idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.12.2017 14:44

Notfallgeburten optimal meistern: Geburtshilfeteams trainieren mit Simulationspuppe

Marieke Ehlen Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Ulm

    Um wichtige und möglicherweise lebensrettende Kenntnisse reicher werden die sechs interdisziplinären Geburtshilfe-Teams der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe nach zwei intensiven Trainingstagen sein. Mitte dieser Woche absolvieren die Geburtshilfeteams aus Ärzt*innen, Pflegekräften und Hebammen das „simparteam“-Training, das bei Notfallgeburten die Sicherheit für Mutter und Kind erhöhen soll. Das Training, bei dem eine computergesteuerte Puppe zum Einsatz kommt, basiert auf Simulationstrainings für Piloten. Es wird vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. angeboten.

    Notfälle kommen bei Geburten zum Glück selten vor. Doch wenn es passiert, darf nichts schiefgehen: Jeder Handgriff muss sitzen, jedes Teammitglied muss seine Rolle kennen, das gemeinsame Vorgehen muss optimal abgestimmt sein und reibungslos ablaufen. Denn ist das Leben von Mutter und Kind in Gefahr, können Sekunden entscheidend sein. „Diese Notfälle lassen sich heute jedoch gut in den Griff bekommen, wenn perfekt ausgebildete und hochspezialisierte Teams schnell und zielgerichtet zusammenarbeiten“, erklärt PD Dr. Frank Reister, Leiter der Geburtshilfe an der Frauenklinik. Ein wichtiger Baustein für die optimale Zusammenarbeit: Notfall-Simulationstrainings.

    Während der zweieinhalb, mit Theorie und Praxis gefüllten Tage haben die Teams, die jeweils aus einer Hebamme, einer Neonatologin, einem Anästhesisten, einer Anästhesie- sowie einer Neonatologiepflegekraft und einem Geburtshelfer bestehen, Notfallgeburten geprobt. Im Mittelpunkt stand eine hochrealistische, computergesteuerte Simulationspuppe, ein so genannter Gebärsimulator, der die Teams mit kritischen Situationen unter der Geburt konfrontiert hat: Wie sieht das beste und schnellste Vorgehen aus, wenn sich die Gebärmutter nicht zusammenzieht und die Mutter innerhalb kürzester Zeit verbluten könnte? Wie befreit man das Baby am besten, wenn seine Schulter im Geburtskanal hängen bleibt und ihm durch Sauerstoffmangel eine geistige Behinderung droht? Für die Teams ist nicht nur wichtig, solche Situationen zu üben. Stark profitieren sie auch davon, das eigene Vorgehen und die Reaktionen gemeinsam mit speziell in diesem Training ausgebildeten Frauenklinik-Mitarbeiter*innen anhand einer Videoanalyse im Nachhinein ausführlich zu besprechen.

    Mit dem simparteam-Training hält nun in die Geburtshilfe Einzug, was für Piloten längst Standard ist. Es ist aus anderen hochverlässlichen Bereichen wie der Luftfahrt übernommen und auf die spezielle Situation der Geburtshilfe übertragen worden. Ausgangspunkt des Projekts war eine Auswertung von fast 800 Geburtsschäden in Deutschland, die durch eine Arbeitsgruppe des Aktionsbündnisses während eines Zeitraums von fast zehn Jahren gesammelt wurden. Viele der dokumentierten Probleme waren auf mangelnde Abstimmung und Kommunikation im Kreißsaal-Team, organisatorisch verzögerte Kaiserschnittentbindungen und falsche Interpretationen der Wehenschreiber-Daten (CTG) zurückzuführen. „Auf diesen realen Fällen baut das Trainingskonzept auf. Wir konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass trainierte Kommunikation und eine perfekte Organisation kritisch wichtig sind für die Sicherheit unter der Geburt und dass genau dieses Training diese Kompetenzen erhöht“, erklärt Professor Dr. Christoph Scholz, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Frauenklinik, der das Projekt maßgeblich mitentwickelt hat.

    „Die Sicherheit unserer werdenden Mütter und Kinder steht immer an erster Stelle“, sagt Professor Dr. Wolfgang Janni, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Um diese zu gewährleisten, ist die Weiterbildung unserer Mitarbeiter*innen essentiell. Wir freuen uns deshalb, dass wir das Notfall-Simulationstraining in unserer Geburtshilfe durchführen und viele Erkenntnisse gewinnen können.“
    Denn nur wenn die Gewissheit da ist, dass auch in schwierigsten Situationen alles klappt, können sich Mütter, Familien, Hebammen und Ärzt*innen auf das Wichtigste konzentrieren: Eine schöne Geburt.

    Über die Ulmer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    Seit einigen Jahren steigt die Anzahl der Kinder, die in der Frauenklinik zur Welt kommen, stetig. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 3000. Die Ulmer Frauenklinik ist außerdem erste Ansprechpartnerin für werdende Mütter aus der Region Ostwürttemberg, Donau/Iller, Bodensee-Oberschwaben und das angrenzende Westbayern, bei denen eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert wurde.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Christoph Scholz, Christoph.Scholz@uniklinik-ulm.de, Tel: 0731 500-58557


    Weitere Informationen:

    http://www.simparteam.de


    Bilder

    Hebamme Julia Kerfin (Mitte) entbindet das Puppenbaby. Sie wird unterstützt von Assistenzärztin Sophia Volz (r.) und Prof. Christoph Scholz (l.)
    Hebamme Julia Kerfin (Mitte) entbindet das Puppenbaby. Sie wird unterstützt von Assistenzärztin Soph ...
    Foto: Universitätsklinikum Ulm
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hebamme Julia Kerfin (Mitte) entbindet das Puppenbaby. Sie wird unterstützt von Assistenzärztin Sophia Volz (r.) und Prof. Christoph Scholz (l.)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).