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06.10.2017 13:57

Gepanzerte Schönheit in Gefahr - Neu entdeckte kolumbianische Schildkröte benötigt Schutz

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Dresden, den 06.10.2017. Senckenberg-Wissenschaftler haben gemeinsam mit kolumbianischen Kollegen eine neue Schildkröten-Art in Kolumbien entdeckt. Die neue Spezies gehört zur Gattung der auffällig gefärbten Schmuckschildkröten und ist erstaunlicherweise mit Arten verwandt, die in mehreren Tausend Kilometer Entfernung vorkommen. In ihrer heute im Fachjournal „Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research“ erschienenen Arbeit plädieren die Wissenschaftler für ein umfassendes Schutzkonzept für die neue Art, da sie besonders durch die Zerstörung ihres Lebensraumes und die Nutzung als Fastenspeise bedroht ist.

    „Schmuckschildkröten sind eine artenreiche Gattung, die besonders durch die Rotwangen-Schmuckschildkröte bekannt ist. Sie wurde durch den Tierhandel bzw. ausgesetzte Tiere beinahe weltweit verbreitet und stellt heute in vielen Ländern ein Problem dar. Neben der ursprünglich in Nordamerika beheimateten ‚Rotwange’ gibt es jedoch noch viele weitere Arten, besonders in Lateinamerika, die teilweise nur schlecht bekannt sind“, erläutert Prof. Dr. Uwe Fritz, Direktor der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden und fährt fort: „Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern von der Universidad Nacional de Colombia und der Universidad de Antioquia, Kolumbien, haben wir Schmuckschildkröten aus diesem Land genetisch und morphologisch untersucht und festgestellt, dass die Tiere in einem Fluss nahe der Grenze zu Panama genetisch völlig isoliert sind. Sie sind nicht mit den benachbarten Schmuckschildkröten-Arten verwandt, sondern mit Schmuckschildkröten aus Brasilien, die durch den Amazonas getrennt in mindestens 3700 km Entfernung leben“.

    Die neue kolumbianische Schmuckschildkröte aus dem Río Atrato erreicht etwa 22 Zentimeter Panzerlänge und ist besonders farbenprächtig, mit gelben und roten Weichteilstreifen und einer oft intensiv roten Färbung der Panzerunterseite. Sie wurde wissenschaftlich zu Ehren von Federico Medem, einem verstorbenen deutschstämmigen kolumbianischen Wissenschaftler als Trachemys medemi benannt, da er bereits in den 1950er Jahren auf Besonderheiten der Atrato-Schmuckschildkröten hingewiesen hatte.

    „Obwohl das kleine Verbreitungsgebiet der Schmuckschildkröten zum Teil in Schutzgebieten liegt, ist Trachemys medemi stark bedroht. In Kolumbien werden in der Fastenzeit vor Ostern unvorstellbare Mengen von Schmuckschildkröten gefangen, da sie als „Fisch“ gegessen werden dürfen. Genau diese Unsitte brachte in Europa in vergangenen Jahrhunderten die einheimische Sumpfschildkröte an den Rand der Ausrottung und auch in Kolumbien ist ähnliches zu befürchten. Zudem verkleinern Waldrodungen den natürlichen Lebensraum der Tiere“, erklärt Prof. Dr. Mario Vargas-Ramírez, Wissenschaftler der Universidad Nacional und Erstautor der Studie. Der Wissenschaftler schlägt daher vor die neu entdeckte Art als „gefährdet“ in die internationale Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten aufzunehmen.

    Kontakt
    Prof. Dr. Uwe Fritz
    Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
    Tel. 0351 - 795841 4326
    Uwe.Fritz@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Vargas-Ramírez M, del Valle C, Ceballos CP, Fritz U. Trachemys medemi n. sp. from northwestern Colombia turns the biogeography of South American slider turtles upside down. J Zool Syst Evol Res. 2017;55:326–339. https://doi.org/10.1111/jzs.12179

    Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.
    Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

    200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.


    Bilder

    Neu entdeckt und schon bedroht: Trachemys medemi.
    Neu entdeckt und schon bedroht: Trachemys medemi.
    © Carlos del Valle
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    Die neue Schmuckschildkröte ist auch von unten hübsch anzusehen.
    Die neue Schmuckschildkröte ist auch von unten hübsch anzusehen.
    © Carlos del Valle
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Neu entdeckt und schon bedroht: Trachemys medemi.


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    Die neue Schmuckschildkröte ist auch von unten hübsch anzusehen.


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