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10.10.2017 11:00

Flussfahrt mit Milbe - Neue Methode zur Ausbreitung von Bodentiere über Wasser

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Görlitz, den 10.10.2017. Senckenberg-Wissenschaftlerinnen haben eine neue Untersuchungs-Methode zur Verbreitung von winzigen Bodenorganismen über das Wasser entwickelt. Anhand selbstgebauter „schwimmender Inseln“ können die Forscherinnen nachvollziehen, welche Bodentiere sich über Flüsse ausbreiten und ob sie sich an neuen Orten ansiedeln können. Bisher war über diese Mechanismen sehr wenig bekannt. Bodentiere, wie Milben oder Springschwänze, sind wichtige „Ökosystemdienstleister“ und sorgen beispielsweise für die Zersetzung von organischem Material. Die Studie wurde kürzlich im Senckenberg-Fachjournal „Soil Organisms“ veröffentlicht.

    Etwa 200.000 Milben und Springschwänze aus bis zu 100 Arten auf einem Quadratmeter Auen- oder Torfboden – mikroskopisch kleine Bodentiere sind ein wichtiger Bestandteil wassernaher Ökosysteme. „Selbst in Gebieten, die immer wieder überflutet werden, finden wir zahlreiche Bodentiere“, erklärt Dr. Ricarda Lehmitz vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz und fügt hinzu: „Studien zeigen zudem, dass bodenlebende Milben mehrere Wochen in Salz- und Süßwasser überleben können.“

    Demnach war es für die Görlitzer Bodenzoologin und ihre Volontärin Meike Schuppenhauer naheliegend auch über die Verbreitung von Bodentieren über das kühle Nass nachzudenken. Bisherige Untersuchungen zur Ausbreitung von Bodentieren beschäftigten sich mit der Ausbreitung über die Luft oder “im Gepäck“ größerer Tiere – „das Element Wasser wurde hier bislang nicht berücksichtigt; vielleicht auch, weil eine praktikable Methode fehlte“, ergänzt Lehmitz und fährt fort: „Wir haben daher eine eigene, kostengünstige Methode – sogenannte ‚schwimmende Inseln’ gebaut, welche die Verbreitung über das Wasser nachvollziehbar machen.“

    Die Kreativität der Wissenschaftlerinnen zahlt sich aus: die aus einfachen Alltagsmaterialien hergestellten „Inseln“ eignen sich laut der vorliegenden Ergebnissen ausgezeichnet. An drei Teststellen im Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ wurden jeweils zehn „schwimmende Inseln“ in 20 bis 40 Zentimeter großen Abständen in dem kleinen Fließgewässer „Altes Fließ“ verteilt. „Ziel war es zu testen, ob sich mit unsere Methode herauszufinden lässt, ob die Bodentiere einen Transport über das Wasser überleben und ob sie sich in einem neuen Habitat wieder ansiedeln“, so Schuppenhauer.
    Der Versuchsaufbau zeigte: Schon nach einem Monat besiedelten erste Bodentiere die ausgebrachten Schwimminseln, die nur über das Wasser zu erreichen waren.
    Diese Erkenntnis könnte auch bei der Renaturierung von Mooren helfen. Eine gängige Methode zur Reduktion der Nährstoffbelastung und Verbesserung der Wasserversorgung im Moor ist das Abtragen der obersten 20 bis 30 cm des Bodens. Anschließend muss die freigelegte Bodenschicht von den wichtigen Bodentieren wieder neu besiedelt werden. Dieser Vorgang könnte beispielsweise. durch gezieltes Überspülen gefördert werden.

    „Unser Experiment zeigt uns, einerseits dass die Ausbreitung der winzigen Tiere über das Wasser nicht unerheblich ist und andererseits, dass unsere Methode funktioniert. Wir sind uns sicher, dass die ‚Inseln’ in Zukunft häufig eingesetzt werden“, schließt Lehmitz.

    Kontakt
    Dr. Ricarda Lehmitz
    Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
    Sektion Oribatida
    Tel. 03581-4760-5570
    ricarda.lehmitz@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Meike M. Schuppenhauer & Ricarda Lehmitz (2017): Floating Islands: A method to detect aquatic dispersal and colonisation potential of soil microarthropods. In: Soil Organisms

    Anleitung zum Bau der „schwimmenden Inseln“
    http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/publikationen/soilorganisms/vo...

    Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.

    Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

    200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: www.200jahresenckenberg.de.


    Bilder

    Die neuen Schwimminseln aus dem Hause Senckenberg
    Die neuen Schwimminseln aus dem Hause Senckenberg
    © Senckenberg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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