Bluthochdruck ist ein ständiges Thema unter Altersmedizinern, für das eine moderne Problemlösung gesucht wird: Die Krankheit tritt mit zunehmendem Alter häufiger auf und durch die Behandlung mit blutdrucksenkenden Medikamenten – die Patienten meist zusammen mit weiteren Mitteln gegen andere Beschwerden einnehmen – steigt das Risiko für Nebenwirkungen.
Hinzu kommt das Problem, dass viele Hypertonie-Richtlinien nicht präzise genug sind: „Hier werden Patienten zwischen 65 und 80 Jahren auf gleiche Weise betrachtet wie solche im Alter über 80 Jahren, obwohl letztere häufiger auch unter anderen Erkrankungen leiden und gebrechlicher sind“, kritisiert Professor Antonio Cherubini, Chefarzt des Geriatric Hospital IRCCS-INRCA in Ancona und Professor für Gerontologie und Geriatrie an der Universität von Perugia.
Beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) in Frankfurt am Main präsentiert der renommierte Geriater aus Italien mögliche Lösungen dafür, wie Geriater differenzierter vorgehen können. Seine Keynote-Lecture „Diagnostic and therapeutic strategies for hypertension in geriatric patients“ wird mit Spannung erwartet. Ein erster Einblick:
Die differenzierte Betrachtung fängt schon bei der Diagnostik an. „Bei geriatrischen Patienten sollten Standardmethoden zur Messung des Blutdrucks durch eine globale, also umfassende Bewertung ergänzt werden, die eine Einschätzung der individuellen Gebrechlichkeit, d. h. der Frailty, einschließt“, fordert Professor Cherubini. Liegt eine Frailty vor, sollte eine umfassende geriatrische Bewertung durchgeführt werden, ein sogenanntes „Comprehensive geriatric assessment“ (CGA). Um einen individuell geschneiderten Behandlungsplan zu entwickeln, werden neben medizinischen und psychologischen Faktoren des Patienten auch sein soziales Umfeld und seine funktionellen Fähigkeiten beurteilt.
Hypertonie-Therapie muss maßgeschneidert sein
Hypertonie-Patienten, die mindestens 80 Jahre alt und nachgewiesen gesund sowie funktionell ohne Beschränkungen sind, könnten nach aktuellen Empfehlungen auf identische Weise behandelt werden wie Patienten zwischen 65 und 80 Jahren. Die Therapie für ältere Patienten mit Bluthochdruck, bei denen eine Frailty festgestellt wird, müsse dagegen anders aussehen: „Weil es nicht genügend Beweise für die Vorteile der Bluthochdruckbehandlung für Achtzigjährige mit Frailty (Gebrechlichkeit) gibt, sollte die Therapie in dieser Kategorie von Patienten mit einem maßgeschneiderten Ansatz individualisiert werden”, empfiehlt Cherubini. „Basis dafür ist das zuvor durchgeführte CGA, bei dem auch das höhere Risiko für medikamenteninduzierte Nebenwirkungen bei diesen Patienten berücksichtigt wird.”
Wünschenswert: eine stärkere internationale Zusammenarbeit in der Altersmedizin!
Professor Cherubini glaubt zudem, dass italienische und deutsche Geriater noch viel voneinander lernen können. „Insbesondere wäre es ratsam, dass sie trotz der Unterschiede in den jeweiligen Gesundheitssystemen die besten Praktiken bei der Betreuung älterer Patienten teilen.” Seiner Meinung nach sollten sie ihre Zusammenarbeit stärken, um auf gesamteuropäischer Ebene ein größeres Bewusstsein dafür zu schaffen, wie wichtig es ist, das Gesundheitssystem an die Bedürfnisse der rasch anwachsenden alternden Bevölkerung anzupassen.
Zur Person:
Professor Dr. med. Antonio Cherubini ist Chefarzt des Geriatric Hospital IRCCS-INRCA in Ancona sowie Professor für Gerontologie und Geriatrie an der Universität von Perugia. Er gilt als einer der renommiertesten Geriater Italiens. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem: die Rolle von Antioxidantien und Mikronährstoffen im Alter, Depression im Alter, Schlaganfall bei älteren Menschen, Pharmakotherapie bei älteren Menschen. Professor Cherubini hat verschiedene Funktionen in nationalen und internationalen Fachgesellschaften und ist Autor einer Vielzahl wissenschaftlicher Beiträge.
Termin:
Antonio Cherubini, Geriatric Hospital IRCCS-INRCA Ancona und Universität Perugia
Keynote-Lecture: „Diagnostic and therapeutic strategies for hypertension in geriatric patients”
DGG-Jahreskongress
• Freitag, 29. September 2017, 14:30–15:15 Uhr
• Campus Westend – Hörsaal 2
• Frankfurt am Main
Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
medXmedia Consulting
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 21
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E-Mail: presse@dggeriatrie.de
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.
http://www.geriatrie-kongress.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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