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20.09.2017 12:54

Welt-Alzheimertag am 21. September: Wirksamkeit von Testosteron gegen Demenzkrankheiten nicht belegt

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Bis zum Jahr 2050 könnte sich diese Zahl sogar fast verdoppeln. Eine aktuelle Übersichtarbeit in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift erörtert die widersprüchlichen Daten zur Testosteronbehandlung bei Demenz. Sie räumt auf mit dem verbreiteten Gerücht, Testosteron sei ein wirksames Mittel gegen Demenzkrankheiten inklusive des Alzheimers. Umso wichtiger ist daher die Vorbeugung in der jungen und mittleren Lebensphase – damit können erwiesenermaßen ein Drittel aller Demenz-Erkrankungen verhindert werden, wie eine aktuelle Studie im britischen Fachmagazin Lancet zeigt.

    Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags am 21. September hin.

    „Viele Menschen haben Angst vor Demenzerkrankungen, weil mit ihnen ein Verlust der kognitiven Fähigkeiten und damit der Selbstständigkeit im Alter einhergehen – unter Umständen sogar dann, wenn der Patient ansonsten noch körperlich fit ist“, sagt Professor Dr. med. Cornel C. Sieber, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg und Vorsitzender der DGIM. Die vielen unterschiedlichen Formen der Demenz beträfen unter anderem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache, die Motorik und die Persönlichkeitsstruktur. Ursache für diese Erkrankungen kann die Abnahme von körpereigenen Sexualhormonen wie Testosteron oder Östrogen im höheren Alter sein. Sie schützen die geistigen Funktionen. Ihre geringere Ausschüttung im Alter ist aber nicht die alleinige Ursache für eine Demenz: Andere Hormone, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Stoffwechselstörungen, ein geringes Bildungsniveau oder eine genetische Veranlagung spielen ebenso eine wesentliche Rolle.

    Wie man bei Untersuchungen an Nervenzellen und in Tierversuchen festgestellt hat, kann künstlich in den Körper eingebrachtes Testosteron die Zellen schützen und bei Mäusen den Ausbruch einer Demenz verzögern und die Symptome lindern. Da sich Ergebnisse aus Zellkultur oder Tierversuchen aber nicht einfach auf den Menschen übertragen lassen, wurden in den letzten Jahren diverse wissenschaftliche Studien mit Männern mit oder ohne Demenz durchgeführt. Die Ergebnisse sind äußerst widersprüchlich. „Die Einnahme von Testosteron bei einer Demenz ist deshalb im Moment nicht angezeigt“, unterstreicht Professor Sieber, der auch das Institut für Biomedizin des Alterns in Nürnberg leitet. Es sind weitere wissenschaftliche Studien nötig, um positive Auswirkungen einer Testosterontherapie bei Männern mit Demenz zu untersuchen und eindeutig zu belegen. „Schließlich muss man auch berücksichtigen, dass viele ältere Menschen sowieso schon mehrere Medikamente einnehmen. Die Gabe eines jeden weiteren Wirkstoffes muss sorgfältig erwogen werden, damit es nicht zu unerwünschten Wechselwirkungen kommt – nebst dem Umstande, dass eine Testosterongabe per se Nebenwirkungen haben kann“, gibt der Vorsitzende der DGIM zu bedenken.

    Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch aus Kiel, betont: „Solange es keine wirksamen Therapien gegen Demenz gibt, gilt der Vorbeugung ein besonderes Augenmerk. Der Generalsekretär der DGIM verweist auf eine aktuelle Studie aus Großbritannien, die besagt, dass ein Drittel aller Demenzfälle durch folgende Maßnahmen verhindert werden könne: Übergewicht senken, gesund ernähren, nicht rauchen, Stoffwechselstörungen sowie Depression behandeln und nicht zuletzt ein körperlich, geistig und sozial aktives Leben führen.

    Literaturhinweise:
    Dimopoupou, Christina; Stalla, Günther K.: Testosteronmangel und Demenz. Dtsch med Wochenschr 2017; 142:1102–1105; DOI: 10.1055/s-0042-123152

    Livingston, Gill et al.: ((The Lancet Commissions)) Dementia prevention, intervention, and care. The Lancet 2017; Published Online July 20; http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31363-6

    Bei Abdruck Beleg erbeten.

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    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)
    Pressestelle
    Janina Wetzstein
    Dr. Adelheid Liebendörfer
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-457 und -173
    Fax: 0711 8931-167
    wetzstein@medizinkommunikation.org
    liebendoerfer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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