idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.07.2017 09:01

Malaria verseuchte Mittelmeerraum schon zu Römer Zeiten

Beat Müller Kommunikation
Universität Zürich

    Malaria war auf Sardinien bereits zu Zeiten der Römer verbreitet und nicht erst im Mittelalter. Forschende des Instituts für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich weisen dies anhand eines vor rund 2000 Jahren verstorbenen Römers nach.

    Malaria ist auch heute noch weltweit eine der grössten medizinischen Herausforderungen und fordert jährlich Hundertausende von Menschenleben. In der Vergangenheit haben sich die Menschen auf verschiedene Weise an die Bedrohung durch Malaria angepasst. Dies reicht von Eingriffen in die Umwelt wie Trockenlegen von Sümpfen bis hin zu genetischen Anpassungen des menschlichen Körpers.

    Thalassämie statt antiker DNA

    Auf Sardinien wurde die Malaria erst in den 1950 er Jahren ausgerottet. Angenommen wurde bisher, dass die Seuche auf der Insel erstmals im Mittelalter (500-1500 n. Chr.) endemisch verbreitet war. Forscher des Instituts für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich haben nun die Geschichte der Malaria auf Sardinien weiter erforscht.

    Da antike DNA (aDNA) von Malaria selbst nur sehr schwierig zu gewinnen ist, untersuchen sie stellvertretend Thalassämien und andere genetische Adaptionen. Thalassämien sind genetische Krankheiten, die den Aufbau der roten Blutkörperchen stören. Diese Krankheiten haben jedoch den Vorteil, dass die betroffenen Menschen ein gesundes Leben führen und zudem schlechte Wirte für Malariaerreger sind. Sie sind deshalb teilweise immun gegen Infektionen mit Malaria. Solche Thalassämien kommen noch heute relativ häufig vor in früheren Malaria-Gebieten wie zum Beispiel im Mittelmeerraum.

    Schon Römer litten unter Malaria

    Die Forschenden um Claudia Vigano und Abigail Bouwman vom schweizweit einzigartigen humanen aDNA Labor am Institut für Evolutionäre Medizin untersuchten das Thalassämie-Allele namens cod39 β-thalassemia, das auf Sardinien dominant vorkommt. Sie konnten so nachweisen, dass entgegen dem bisherigen Wissensstand Malaria auf Sardinien wahrscheinlich schon zu römischen Zeiten endemisch verbreitet war und nicht erst im Mittelalter.

    Die entscheidenden Hinweise dafür haben die rund 2000 Jahre alten (ca. 300 v. Chr. bis ca. 100 n. Chr.) sterblichen Überreste eines Römers geliefert. Bei ihm konnte das cod39-Allele nachgewiesen werden. «Dies ist der erste dokumentierte Fall von genetischer Adaptation an Malaria auf Sardinien überhaupt», erklärt Claudia Vigano. «Zudem fanden wir heraus, dass die Person genetisch höchstwahrscheinlich ein Sarde und nicht zugewandert war.»

    Evolution heutiger Krankheiten verstehen

    «Unsere Studie zeigt die Wichtigkeit einer multidisziplinären Herangehensweise an Geschichte», so Abigail Bouwman, Leiterin des Projekts und des aDNA-Labors. «Wir erforschen die Evolution heutiger Krankheiten wie Malaria um zu klären, warum der menschliche Körper überhaupt krank wird und wie Anpassungen geschehen.»

    Literatur:

    Vigano Claudia, Haas Cordula, Rühli Frank J., Bouwman Abigail: 2,000 Year old b-thalassemia case in Sardinia suggests malaria was endemic by the Roman period. American Journal of Physical Anthropology. Doi: 10.1002/ajpa.23278

    Kontakte:

    Dr. Abigail Bouwman
    Head a.i. Ancient Biomolecular Group
    Institute of Evolutionary Medicine
    Tel. +41 44 635 05 20
    E-Mail: abigail.bouwman@iem.uzh.ch

    Prof. Frank Rühli
    Institut für Evolutionäre Medizin
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 635 05 15
    E-Mail: frank.ruehli@iem.uzh.ch


    Weitere Informationen:

    http://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2017/Malaria_Sardinien.html


    Bilder

    Malaria-Mücken stachen auf Sardinien schon zu Römer Zeiten zu.
    Malaria-Mücken stachen auf Sardinien schon zu Römer Zeiten zu.
    istockphoto
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Malaria-Mücken stachen auf Sardinien schon zu Römer Zeiten zu.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).