden. Als nächstes wollen die Wissenschaftler untersuchen, über welche Mechanismen die pflanzlichen Lipide zum Pilz transportiert werden. „Außerdem ist es wichtig, herauszufinden, in welchen Verhältnis Zucker und Lipide dem Pilz zur Verfügung gestellt werden“, sagt Gutjahr. Das kann Hinweise darauf geben, wie viel Energie die Pflanze in den Pilz investiert, da die Herstellung von Lipiden mehr Energie erfordert als die von Zuckern. Ein besseres Verständnis dieser symbiontischen Lipidbiosynthese könnte dazu beitragen, Symbiose-optimierte Nutzpflanzen zu züchten.

    Publikation:
    Lipid transfer from plants to arbuscular mycorrhiza fungi
    Andreas Keymer, Priya Pimprikar Vera Wewer, Claudia Huber, Mathias Brands, Simone L. Bucerius, Pierre-Marc Delaux, Verena Klingl, Edda von Röpenack-Lahaye, Trevor L. Wang, Wolfgang Eisenreich, Peter Dörmann, Martin Parniske, Caroline Gutjahr
    eLife 2017
    https://elifesciences.org/articles/29107

    Kontakt:
    Dr. Caroline Gutjahr
    Emmy Noether Research Group Leader
    Faculty of Biology - Genetics
    Tel.: +49 (0)89 / 2180-74740
    mobil: +49 (0)1522/ 2096091
    http://www.genetik.biologie.uni-muenchen.de/Staff/team_gutjahr/gutjahr/index.htm...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).